Kolumnen

Inside Wall Street Der Wahlkampf-Stimulus

In den USA lassen sich Demokraten und Republikaner Wahlkämpfe viel kosten. Für das Rennen um den Kongress wurden vier Milliarden Dollar verpulvert. Der größten Reibach machten dabei die Fernsehsender.

Wahlkampf auf Hochtouren: Präsident Barack Obama in Los Angeles.

Wahlkampf auf Hochtouren: Präsident Barack Obama in Los Angeles.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Wahlkampf schimpften vor allem die Republikaner über das fast 800 Milliarden Dollar schwere "Stimulus-Paket", mit dem Präsident Barack Obama vor anderthalb Jahren die US-Konjunktur anzuschieben versuchte. Ironisch dabei: Mit dem teuersten Wahlkampf aller Zeiten schnürten die Politiker beider Parteien derweil selbst ein ansehnliches Päckchen für die Unternehmen.

Ganz so hoch wie Obamas Wirtschaftshilfe fiel es zwar nicht aus. Doch mit einem Volumen von vier Milliarden Dollar, die Kandidaten im ganzen Land laut einiger Experten in ihren Wahlkampf investiert haben, schlägt man locker die Abwrackprämie, die sich Washington im vergangenen Jahr gerade einmal drei Milliarden Dollar kosten ließ.

Im Gegensatz zur Abwrackprämie kam das Wahlkampfpaket vielen Branchen zugute. Der größte Batzen ging natürlich an die Fernsehsender. Geschätzte 2,5 Milliarden Dollar gingen in Werbespots für Kandidaten auf beiden Seiten. Allein Sinclair Broadcastin, ein Medienriese aus dem Staat Maryland, der in den ganzen USA 58 Fernsehstationen betreibt, kassiert 41 Millionen Dollar. Das tat der Bilanz gut, und Sinclair wird für das laufende Quartal zum ersten Mal seit anderthalb Jahren eine Dividende ausschütten.

Medienberater sahnen ab

Damit widerlegt das Unternehmen übrigens die "Trickle-Down"-Theorie, auf die die Republikaner ihr Konzept zur Wirtschafts- und Steuerpolitik stützen. Diese besagt nämlich, dass mehr Geld für die Unternehmen - etwa in Form niedrigerer Steuern - direkt zu Investitionen und mehr Arbeitsplätzen führen. Das funktioniert zwar in der Theorie. Praktisch zeigt sich aber, dass mit den Einnahmen eines Unternehmens zunächst Dividende und Boni steigen.

Nicht nur die Fernsehsender machen im Wahlkampf ordentlich Reibach, sondern auch die Medienberater, die den Kandidaten die richtigen Spots drehen und sie in den maßgeblichen regionalen Kanälen schalten. Für diesen Service zahlten die Republikaner allein an Crossroads Media 40 Millionen Dollar - hinter dem Unternehmen steckt der ehemalige Bush-Berater Karl Rove. Die Demokraten ließen sich ebenfalls von Insidern beraten. Hinter AKPD Message and Media, der man sechs Millionen Dollar zahlte, steckt Obamas Chef-Berater David Axelrod. Satte 166 Millionen Dollar gingen hingegen an GMMB Inc., eine Beraterfirma, die bereits im Präsidentschaftswahlkampf vor zwei Jahren an Bord war.

Wo viel Geld fließt, machen natürlich auch die Finanzdienstleiter Kasse: Banken und Kreditkartenfirmen haben im Wahlkampf rund 140 Millionen Dollar für ihren Service kassiert, wovon der größte Teil an zwei Dow-Jones-Werte ging: Bank of America und American Express.

Ausgaben für Fitness und Verpflegung

Weil Kleinvieh bekanntlich auch Mist macht, hat sich die "Washington Post" in einem Artikel zahlreichen weiteren Wahlkampf-Ausgaben angenommen. Da fand man etwa 41.000 Dollar, die das Komitee der Demokraten für Mitgliedschaften in diversen Fitnessstudios ausgegeben hat. Offensichtlich legt man großen Wert darauf, dass sie die aktiven Wahlkämpfer im Stress der Kampagne auch um ihr körperliches Wohl bemühen. Den Republikanern war das weniger wichtig, hier wurden nur 217 Dollar für denselben Posten verbucht - das deckt gerade einmal ein Dutzend Einzeleintritte ab.

Deutlich mehr Geld ging bei beiden Parteien für die Verpflegung drauf: Avalon Cateres in Virginia tischte etwa für 300.000 Dollar bei zahlreichen Anlässen der Demokraten auf, während Design Cuisine in derselben Gegend 500.000 verlangte, um regelmäßig die Republikaner zu versorgen. Eine Firma machte bei beiden Parteien gut Kasse: der Kafferöster Starbucks. Die Demokraten holten sich hier ihre tägliche Koffeinration für 24.000 Dollar, bei den Republikanern fielen 17.000 Dollar an.

Während die Amerikaner regelmäßig unter einem langwierigen und oft bösartigen Wahlkampf stöhnen, kann Unternehmen in den ganzen USA das Gezerre um Sitze im Kongress gar nicht lange genug dauern. Die Ausgaben beider Parteien hätten "ganz deutlich zu den Wirtschafts-Aktivitäten in zahlreichen Branchen beigetragen", sagt Mark Zandi, ein Volkswirt bei Moody's.

Ob Medien-Imperium, Prospekt-Druckerei oder die Pizzeria um die Ecke, sie alle verdienen am Wahlkampf - ganz egal wer nachher gewinnt.

Quelle: ntv.de

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