Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird seine Zinsen im Oktober nach Einschätzung von Société-Générale-Volkswirt Anatoli Annenkov erneut um 75 Basispunkte anheben. "Mehrere EZB-Ratsmitglieder haben weitere signifikante Zinsschritte gefordert, einen höheren neutralen Zinssatz als bisher genannt und sogar eine Verringerung der Bilanzsumme angedeutet", schreibt Annenkov in seinem Ausblick auf die Ratssitzung am 26./27 Oktober. Auch in Anbetracht der robusten harten Konjunkturdaten und der anhaltend aggressiven Haltung der Fed erwarte er nun eine weitere Anhebung um 75 Basispunkte.

Annenkov sieht den Höhepunkt des Zinszyklus Mitte 2023 bei 3 Prozent erreicht - "vorausgesetzt, dass die Rezession nicht noch tiefer ausfällt", wie er schreibt. Einen Beginn des Bilanzabbaus erwartet der Analyst ebenfalls für Mitte 2023. Angesichts der schlechten Erfahrungen der Bank of England mit "quantitativer Straffung" will er aber nicht ausschließen, dass sich die EZB dabei zunächst auf private Wertpapiere konzentriert, bei Staatsanleihen eine größere Abweichung vom EZB-Kapitalschlüssel zulässt und/oder einen rascheren Abbau der TLTRO-Liquidität bevorzugt, um eine stärkere "Fragmentierung" zu vermeiden.