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Uwe Zimmer China: Chance und zugleich Gefahr

Straße voller Touristen in Schanghai. Im Moment feiern die Chinesen immer noch ihr Neujahrsfest - am 3. Februar hat das Jahr des Hasen begonnen.

Straße voller Touristen in Schanghai. Im Moment feiern die Chinesen immer noch ihr Neujahrsfest - am 3. Februar hat das Jahr des Hasen begonnen.

(Foto: AP)

China betreibt eine weise Stabilitätspolitik und wird auch 2011 die Weltwirtschaft nach oben ziehen. Langfristig weniger weise ist Chinas Griff nach Rohstoffen, denn das gefährdet den freien Handel - und damit Chinas Aufstieg, so Vermögensverwalter Uwe Zimmer.

Uwe Zimmer, Meridio

Uwe Zimmer, Meridio

Gebannt verfolgen die Marktteilnehmer jede Regung der chinesischen Regierung: Wertet sie die eigene Währung auf? Beschränkt sie die Exporte der Seltenen Erden weiter? Kauft sie griechische Staatsanleihen? Greift sie bei der Blasenbildung am chinesischen Immobilienmarkt ein? Wie viel Wachstum lässt sie zu?

Die Antworten auf jede dieser Fragen wird dann im Hinblick auf die weltweite Bedeutung untersucht: Ein stärkerer Yuan spricht für Selbstvertrauen, verteuert aber die Exporte. Handelsschranken bei Rohstoffen gefährden den Aufschwung im Westen. Der Kauf von Euro-Anleihen ist business as usual, auch griechische gehören halt dazu. Der chinesische Immobilienmarkt lässt die Pekinger Regierung kalt, ein überbordendes Wachstum dagegen nicht.

Ein unbefangener Beobachter könnte sagen, dass die chinesische Regierung alles in allem recht achtsam, weise und abgeklärt agiert.

Geschicktes Management

So kam das Thema des überhitzten Immobilienmarktes bereits vor einem Jahr auf. Schon damals war abzusehen, dass daraus kein großes Risiko, kein neuer Immobilienmarktcrash wie in den USA werden würde. Warum? Weil zwar der Leerstand sehr hoch ist und die Preise explodierten. Gleichzeitig aber wird nur ein geringer Teil der Bauvorhaben über Kredite finanziert. Zudem muss bei den wenigen Krediten Eigenkapital in Höhe von mindestens 30 Prozent nachgewiesen werden. Ein Zusammenbruch des Marktes wäre also für Bauherren schlimm, für den Markt und das Finanzwesen aber unproblematisch.

Gleichzeitig betreibt China ein geschicktes Management seines Wachstums. Nicht alles klappt, nicht überall greift die Regulierung. Trotzdem ist es bislang gelungen, das Wachstum innerhalb der gesetzten Korridore zu halten. Eine starke Leistung.

Auch das Verhalten in der Krise zeugt von Weisheit: China hat, gemessen an seiner Wirtschaftskraft, eines der größten Stützungsprogramme weltweit eingerichtet. Nachdem die Krise weitgehend überstanden war, wurden die Hilfen auch tatsächlich zurückgenommen, anstatt sie wie in anderen Teilen der Erde künstlich und teuer per „quantitative easing“ zu verlängern.

China handelt gegen eigene Interessen

Alles in allem geht von China also ein stabilisierendes Moment aus. Wäre da nicht der Umgang mit den Rohstoffen. Denn hier handelt die chinesische Regierung plötzlich ungewohnt aggressiv und gefährdet so langfristig auch ihre eigenen Interessen.

Die Diskussion um die Seltenen Erden hat gezeigt, wie abhängig manche Branche von einem günstigen Anbieter wie China ist. Aber Seltene Erden sind, anders als der Name suggeriert, nicht unbedingt selten; in anderen Teilen der Welt kostet die Förderung nur mehr. Hier wird recht rasch Ersatz geschaffen werden.

Anders sieht es beim Zugriff Chinas auf Rohstoffvorkommen weltweit aus. In Afrika, aber auch andernorts haben sich chinesische Bieter Konzessionen auf bedeutende Teile der Rohstoffvorräte gesichert. Und hier scheint China einen Fehler zu machen: Wenn der freie Zugang zu Rohstoffen durch einseitige Lieferbeziehungen untergraben, das freie Spiel der Marktkräfte von Angebot und Nachfrage ausgehebelt wird, droht ein Rückfall in längst vergangen geglaubte Kämpfe um Rohstoffquellen. Solche Kämpfe aber, würden sie nun wirtschaftlich, politisch oder sogar militärisch eskalieren, würden allen schaden.
 

Der Autor Uwe Zimmer ist bankunabhängiger Vermögensverwalter bei Meridio und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

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