Osteuropa Aktueller Marktreport
04.12.2009, 12:27 Uhr
Wie entwickeln sich die Märkte Osteuropas?
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Der November war ein sehr volatiler Monat für die weltweiten Aktienmärkte. Zu Monatsbeginn präsentierten sich die Börsen – unterstützt von einer positiven Risikoeinstellung der Investoren – freundlich, ehe gegen Monatsende negative Nachrichten aus dem Mittleren Osten für Kurseinbußen sorgten. Nakheel Properties, der staatliche Immobilien-Projektentwickler, kündigte gegen Ende November eine Schuldenrestrukturierung an. Diese sehr überraschende Nachricht erschütterte die Märkte; die Besorgnis der Investoren angesichts der Tragweite möglicher Auswirkungen eines eventuellen Zahlungsverzugs des Staates gegenüber seinen großen Gläubigern – den internationalen Banken – stieg. Infolge des schlechten Risikosentiments fielen Schwellenländer-Titel weltweit; somit litten auch die Osteuropäischen Märkte.
Hohe Aktienvolatilität im November
Nachdem die US-Konjunkturdaten in den letzten beiden Quartalen eine deutliche Verbesserung der Wirtschaftslage anzeigten, ließ die positive Dynamik zuletzt etwas nach. Die meisten Vorlauf- und Stimmungsindikatoren (Konsumentenvertrauen, ISM) sowie die Einzelhandelsumsätze zeigen derzeit ein eher gemischtes Bild. Viele Marktteilnehmer stellen sich die Frage, wie nachhaltig die Konjunkturerholung ausfallen kann, nachdem die positiven Effekte staatlicher Programme zwecks Wiederbelebung der Wirtschaft auslaufen. Der Wohnimmobilienmarkt in den USA ringt weiterhin um eine Bodenbildung. Auf dem Arbeitsmarkt ist ein wirtschaftlicher Aufschwung bei weitem nicht sichtbar: immer noch werden netto hunderttausende Arbeitsplätze abgebaut. Die Arbeitslosenrate ist nunmehr zweistellig (10,2 %). Werden verdeckte Formen der Arbeitslosigkeit, wie unfreiwillige Kurz- und Teilzeitarbeit und ähnliches einbezogen, dann sind bereits über 16 % der arbeitsfähigen US-Bevölkerung von der Krise auf dem Arbeitsmarkt betroffen. Historisch betrachtet sind dies für die USA sehr hohe Niveaus. Angesichts der stark konsumgetriebenen Wirtschaftsstruktur ist die hohe Arbeitslosigkeit keineswegs nur ein nachlaufender Konjunkturindikator; vielmehr prägen die damit verbundenen massiven Einkommensverluste maßgeblich den künftigen Konjunkturverlauf mit. Die wirtschaftliche Erholung dürfte in den USA alles in allem langsam und sehr gedämpft erfolgen.
Aufschwung am Arbeitsmarkt lässt auf sich warten
US-Notenbankchef Ben Bernanke betont immer wieder, dass der Leitzins noch für längere Zeit sehr niedrig bleiben wird. Angesichts weiterhin steigender Arbeitslosigkeit und sehr niedriger Kapazitätsauslastung ist inflationärer Druck in den Volkswirtschaften der entwickelten Industrienationen bis auf weiteres nicht zu erwarten. Die Zinsniveaus der Industrieländer werden daher zumindest im Bereich kurzer Laufzeiten in den nächsten Monaten auf den aktuell tiefen Niveaus verharren. In Anbetracht des wahrscheinlich auf Jahre hinaus deutlich unter Potenzial verlaufenden Wirtschaftswachstums und niedriger Inflation in den kommenden Quartalen sollten auch die längerfristigen Renditeniveaus bis auf weiteres nur begrenztes Potenzial nach oben haben. Allerdings sind kurzfristig auch jederzeit leichte Renditeanstiege im Zuge wechselnder Konjunkturaussichten und aufgrund des anhaltend hohen Finanzierungsbedarfs der US-Regierung möglich. Zugleich bleibt abzuwarten, ob die US-Notenbank ihre massiv ausgeweitete Bilanz bei einer nachhaltigen Konjunkturbelebung tatsächlich rasch wieder zurückfahren wird bzw. zurückfahren kann.
Osteuropas Börsen vor Exportanstieg
Bei osteuropäischen Eurobonds (Staats- sowie Unternehmensanleihen) sind die Renditeaufschläge gegenüber EMU-Staatsanleihen im Monatsverlauf leicht angestiegen. Die zentral- und osteuropäischen Volkswirtschaften sind weiterhin unter Druck, vor allem aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtungen mit der EU. Die wieder etwas anziehende Industrieproduktion in den „alten“ EU-Mitgliedstaaten dürfte sich in den kommenden Monaten in den osteuropäischen Volkswirtschaften positiv niederschlagen und einen Anstieg der Exporte forcieren. Eine weitere wichtige Stütze der Konjunkturerholung in den CEE Ländern ist die Binnennachfrage, die allerdings fast überall in der Region rückläufig ist (mit Ausnahme Polens). Der Weg zurück zu den Vorkrisen-Niveaus dürfte in jedem Fall ein langer sein.
Informationen zu den einzelnen Ländern finden Sie im aktuellen Emerging Markets Report.
Quelle: ntv.de