Bernd Hashemian Der Anleihen-Blues
21.02.2011, 13:04 Uhr
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Investoren in Bundesanleihen lebten in den vergangenen drei Jahren in der besten aller Welten. Sinkende Inflationsraten und Krisenängste machten aus langweiligen Bundesanleihen Traumrenditen-Papiere. Jetzt ändern sich die Zeiten.

Paradies
Als die Inflationsraten ab 2008 von zwei bis auf null Prozent sanken, stieg die Realverzinsung für Anleihen entsprechend um zwei Prozentpunkte an. Für die Renditen der meisten bestehenden Anleihen bedeutete das ab 2008 eine Verdopplung der realen Erträge.
Investoren mit Bundesanleihen konnten sich auch nicht über die Krise beschweren. Weil Deutschlands Bonität in der Finanz- und in der Eurokrise gegenüber anderen Schuldnern zulegte, stiegen die Kurse dieser Papiere. Während der Zuspitzung der Griechenlandkrise etwa schoss der Kurs der 30 jährigen Bundesanleihe in wenigen Wochen um zehn Prozentpunkte nach oben und notierte Mitte 2010 bei über 140 Prozent.
Vertreibung
Aber die Zeiten haben sich geändert. Längst beherrschen dunklere Töne das Bild. Spätestens seit der Diskussion um die Eurobonds leidet auch Deutschlands Bonität unter der Eurokrise. Längst ist der Bewertungsvorsprung (Spread) vor anderen Euro-Anleihen kleiner geworden.
Und seitdem die Konjunktur sich besser als erwartet entwickelt und mit der wirtschaftlichen Erholung auch die Preise spürbar steigen, geraten die Anleihenkurse zusätzlich unter Druck.
Die dreißigjährige Bundesanleihe ist von über 140 auf unter 120 Prozent zurückgekommen.
Ältere Anleihen verlieren jetzt wieder all die Vorteile, die sie zwischenzeitlich so lukrativ gemacht hatten. Neuemissionen aus dem September, etwa eine zehnjährige Anleihe, haben schon neun Prozent ihres Wertes verloren und notieren bei 92 Prozent. Und die zwei Prozent Verzinsung reichen gerade noch so für den Ausgleich der Preissteigerung, die aktuell bei 1,7 Prozent liegt.
Was tun?
Sollten Anleger jetzt weiter in Bundesanleihen übergewichtet bleiben? Sollte man die Bewertungen unter pari einfach aussitzen und wenigstens die Rendite von zwei Prozent mitnehmen? Nein. Denn wer sich von der Ultima Ratio des Haltens bis zur Fälligkeit leiten lässt, verkennt, dass hundert Euro in zehn Jahren nicht den gleichen Wert haben wie hundert Euro heute. Vor dem Kaufkraftverlust schützt jetzt nur noch der Wechsel in Realwerte.
Der Autor Bernd Hashemian ist Fondsmanager und Vorstand bei der Kroos Vermögensverwaltung und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de