Inside Wall Street Anleger haben GM abgeschrieben
23.05.2009, 19:32 UhrOpel ist nur eines von vielen Schlachtfeldern, auf denen GM-CEO Henderson kämpfen muss. Seine Zwischenbilanz: Ein Bankrott für General Motors ist immer noch sehr wahrscheinlich.
Die Frage nach einer Zukunft für Opel mag ganz Deutschland quälen, und auch in Detroit bereiten Schlagzeilen um Rüsselsheim dem Management Kopfzerbrechen. Doch ist Opel nur eines von vielen Schlachtfeldern, auf denen GM-CEO Fritz Henderson kämpfen muss. Seine Zwischenbilanz: Ein Bankrott für General Motors ist immer noch sehr wahrscheinlich.
Ein GM-Update am Montag bestätigt die meisten Branchenkenner: Gut einen Monat nachdem Fritz Henderson seinen Vorgänger Rick Wagoner am Steuer des kaputten Autokonzerns abgelöst hat, ist man in der Rettung einer Industrie-Legende keinen bedeutenden Schritt weiter gekommen. GM lebt überhaupt nur noch dank der staatlichen Unterstützung von bisher 15,4 Mrd. Dollar und hat noch gut vier Wochen Zeit, über massiven Schuldenabbau einen Weg aus der Krise zu suchen.
Doch der Weg ist nicht nur steinig, sondern wahrscheinlich nicht zu schaffen. GM versucht tausende von Gläubigern zu bewegen, insgesamt 27 Mrd. Dollar Schulden zu erlassen und dafür einen Aktienanteil von zehn Prozent am Unternehmen zu akzeptieren. Da der Kurs an der New York Stock Exchange in einem Jahr um und 93 Prozent gesunken ist, ist das kein attraktives Angebot.
Zumal alle Gläubiger wissen, dass GM-Aktien auch bei einem erfolgreichen Schuldenabbau vom Konkurs und einem kompletten Wertverlust bedroht sind, denn von dem einst gewaltigen Konzern dürfte bald nicht mehr viel übrig sein. Wenn Opel verkauft ist - zu welchen Bedingungen auch immer -, wenn die Verkaufsverhandlungen über Saab und Hummer durch sind und 40 Prozent der Händlerverträge aufgelöst sind, dann ist GM nur noch ein Gerippe. Und zwar eines ohne wirklich bedeutende Produkte.
Selbst profitable Marken wie Chevrolet sind zurzeit nicht wirklich chancenreich; zu mächtig ist die Konkurrenz aus Asien, zu schwach der Verbraucher vor Ort. Der hat einerseits kein Geld, um überhaupt einen Neuwagen anzuschaffen, und andererseits jede Menge Vertrauen in den US-Hersteller, die Produkte und Garantien verloren.
Anleger an den US-Märkten haben sich mit einem möglichen Untergang von GM abgefunden - die Steuerzahler ohnehin. In Wirtschafts- und Börsenforen im Internet schäumen die Blogger noch immer vor Wut über zig Milliarden, die Washington den kaputten Firmen in Detroit überwiesen hat. Was schon vor Monaten viele befürchteten ist eingetroffen: Man hat schlechtem Geld gutes Geld hinterher geworfen und überhaupt nichts erreicht.
Die Geduld der Amerikaner ist überstrapaziert. Selbst in marktfreundlichen Foren, in denen einst bullische Anleger Investmenttipps austauschten und bei jeder kleinen Kursschwäche mit Optimismus dagegenhielten, bezeichnet man GM nur noch als "road kill" - der Ausdruck steht sonst für die toten Rehe, Waschbären und Stinktiere am Straßenrand.
Quelle: ntv.de