Industriedaten belasten China bremst Asien-Börsen aus
22.03.2012, 11:20 Uhr
(Foto: REUTERS)
Neue Hinweise auf eine Konjunkturabkühlung in China bremsen die Börsen in Asien. Vorsichtig stimmen die Anleger frische Daten zur Entwicklung der chinesischen Industrie. In Tokio hingegen sorgten ermutigende Außenhandelsdaten für etwas mehr Auftrieb.
Die Stimmung in der chinesischen Industrie trübt sich zum fünften Mal in Folge ein und lässt die Kurszuwächse an den asiatischen Börsen zusammenschmelzen. Dem vorläufigen Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC zufolge hat sich der Geschäftsrückgang im März beschleunigt.
In Tokio ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,4 Prozent fester auf 10.127 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index rückte ebenfalls 0,4 Prozent vor auf 862 Stellen. Die Ausfuhren Japans sind im Februar nicht so stark gefallen wie befürchtet, was dem Land erstmals wieder einen Handelsüberschuss bescherte. Der MSCI-Index für Aktien aus der Asien-Pazifik-Region mit Ausnahme Japans lag nur noch 0,2 Prozent höher, nachdem er vor Veröffentlichung der Daten aus China noch stärker im Plus notiert hatte.
Der von HSBC im verarbeitenden Sektors Chinas erhobene Einkaufsmanagerindex ist im März auf den tiefsten Stand seit vier Monaten gefallen. Der Index sank auf 48,1 Punkte von 49,6 und verharrte damit zum fünften Mal in Folge unterhalb der Marke von 50 Punkten, oberhalb derer ein Wachstum angezeigt wird.
"Das Wachstum könnte sich angesichts schwacher Exportaufträge und einer sinkenden Inlandsnachfrage weiter verlangsamen. Das dürfte eine weitere geldpolitische Lockerung notwendig machen", erklärte der HSBC-Chefvolkswirt für China, Qu Hongbin. Der Subindex für die Auftragseingänge ging auf 46,1 von 48,5 zurück, während der Index der Exportaufträge auf 48,7 von 47,5 anzog. Das deutet darauf hin, dass vor allem die chinesische Binnennachfrage schwach ist.
"Die Daten aus China sind nicht toll, aber auch keine Katastrophe", sagte Naohiro Niimura von Market Risk Advisory. "Investmentfonds nahmen dies vermutlich zum Anlass, um Gewinne mitzunehmen." Cameron Peacock von IG Markets ergänzte: "Die Einkaufsmanager-Daten aus China werden zweifellos zunächst die Stimmung beherrschen, zumindest bis die Einkaufsmanager-Indizes aus Europa auf den Tisch kommen." Insgesamt halten Marktteilnehmer weitere Kurskorrekturen bis Ende März für möglich nach der Rally der vergangenen Monate.
An der Börse legten Exportwerte zu. Nissan Motor profitierten von der Ankündigung, Datsun als strategische Marke für die Schwellenländer wieder aufleben zu lassen. So sollen ab 2014 Datsun-Fahrzeuge in Russland, Indonesien und Indien angeboten werden. Nissan gewannen 1,5 Prozent. Auch anderer Autowerte legten zu, gestützt von einer Erholung der Automobilexporte, die maßgeblich zu einem unerwarteten Überschuss der japanischen Handelsbilanz beigetragen haben. Toyota Motor stiegen um 0,4 Prozent und Honda Motor um 1,7 Prozent.
Gegen den Trend unter Druck standen die Aktien des Brokerhauses Nomura. Die Papiere fielen um 1,3 Prozent, nachdem sie schon am Mittwoch 4,1 Prozent nachgegeben hatten. Kreisen zufolge soll ein Nomura-Mitarbeiter der Tippgeber in einem Fall von Insiderhandel gewesen sein.
Fanuc verloren 1,2 Prozent und Komatsu 1,4 Prozent. Mitsui Fudosan gaben um 1,1 Prozent nach im unmittelbaren Vorfeld der Bekanntgabe der nationalen Grundstückspreise. Auch andere Immobilienwerte verzeichneten Verluste. Händler sprachen hier von Gewinnmitnahmen, nachdem die Branchenwerte seit Jahresbeginn deutliche Kursgewinne eingefahren haben.
Kein Schock in China
Trotz der schlechten Industriedaten zeigten sich die Börsen Chinas gefestigt. Der Shanghai Composite Index gab um 0,1 Prozent nach auf 2376 Punkte. Der HSI in Hongkong schloss sogar knapp im Plus, 0,2 Prozent höher bei 20.902 Zählern.
Insgesamt dürfte sich die derzeitige Marktkorrektur fortsetzen, bis es klare Signale aus Peking für eine wachstumsstützende Politik gebe, so Analyst Wu Yu von Gold State Securities.
Wachstumssorgen belasteten gleichwohl die Kurse im Ölsektor. Sinopec verloren 0,9 Prozent. Finanzwerten wurden von Hoffnungen auf eine weniger restriktive Wirtschaftspolitik getragen und erholten sich zudem von jüngsten Kurseinbußen. Für Citic Securities ging es um 1,1 Prozent nach oben, für Industrial & Commercial Bank of China um 0,7 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ