Starker Dollar drückt Ölpreis Brent verbilligt sich
17.01.2011, 16:00 UhrAn den Rohstoffmärkten gehen die Notierungen für Rohöl leicht zurück. Beobachter verweisen auf die neue Stärke des Dollar. Beim Goldpreis dürften im Wochenverlauf Konjunkturdaten für Bewegung sorgen.
Trotz eines leichten Dämpfers am Montag hat der Ölpreis für die Nordsee-Sorte Brent die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar pro Fass weiter fest im Blick. Das Fass Brent wurde wegen des stärkeren Dollars mit einem Abschlag von 0,6 Dollar bei 97,83 Dollar bewertet. Steigt der Kurs der US-Währung, wird Rohöl für Investoren außerhalb des Dollar-Raumes teurer. Wegen eines Feiertages in den USA gingen Händler aber von einem ruhigen Handel aus.
Brent sei auf dem Weg, die Marke von 100 Dollar zu testen, erläuterte Rohstoffanalyst Ole S. Hansen von der Saxo Bank. Christopher Bellew, Händler bei Bache Commodities, geht allerdings von einem baldigen Ende der im November begonnen Preisrally bei Rohöl aus. "Das Wetter auf der Nordhalbkugel ist ein bisschen milder geworden und das Ende des Winters ist in Sicht. Der Ölpreis wird deshalb entweder fallen oder sich auf diesem Niveau halten." Auch LBBW-Experte Thorsten Proettel rechnet nach der Kursrally bei vielen Rohstoffen 2010 beim Ölpreis mit einer Korrektur.
Insgesamt sei die Nachfrage aufgrund des weltweiten Wirtschaftsaufschwungs aber gestiegen, sagte Proettel. Auch die niedrigeren Kurse am Rentenmarkt und die anhaltende Unsicherheit um den Euro am Devisenmarkt habe dazu beigetragen, dass Anleger verstärkt in Rohstoffprodukte wie Öl investiert hätten.
Trotz des Flirts des Ölpreises mit der 100-Dollar-Marke erteilte Opec-Generalsekretär Abdullah al-Badri einer raschen Erhöhung der Öl-Förderquote eine Absage. Die aktuellen Preise basierten nicht auf Fundamentaldaten, sondern seien von Spekulanten getrieben, sagte al-Badri in einem Zeitungsinterview. Der Markt sei sehr gut versorgt.
"Wie viel Anteil Spekulanten am aktuellen Preisniveau haben, ist schwer zu beurteilen", widersprach Proettel. Ohnehin müsse zwischen den Sorten WTI und Brent unterschieden werden. So seien die Lager in den USA, vor allem diejenigen in Cushing, mit dem US-Leichtöl WTI prall gefüllt. Auch die Verbrauchsmengen von WTI und anderen Sorten hätten sich mittlerweile verschoben. WTI eigne sich deshalb nicht mehr unbedingt, um die aktuelle Lage am Ölmarkt korrekt wiederzugeben. Am Freitag war der Februar-Terminkontrakt für Brent ausgelaufen, bei dem sich der Abstand zu WTI auf über acht Dollar vergrößert hatte - das war die weiteste Spanne seit 23 Monaten. Bei Brent wird aktuell der März-Kontrakt gehandelt, bei WTI noch der für Februar. Den Analysten der Commerzbank zufolge erschweren die Unterschiede in Kontraktfälligkeit und Preisniveau die Lagebeurteilung am Ölmarkt zusätzlich. Derzeit habe man es mit zwei völlig verschiedenen Ölpreisen zu tun. Das Barrel WTI verbilligte sich am Montag um 0,5 Prozent auf 91,12 Dollar.
Wachsende Inflationssorgen
Der Preis für Gold schien sich zu Wochenanfang etwas von den herben Verlusten der vergangenen Tage zu erholen. Die Feinunze des Edelmetalls wurde mit einem leichten Abschlag von 0,1 Prozent mit 1359 Dollar bewertet. In Euro gerechnet verteuerte sich Gold um 0,6 Prozent auf 1022 Euro je Feinunze.
Analysten zufolge wird vor allem die konjunkturelle Entwicklung in den USA und Europa darüber entscheiden, wie sich der Goldpreis in der nächsten Zeit entwickeln wird.
"Hält die Entspannung bei den Anleihen und Risikoprämien der Euro-Peripherieländer an, könnte sich die Konsolidierung beim Goldpreis zunächst noch etwas fortsetzen", erklärten die Experten der Commerzbank. Allerdings habe zuletzt auch die Inflationsangst wieder zugenommen, was Anleger tendenziell wieder zu Gold greifen ließe.
Nach anfänglichen Verlusten infolge des stärkeren Dollars konnte der Kupferpreis wieder zulegen. Das Industriemetall verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 9665 Dollar je Tonne.
Händlern zufolge dürfte der Kupferpreis in dieser Woche auch von Konjunkturdaten aus China und den USA bestimmt werden. Am Mittwoch werden in den USA Daten vom Wohnungsmarkt veröffentlicht, am Donnerstag stehen in China Industrie- und Einzelhandelszahlen an.
Richtungsweisende Daten
Am Dienstag erhoffen sich Konjunkturexperten vom ZEW-Index Hinweise darauf, wie die Finanzmarktprofis die weiteren Aussichten in Deutschland einschätzen. Hier erwarten Analysten für Januar im Schnitt einen Anstieg auf 6,0 Punkte von 4,3 Stellen im Vormonat.
Am Donnerstag erwartet der Markt das Stimmungsbarometer der Federal Reserve Bank von Philadelphia (Philly-Fed). Analystenprognosen zufolge dürfte das Barometer im Januar von 24,3 Zählern im Vormonat auf 25 Punkte steigen.
Ende der Woche erwarten Anleger zudem den Ifo-Index als Signal für die Lage in der deutschen Wirtschaft. Im Vorfeld befragte Analysten rechnen mit einem geringfügigen Rückgang des Stimmungsindikators der deutschen Wirtschaft auf 109,8 Punkte von 109,9 Zählern im Vormonat.
Quelle: ntv.de, rts/DJ