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Südafrika Gemischtes Bild

Von Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest

Die konjunkturelle Situation der Wirtschaft Südafrikas könnte kaum komplexer sein. Die Dynamik schwächt sich nur langsam ab, da sich die Inlandsnachfrage trotz geldpolitischer Straffung weiterhin robust entwickelt. Dies stabilisiert die hohe Importnachfrage. Die Exportnachfrage profitiert hingegen einerseits von der kräftigen Abschwächung des Rand im letzten Jahr und andererseits von den höheren Edelmetallpreisen. Der Rand verlor im letzten Jahr mehr als 10% seines Außenwerts, und seit Jahresanfang ist noch keine Gegenbewegung zu erkennen. Die Notenbank hofft, dass die Anhebung der Leitzinsen um insgesamt 200 Basispunkte seit Juni letzten Jahres die Wirtschaft in den kommenden Monaten deutlicher dämpft und zusammen mit einer Normalisierung der Ölpreise zu einer langsamen Verringerung des Leistungsbilanzdefizits führt. Den Hintergrund bildet vermutlich die Überlegung, dass eine weitere Zinsanhebung einen zu starken Stimmungsumschwung bei Unternehmen und privaten Haushalten nach sich ziehen könnte. In einem weiterhin durch erhöhte Stimmungsschwankungen gekennzeichneten internationalen Umfeld hätte dies möglicherweise eine negative Dynamik zur Folge, die insbesondere den Rand deutlicher belasten könnte.



Aktuell sind die treibenden Faktoren für die Kapitalzuflüsse in die Finanzmärkte Südafrikas zum einen das vergleichweise hohe Zinsniveau und zum anderem die höheren Rohstoffpreise insbesondere für Edelmetalle. Das hohe Zinsniveau hat Südafrika auch zum Zielland für sogenannte Carry-Trades gemacht, d.h. niedrigverzinslich in der Schweiz oder Japan aufgenommenes Kapital wird in lokal denominierte Anleihen investiert. Dies erhöht zwar den Kapitalzufluss, aber die Kapitalströme und damit der Rand werden besonders anfällig gegenüber Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass Direktinvestitionszuflüsse nach wie vor weniger als die Hälfte des Leistungsbilanzdefizits finanzieren. Die Notenbank wird daher voraussichtlich nur dann ihre gegenwärtige Rolle als Stabilisator aufgeben und erneut die Zinsen anheben, wenn klare Risiken erkennbar sind. Einer der Risikofaktoren bleibt die private Kreditexpansion, deren expansiver Impuls nur langsam zurückgeführt werden kann. Investoren sollten daher vorsichtig agieren. Eine erneute Zinsanhebung oder negative US-Konjunkturüberraschungen können die aktuell freundliche Stimmung schnell eintrüben.

Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung.

Quelle: ntv.de

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