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Asiens Wachstumsdreieck Aus Chindia wird Chindonesia

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(Foto: REUTERS)

Asien, im 19. Jahrhundert bereits der dominierende Wirtschaftsraum der Erde schickt sich an, seinen Platz zurückzuerobern. Nachdem in den letzten Jahren vor allem China und Indien, - kurz: Chindia - im Fokus standen, ist in den vergangenen Monaten Indonesien verstärkt ins Blickfeld gerückt. Schon ist der Terminus „Chindonesia“ geprägt worden, als Kurzwort für Asiens mächtiges neues Wachstumsdreieck - China, Indien und Indonesien.

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Die Voraussetzungen für ein anhaltend dynamisches Wachstum des Landes waren wohl selten so gut wie heute – ungeachtet der globalen Wirtschaftsabschwächung. Trotz kurzfristiger Rückschlagsgefahr an der Börse in Jakarta spricht der langfristige Ausblick klar für ein Investment.

 

Dank Rohstoffreichtums und geographischer Lage exzellente Wachstumsaussichten

Indonesiens größter Wettbewerbsvorteil und die Basis künftigen Wachstums ist zweifellos sein Rohstoffreichtum in Verbindung mit seiner überaus günstigen geographischen Lage. In unmittelbarer Nähe zu den Wachstumsmärkten und Milliardenstaaten China und Indien gelegen, verfügt es über strategische Kostenvorteile vor allem bei Palmöl und Kraftwerkskohle – Schlüsselrohstoffe für Nahrungsmittelproduktion und Energiegewinnung.

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Beide Rohstoffe sind sowohl angebots- als auch nachfrageseitig weniger zyklisch als beispielsweise Rohöl oder Eisenerz. Bereits heute sind 2,8 Milliarden Menschen (40% der Weltbevölkerung) in Chindonesia zu ernähren und mit Energie zu versorgen und mit steigendem Wohlstand wächst der Bedarf weiter rasant. Kohlekraftwerke werden dabei auf absehbare Zeit den Löwenanteil zur Energiegewinnung beisteuern. Auch wenn Kohle in vielen Ländern reichlich vorhanden ist, fördert Indonesien sie meist zu weit günstigeren Kosten. Die Nähe zu den Hauptabnehmern China und Indien bietet zudem Transportkostenvorteile. Die Kohleimporte Chindia’s dürften sich bis 2013 verdoppeln, und auch der Bedarf in Indonesien selbst steigt stark an.

 

Politische Stabilität und günstige Demographie

Seit 2004 weist Indonesien das drittstärkste BIP-Wachstum in Asien auf. Die Wirtschaftsleistung hat sich in diesem Zeitraum verdoppelt und dürfte bis 2015 erneut um 100% zunehmen. Neben dem globalen Rohstoffboom ist dieser Aufschwung zweifellos der stark verbesserten politischen Stabilität des Landes zu verdanken. Ein gefestigter demokratischer Prozess, Bürgerrechte und Pressefreiheit stehen für einen bemerkenswerten Wandel nach Jahrzehnten der Diktatur im bevölkerungsreichsten muslimischen Staat der Erde. Indonesien verfügt dabei über günstige demographische Voraussetzungen – 22 Millionen junger Arbeitskräfte kommen pro Jahrzehnt hinzu und 60% der Menschen werden in zehn Jahren in Städten leben.

 

Geringe Verschuldung, aber große Engpässe bei Infrastruktur und Bildung

Die Staatsfinanzen sind heute in einem guten Zustand. Die Staatsverschuldung ist in den letzten zehn Jahren von 100% des BIP auf 31% zurückgegangen und Indonesien eine der am geringsten verschuldeten Nationen Asiens. Das erlaubt Steuersenkungen und dringend erforderliche Ausgaben für Bildung und Infrastrukturausbau. Rund 40% des Landes sind noch ohne Stromversorgung. Ohne Strom ist aber kaum Entwicklung möglich. Es mangelt an Straßen und Kanalisation. Gemessen an den gesamten öffentlichen Ausgaben waren die Investitionen ins Bildungssystem bisher die niedrigsten in ganz Asien; sie werden aber künftig kräftig erhöht. Die geringe Bildung ist der Hauptgrund für die hohe Arbeitslosigkeit - 50 Millionen sind faktisch ohne Beschäftigung. Armut und Korruption behindern das Wachstum und gefährden die neu gewonnene soziale und politische Stabilität.

 

Resistent gegen den globalen Wirtschaftseinbruch

Indonesien hat die globale Krise bislang relativ unbeschadet überstanden. Einer der Gründe ist die geringe Exportabhängigkeit des Landes - nach Indien die zweitniedrigste in Asien. Trotz der umfangreichen Rohstoffexporte stammen lediglich 25% der Wirtschaftsleistung aus dem Export. Über 60% entfallen auf den Binnenkonsum, vor allem auf tägliche Bedarfsgüter. Das verleiht der Wirtschaft eine gewisse Stabilität. Hinzu kommt, dass Indonesiens Kapitalmarkt im Verhältnis zur Wirtschaftskraft einer der kleinsten in ganz Asien ist. Das erschwert einerseits zwar Investitionen, andererseits aber hat das Platzen der globalen Kreditblase dadurch nur eine minimale direkte Wirkung auf Indonesiens Wirtschaft entfalten können. Längerfristig bleibt jedoch das Wachstum Chinas und Indiens der Hauptmotor für Indonesiens weiteren Aufschwung.

 

Wie können Anleger von Indonesiens Wachstum profitieren?

Mit einem Plus von fast 70% seit Jahresbeginn (in Euro gerechnet) ist der Jakarta Composite Index bereits sehr schnell sehr weit gelaufen. Mit einem erwarteten KGV für 2009 von 14 notieren die Aktien bereits eine Standardabweichung über dem 5-Jahres-Mittelwert. Die Aktienkurse hängen aufgrund ihrer hohen Rohstoffsensitivität stark an den Bewegungen des US-Dollars und des Rohölpreises. Das alles spricht für eine kurzfristige Korrektur des Marktes, die auch recht heftig ausfallen kann, ohne dass damit das langfristige positive Bild an Gültigkeit verlöre.

Ein Risikofaktor, der bei Indonesien immer beachtet werden muss, ist die Inflation. Das Land hat eine Historie hoher Inflation und anhaltender Währungsabwertung. Kapitalflucht, hohe Nominalzinsen und Risikoprämien sind einige der Folgen. Das vergangene Jahrzehnt hoher Ausgabendisziplin und die überzeugende Wiederwahl des Präsidenten vor wenigen Tagen könnten allerdings einen Wandel in der Beurteilung seitens der Investoren in Gang setzen und damit sowohl Kapitalmärkte als auch Wirtschaft zusätzlich unterstützen.

 

Langfristiges Potential spricht dennoch klar für einen Einstieg.

Auf der anderen Seite sind die langfristigen strukturellen Faktoren voll intakt, die Rohstoffe nachhaltig unterstützen werden, vor allem agrarische Produkte, wie Palmöl, Kautschuk, Reis. Dazu gehören ua. das anhaltende Bevölkerungswachstum, der weitere wirtschaftliche Aufholprozess in China und Indien, die begrenzte und tendenziell fallende globale Anbaufläche sowie sinkende Lagerbestände.

 

Indonesien ist bereit, in der globalen Ökonomie weiter aufzusteigen und seinen Platz neben China und Indien einzunehmen. Daher gehört es aus unserer Sicht in jedes global ausgerichtete Aktienportefeuille. Trotz des Risikos einer stärkeren kurzfristigen Korrektur sind wir in Indonesien übergewichtet und würden Kursrückschläge zum Aufstocken nutzen. Besonders aussichtsreich sind trotz der teilweise recht hohen Bewertungen die Banken, die derzeit die profitabelsten in Asien sind sowie Titel aus den Sektoren Telekommunikation, Rohstoffe und Immobilien.

 

 

Quelle: ntv.de

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