"Mobilgeschäft ist eine riesige Welle" Yahoo will angreifen
23.10.2012, 06:40 Uhr
Der Pfeil zeigt, wo Yahoo wieder hin will.
(Foto: AP)
Die Erwartungen an Marissa Mayer sind hoch: Die einstige Google-Starmanagerin soll den kleineren Rivalen Yahoo wieder auf Vordermann bringen. Das braucht Zeit, wie die Zahlen zeigen. Börsianer sind mit den ersten Ergebnissen mitten im Konzernumbau aber zufrieden. Mayer will nun beim Internetpionier das Mobil- und Werbegeschäft umkrempeln.

Frischgebackene Mutter und Konzernchefin: Marissa Mayer
Wunder kann auch die neue Yahoo-Chefin Marissa Mayer nicht vollbringen: Der angeschlagene US-Internetkonzern kommt unter dem Druck großer Rivalen wie Google und Facebook noch nicht recht vom Fleck. Das Geschäft stagnierte im dritten Quartal. Dennoch ging der Gewinn durch die Decke. Grund war der milliardenschwere Verkauf eines Anteils am chinesischen Internetunternehmen Alibaba.
Der Umsatz lag nahezu unverändert zum Vorjahreszeitraum bei rund 1,2 Mrd. Dollar. Die seit Juli amtierende Mayer sprach am Firmensitz im kalifornischen Sunnyvale von einem "soliden Quartal". Sie sieht Yahoo auf dem richtigen Weg: "Wir fühlen uns ermutigt durch die Stabilisierung unseres Geschäft bei der Internetsuche und den grafischen Werbeanzeigen."
Es war Mayers zweite Bilanzvorlage. Bei der ersten war sie gerade mal ein paar Tage im Amt. Immerhin konnte sie nun einen stolzen Gewinn von 3,16 Mrd. Dollar (2,42 Mrd. Euro) verkünden. Das war mehr als zehnmal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Yahoo hatte die Hälfte seiner Anteile an Alibaba versilbert und zusätzlich eine gut dotierte Lizenzvereinbarung abgeschlossen.
Börse ist zufrieden
Die Anleger waren zufrieden. Die Aktie stieg nachbörslich um drei Prozent. Mayer wolle stärker anpacken und das Unternehmen nach vorne bringen, lobte Brett Harriss von Gabelli & Co. In der Vergangenheit hatte Yahoo die Erwartungen oftmals enttäuscht. Deswegen hatte der Verwaltungsrat die Vorzeigemanagerin Mayer zur Jahresmitte vom Rivalen Google abgeworben. Sie will Yahoo wieder zu einer der ersten Adressen im Internetgeschäft machen. Dazu scharrte sie ein Team von neuen Managern um sich.
Eine der ersten öffentlich sichtbaren Umbauten am Unternehmen nahm Mayer in der vergangenen Woche vor: Yahoo kündigte an, sich nach 15 Jahren aus Südkorea zurückzuziehen. Lokale Konkurrenten hatten dem US-Unternehmen das Leben schwer gemacht. Mayer will sich allgemein auf profitable Bereiche konzentrieren. Wohin die weitere Reise genau gehen soll, ist aber bislang offen.
Für mögliche Zukäufe will Mayer das Geld jedenfalls mit Bedacht einsetzen - sie denke an Übernahmen zum Preis von weniger als 100 Mio. Dollar, sagte die Yahoo-Chefin in einer Telefonkonferenz. An der Kooperation mit Microsoft im Suchmaschinen-Geschäft soll trotz Schwierigkeiten festgehalten werden. Das mobile Werbegeschäft auf Smartphones und Tablets werde zu einer zentralen Priorität. Yahoo mit den vielen verschiedenen Diensten sei ihr "wie auf den Leib geschneidert", erklärte die langjährige Google-Managerin Mayer.
Die perfekte Welle
"Das Mobilgeschäft ist eine riesige Welle zum Reiten", sagte die 37-Jährige. Sie wolle ihre Bemühungen um die "täglichen Gewohnheiten" der Nutzer wie E-Mail und Websuche konzentrieren, so Mayer. Oberste Aufgabe sei es, den Übergang ins mobile Zeitalter schaffen, bei dem sich auch ansonsten erfolgreiche Konkurrenten schwertun.
Immer mehr Nutzer surfen vor allem über Smartphones und Tablets. Die Internetkonzerne können dabei aber weniger für Werbung verlangen. Das spürt unter anderem auch Platzhirsch Google. Der erfolgsverwöhnte Konzern erschreckte die Anleger zuletzt nicht nur mit einer Bilanz-Panne, sondern auch mit gesunkenen Einnahmen pro Klick. Mayer kündigte an, enger mit dem Partner in der Internetsuche, Microsoft, zusammenzuarbeiten.
Yahoo hat schwierige Zeiten hinter sich: Einst stand das Unternehmen als Synonym für das Internet, doch dann kamen neue starke Rivalen wie Google oder Facebook. Viele Nutzer wandten sich ab, Gleiches galt für die Werbekunden. Erschwerend kamen interne Querelen mit Chefwechseln in rascher Folge hinzu.
Die Hoffnungen ruhen nun auf Mayer. Sie hatte bei Google lange das Suchmaschinengeschäft geleitet und war dort zuletzt für die Kartendienste zuständig. Vor drei Wochen bekam sie ihr erstes Kind, einen Jungen. Mayer hatte von Anfang an erklärt, schnell weiterarbeiten zu wollen.
Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts