Friedrich Huber Gute Gründe für Gold
04.04.2011, 09:30 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten eine „Verschnaufpause“ eingelegt. Viele Anleger fragen sich nun, ob sie diese Korrektur zum Kauf nutzen sollen oder ob es sich um eine strukturelle Änderung am Goldmarkt handelt.

Unserer Ansicht nach ist Gold weiterhin kaufenswert, denn das Edelmetall erfüllt angesichts der derzeitigen Risiken eine Vielzahl von Absicherungsfunktionen. Allerdings sollte man es damit nicht übertreiben.
Mittel- bis langfristig gibt es nach wie vor gute Argumente, die für einen weiter steigenden Goldpreis sprechen. Da ist zu einem die Situation der Industrieländer: Deren Verschuldung ist immer noch auf Rekordniveau und steigt weiter an. Eine Monetarisierung dieser Verbindlichkeiten über die Druckerpresse ist durchaus denkbar. Auch sind die Realzinsen der verschuldeten Industrieländer noch immer niedrig, und ihre Zentralbanken haben kein Interesse, an der Zinsschraube zu drehen. Anders als in der Vergangenheit dürften sie einem möglicherweise stärkeren Preisauftrieb erst spät mit Zinserhöhungen begegnen. Zudem könnte die hohe Verschuldung der USA auch Schwellenländer, die hohe Bestände an US-Finanzanlagen halten, dazu motivieren, Goldbestände aufzustocken.
In Schwellenländern wie China und Indien führen auch die Erwartungen steigender Inflation im Inland zu weiteren Goldkäufen. In den Industrieländern wird das noch nicht recht wahrgenommen, jedoch sind die deutlichen Preisanstiege für Agrar-Rohstoffe wie Mais und Weizen erste Anzeichen dafür. Mittel- bis langfristig sollte dies weitere Unterstützung für den Goldpreis bieten. Hinzu kommen, wie bisher, Bonitätsrisiken bei einigen Euro-Ländern. Wenn in dieser Hinsicht erneut Unsicherheit aufflammt, dürfte Gold als Versicherung gegen Unfälle des Finanzsystems wieder gefragt sein. Auch die für viele überraschenden Unruhen im Nahen Osten haben zuletzt zu steigenden Goldnotierungen geführt.
Es gibt also genug Gründe, warum der Goldpreis weiter steigen kann. Dennoch sollten Anleger darauf achten, dass sie nicht zu viel Gold im Depot haben. Ein Anteil zwischen fünf und zehn Prozent am Gesamtvermögen dürfte angemessen sein, wenn man das Edelmetall als Absicherung gegen Inflation und Unwägbarkeiten aller Art betrachtet. Schließlich bietet Gold keine Verzinsung und bindet Liquidität. Außerdem sind politische Risiken wie ein Verbot nicht ganz auszuschließen, wie die Vergangenheit zeigt.
Der Autor Friedrich Huber ist geschäftsführender Gesellschafter der Huber Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de