Inside Wall Street Aktien überstehen Absturz
16.01.2009, 20:00 Uhr"Sully" Sullenberger ist ein Held. Der 57-jährige Pilot, der am Donnerstagnachmittag einen Airbus von US Airways sicher im Hudson River gelandet und das Leben von 150 Menschen gerettet hat, wird gefeiert. Anleger fragen sich unterdessen, warum dem Management des Unternehmens nicht ähnliche Tricks gelingen - denn die Aktie ist in den letzten Jahren ebenfalls abgestürzt.
Seit die Aktie von US Airways vor genau zwei Jahren ihr Allzeit-Hoch bei mehr als 60 Dollar markierte, ist das Papier im freien Fall. Aktuell kostet es knapp über 8 Dollar. Zur großen Erleichterung der Investoren hat zumindest das "Wunder am Hudson River" den Kurs nicht weiter beschädigt. Als der Airbus am Donnerstagnachmittag auf dem Fluss landete, notierte die Aktie gerade mit einem dicken Plus von mehr als 10 Prozent, bevor sie in den Minuten nach dem Crash fast alle Gewinne wieder abgab.
Am Freitag holt man auf: US Airways verbessert sich um 11 Prozent, da mit Crew und Passagieren natürlich auch das Unternehmen einigermaßen glimpflich davongekommen ist. Die Meisterleistung des Piloten sorgt sogar dafür, dass die Medien unmittelbar nach dem Crash positiv bis euphorisch über ein Ereignis schreiben, dass genauso gut zu einer kompletten Katastrophe hätte werden können.
Dass die Aktie von US Airways, ebenso wie die übrigen Papiere im Sektor, so deutlich im Plus liegen, ist wohlgemerkt nicht allein dem Sullenberger-Effekt zu schulden. Vielmehr profitiert die Flugbranche von den zuletzt niedrigeren Ölpreisen - und von einer Analyse der Internationalen Energiebehörde in der zweiten Wochenhälfte. Die Experten fahren erneut ihre Prognose für die globale Öl-Nachfrage zurück und machen Hoffnung auf weiter fallende Preise.
Das allein dürfte der Branche wohlgemerkt nicht helfen. Allerdings haben die Fluggesellschaften zuletzt auch die Zahl der Flüge verringert und Kapazitäten zurückgefahren. Manche Analysten rechnen damit, dass sich die Gewinne in dem Sektor im Laufe des Jahres erholen dürften.
Sollte die Branche einen Absturz verhindern und aus der Krise fliegen könnte, wären Anleger zwar erleichtert - den Heldenstatus wird man den CEOs aber wohl nicht verleihen. Der bleibt allein "Sully" Sullenberger vorgehalten, denn der hat eine Krise binnen Sekunden im Alleingang gelöst. Ohne Hilfe der Regierung. Und ohne sich zunächst einen Millionen-Bonus zu sichern.
Quelle: ntv.de