Verkaufspanik Asien im freien Fall
17.03.2008, 12:23 UhrIm Angesichts der virulenten Bankenkrise in den USA und exorbitanter Rohstoffpreise scheinen die asiatischen Anleger am Montag annähernd kapituliert zu haben. Insbesondere in Japan und Hongkong brach der Markt nochmals regelrecht ein. Ein weiterer Belastungsfaktor war der anhaltende Wertverfall des US-Dollar, der die asiatischen Exporteure beeinträchtigen dürfte. Zu allem Überfluss hatte sich gezeigt, dass sich Chinas Handelsüberschuss im Monat Februar gegenüber dem Vorjahr nahezu gedrittelt hat. Für den März erwarten Beobachter aber wieder einen deutlichen Anstieg.
Eine schwere Breitseite erlitt unter anderem der japanische Aktienmarkt. Dort brach der Nikkei 225 um weitere 3,7 Prozent auf 11.787 Zähler ein und landete damit erstmals seit August 2005 wieder unter der 12.000-Punkte-Marke. Der breitere Topix wiederum fiel ebenfalls um 3,7 Prozent auf 1149 Stellen. Dazu beigetragen hatten hauptsächlich die Hiobsbotschaften aus dem amerikanischen Finanzsektor und der fortgesetzte Wertverfall des Dollar. Zuvor hatte der US-Dollar gegenüber dem Yen den niedrigsten Stand seit Sommer 1995 erreicht. Die Währungsentwicklung stellte vor allem für den Exportsektor eine beträchtliche Belastung dar. So schrammten etwa Hitachi um 8,5 Prozent und Canon um 4,3 Prozent nach unten. Sony fielen um 5,7 Prozent; die Aktie von Nintendo gab 6,1 Prozent ab. Im Autosektor verloren Honda 4,1 Prozent und Toyota 5,1 Prozent. Unter den Finanzwerten verbilligten sich Mitsubishi UFJ um 4,8 Prozent und Sumitomo Mitsui um 3,4 Prozent. Lediglich im Sektor Rohstoffe und Grundstoffe gab es vereinzelt Aufschläge. So stiegen Sumitomo Metal Mining dank gestiegener Gold-Notierungen um 2,7 Prozent; die Aktie des Stahlkochers JFE verbesserte sich um 1 Prozent.
In Hongkong rutschte der Hang Seng Index um 5,18 Prozent auf 21.084 Zähler ab und schloss damit auch unter seinem bisherigen Jahrestief aus dem Januar. Insgesamt hat Hongkongs Leitindex damit allein in diesem Monat bereits über 13 Prozent abgegeben. Auch und gerade bei den Blue Chips wurde unterschiedslos verkauft. Hier brachen etwa China Mobile um 4,6 Prozent nach unten, HSBC rutschten um 3,9 Prozent und Hong Kong Exchange & Clearing um 5,9 Prozent ab. Im China-Finanzsektor verbilligten sich China Life um 7,4 Prozent und ICBC um 5,5 Prozent. Auch der Ölsektor wurde trotz der rekordverdächtig hohen Ölnotierungen nicht geschont. Hier stürzten PetroChina um weitere 6,6 Prozent und CNOOC um 7,5 Prozent ab. Daneben gingen die Titel des Kohleriesen China Shenhua Energy nach Zahlen um 8,9 Prozent nach unten. Die Titel von Nine Dragon Paper schrammten um über 40 Prozent abwärts. Zuvor hatte das Unternehmen Halbjahreszahlen abgeliefert, die die Markterwartungen enttäuscht hatten.
In Korea fiel der Kospi um 1,6 Prozent auf 1574 Stellen und markierte damit den niedrigsten Schlusstand seit rund 10 Monaten. Dass der Kospi damit relativ glimpflich davon kam, dürfte insbesondere am Außenwert des Won gelegen haben, der derzeit sogar gegenüber dem US-Dollar fällt. Dies stabilisiert tendenziell die Gewinne der Exportunternehmen. Dementsprechend konnten sich die Papiere aus dem Autosektor sogar verbessern. Hier stiegen Hyundai Motor um 1,7 Prozent und Kia Motors um deutliche 4,1 Prozent. Auch Samsung Electronics legten 0,6 Prozent zu. Daneben waren die als defensiv angesehenen Telekom-Titel gefragt, was SK Telecom um 1,4 Prozent und KT Corp um 2,6 Prozent nach oben brachte. Schwer angeschlagen zeigten sich hingegen die Werte aus dem Bausektor. Hier rutschten Hyundai Engineering um 5,0 Prozent und GS Engineering um 6,3 Prozent nach unten. Im Bankensektor verbilligten sich Kookmin Bank um 5,4 Prozent und Woori Financial um 4,2 Prozent.
Auch die Anleger in Taiwan kamen relativ gut davon. Hier ging der TAIEX um 1,91 Prozent nach unten auf 8005 Zähler, nachdem er zuvor bis auf 7900 Stellen abgerutscht war. In der zweiten Hälfte fanden sich etliche Marktteilnehmer, die auf dem zurückgekommenen Niveau wieder zugriffen. So entwickelte sich etwa die Titel im Tourismus-Sektor, als wäre alles eitel Sonnenschein. China Airlines beispielsweise verbesserten sich um 2,99 Prozent; Formosa International Hotels legten sogar 4,78 Prozent hinzu. Daneben stiegen Asia Cement um 1,78 Prozent. Die Aktie von Cathay Real Estate profitierte von dem Gerücht, wonach bei dem Immobilienunternehmen umfangreiche Bilanzwertanpassungen nach oben anstehen sollen, und gewann 3,25 Prozent hinzu. Der exportabhängige Technologiesektor entwickelte sich dagegen durchwachsen. Hier verbilligten sich Acer um 3,3 Prozent. Die Aktie von Nanya Technology ging um 3,7 Prozent nach unten, nachdem der Speicherchip-Hersteller einen höheren Verlust für 2007 prognostiziert hatte. Unter den großen Halbleiter-Auftragsproduzenten fielen Taiwan Semiconductor um 1,96 Prozent und United Microelectronics um 2,6 Prozent.
In China gab der Shanghai Composite Index 3,6 Prozent auf 3820 Zähler ab; der Shanghai A-Share Index fiel um 3,59 Prozent auf 4008 Punkte.
Quelle: ntv.de