Von Shanghai bis Tokio Asien tritt in die Pedale
22.06.2011, 12:30 UhrDie Börse in Tokio schließt nach dem Vertrauensvotum für den griechischen Regierungsschef fest. Auch andere asiatischen Börsenplätze melden Zugewinne. Vor allem Bankentitel profitieren von dem neuen Optimismus.

Es machen sich Hoffnungen breit, dass Europa seine Schuldenprobleme in den Griff bekommt.
(Foto: AP)
Wachsende Hoffnung auf ein weiteres Rettungspaket für Griechenland hat die Börsen in Fernost beflügelt: Nach der gewonnenen Vertrauensabstimmung in Athen verbuchte der Aktienmarkt in Tokio den dritten Handelstag in Folge Gewinne. Vor allem Bankenwerte legten zu, nachdem das griechische Parlament der sozialistischen Regierung Rückendeckung für den mit EU und IWF vereinbarten Sparkurs gegeben hatte, womit ein Zahlungsausfall des Euro-Landes vorerst vermieden werden kann.
Der 225 Werte umfassende Leitindex Nikkei stieg um knapp 1,8 Prozent auf 9629 Zähler. Der breiter gefasste Topix Index kletterte um 1,6 Prozent auf 828 Zähler. Auch die übrigen Märkte in Fernost tendierten positiv. Dabei legten die Börsen in Hongkong und Südkorea stärker zu als die Märkte in Schanghai, Singapur und Taiwan, die nur leichte Kursgewinne verbuchten.
Griechenlant in Asien ein Thema
"Der Markt legt wegen Griechenland zu", sagte Mitsushige Akino von Ichiyoshi Investment Management. "Aber das ist nur ein vorübergehender Anstieg. Die fundamentalen Bedingungen haben sich nicht verändert." Zahlreiche Volkswirte halten den griechischen Schuldenberg für zu hoch, als dass er ohne Umschuldung abzutragen wäre. Mit der Vertrauensabstimmung hat die Regierung in Athen aber eine wichtige Hürde genommen, um Ende Juni ein zusätzliches Sparpaket durch das Parlament zu bekommen, was eine Bedingung für weitere Hilfen von den Euro-Partnern und dem Internationalen Währungsfonds ist.
Vor allem Bankentitel profitierten von dem neuen Optimismus: In Tokio kletterte der Index der Bankenwerte um 2,2 Prozent. Der Kurs von Japans größtem Institut nach Vermögenswerten, der Mitsubishi UFJ Financial Group, legte sogar um fast 2,5 Prozent zu. Ansonsten herrschte in Tokio Vorsicht im Vorfeld der Zinssitzung der US-Notenbank am Abend. Es wird erwartet, dass sich Fed-Chef Ben Bernanke skeptisch zur Erholung der größten Volkswirtschaft äußert, von der zahlreiche japanische Exporteure abhängig sind.
Chinas größter Online-Händler Alibaba legte dank der Aussicht auf eine Einigung beim Streit um sein Bezahlsystem mit US-Internetkonzern Yahoo um über sechs Prozent zu. Zuvor hatten die beiden Konzerne mitgeteilt, sie machten "substanzielle und ermutigende Fortschritte" in Richtung eines Abkommens über das Internet-Bezahlsystem Alipay. Alipay soll in den Besitz von Alibaba-Chef Jack Ma übergehen. Nach Angaben der Alibaba Gruppe ist der Transfer notwendig, um chinesischen Auflagen zu entsprechen, die eine ausländische Beteiligung bei Internetbezahldiensten beschränken. Yahoo hält 43 Prozent an Alibaba und hatte kritisierte, überrumpelt worden zu sein.
Was macht Chinas Konjunktur?
Die Börse in Shanghai schloss gut behauptet. Die Sorgen über eine mögliche Leitzinsanhebung in den kommenden Tagen hätten das Aufwärtspotenzial begrenzt, hieß es. Der Shanghai Composite Index legte um 0,1 Prozent auf 2649 Punkte zu. Der HSI in Hongkong ging unverändert bei 21.860 Punkten aus dem Handel. Hier hatten die Sorgen über eine mögliche weitere monetäre Straffung die Zuversicht nach der gewonnenen Vertrauensabstimmung in Griechenland erst im späten Handel überlagert.
Neben den geldpolitischen Sorgen lasteten Befürchtungen über eine mögliche Abkühlung der chinesischen Konjunktur auf dem Markt. "Die Bewertungen am Aktienmarkt bewegen sich zwar auf historisch niedrigen Niveaus, aber die Gewinnaussichten für chinesische Unternehmen sind auch nicht ermutigend", beobachtete ein Analyst von Central China Securities und verwies zur Begründung auf eine sinkende Auslandsnachfrage, steigende Kosten und zunehmende Schwierigkeiten bei der Finanzierung.
Der Markt stabilisiere sich nach dem jüngsten Ausverkauf zwar, sinkende Umsätze sprächen aber dafür, dass die Anleger vorsichtig blieben, so der Experte weiter.
Gelegenheitskäufe bei Banken
Bankenwerte profitierten in Shanghai von Gelegenheitskäufen. Die Sorgen der Anleger über steigende Kreditrisiken hätten sich etwas abgemildert, hieß es. Bank of China stiegen um 1,6 Prozent auf 3,10 Yuan und AgBank um 1,9 Pozent auf 2,70 Yuan, während China Construction Bank um 1 Prozent auf 4,99 Yuan und ICBC um 0,7 Prozent auf 4,33 Yuan zulegten.
Zu den Tagesverlierers zählten unterdessen die Papiere von Wertpapierhandelshäusern, die von Gewinnmitnahmen belastet wurden. Citic Securities, die in den vergangenen beiden Handelstagen 2,3 Prozent zugelegt hatten, verbilligten sich um 0,9 Prozent auf 11,96 Yuan. GF Securities gaben 2,7 Prozent auf 33,66 Yuan nach und Haitong Securities verloren 0,2 Prozent auf 8,46 Yuan.
Quelle: ntv.de, rts/DJ