Börsen-Ausblick Dax-Anleger sind willig, aber nicht mutig
21.06.2014, 20:10 Uhr
Was trauen sich die Anleger kommende Woche?
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Anleger tun sich mit den 10.000 Dax-Punkten schwer. Angesichts der Krisen im Irak und Ukraine nicht verwunderlich. Hilfe bei der weiteren Richtungssuche ist aber garantiert. Es gibt jede Menge frischer Konjunkturdaten, ein Börsendebüt steht auch an.
Angesichts der Krisen im Irak und der Ukraine wird sich der Dax laut Börsianern schwer tun, in der neuen Woche nachhaltig über die 10.000-Punkte-Marke zu klettern. Zwar habe der Konflikt in der Ukraine für die Investoren inzwischen etwas an Schrecken verloren, schreibt Commerzbank-Analyst Markus Wallner in einem Kommentar. Der steigende Ölpreis zeige aber, dass sich die Irak-Krise zu einer weitaus schlimmeren Bedrohung entwickeln könnte.
Der Vormarsch der radikal-islamischen Isis-Kämpfer hat in den vergangenen Tagen Angst vor Ausfällen der irakischen Ölproduktion geschürt, da die Sunniten-Gruppe die wichtigste Ölraffinerie des Landes größtenteils unter ihre Kontrolle gebracht hat. Der Brentpreis kletterte am Donnerstag mit über 115 Dollar je Fass auf den höchsten Stand seit mehr als neun Monaten. Laut Commerzbank ist der Irak der sechstgrößte Ölproduzent der Welt und der zweitgrößte der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec). Anleger fürchten, dass langfristig steigende Preise der Weltkonjunktur einen Dämpfer verpassen könnten.
Euro-Konjunktur steht auf tönernen Füßen
Anfang Juni standen erstmals die 10.000 Punkte auf der Dax-Kurstafel, nun arbeitet sich der Index aber nur noch in Trippelschritten nach oben. In der abgelaufenen Woche kam er auf ein Plus von knapp einem Prozent. An der Wall Street rückte der Dow-Jones-Index im selben Zeitraum ein Prozent vor.
Große Kurssprünge im Dax halten auch die Experten der DZ Bank erst einmal für unwahrscheinlich und führen das vor allem auf den "noch schwachen Wachstumspfad in vielen Ländern der Euro-Zone" zurück. Aktuell mangele es aus konjunktureller Perspektive an deutlichen Impulsen und unter den Anleger könnte Ernüchterung eintreten, hieß es dazu in einer Kurzstudie.
Wie es um die Wirtschaft der Euro-Zone bestellt ist, dürften die zahlreichen Indikatoren zur Unternehmensstimmung zeigen, die in der neuen Woche veröffentlicht werden. Analysten rechnen damit, dass die Einkaufsmanagerindizes für den Service-Sektor und das Verarbeitende Gewerbe im Juni leicht zurückgegangen sind. Der Ifo-Index in Deutschland (Dienstag) sollte sich laut einer Reuters-Schätzung ebenfalls auf 110,2 von zuvor 110,4 Zählern eingetrübt haben. "Damit erholt sich die Euro-Wirtschaft zwar weiter. Das Tempo bleibt aber quälend langsam," urteilt Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Für einige Marktbeobachter steht daher fest, dass Spekulationen auf weitere EZB-Maßnahmen neue Nahrung erhalten dürften. Die Europäische Zentralbank hatte erst auf ihrer letzten Sitzung Anfang Juni ein umfangreiches Paket beschlossen, das unter anderem einen Strafzins für Banken und neue milliardenschwere Geldspritzen vorsieht.
In den USA stehen unter anderen die Auftragseingänge langlebiger Güter (Mittwoch) und die Ausgaben der privaten Haushalte auf der Agenda (Donnerstag). Die Verfassung der US-Konjunktur ist entscheidend für die weitere Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Bislang peilen die meisten Geldpolitiker eine Zinserhöhung erst für nächstes Jahr an. Am Mittwoch hatte die Fed ihren Leitzins auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent belassen.
Börsendebüt von Braas Monier
Auf Unternehmensseite dürfte es in der neuen Woche ruhig bleiben. Unter anderem laden die Biotechfirma Qiagen, der Maschinenbauer Krones und ProSiebenSat.1 zur Hauptversammlung. Darüber hinaus gibt am Mittwoch der Dachpfannen-Herstellers Braas Monier sein Börsendebüt. In New York könnte Nike das Augenmerk auf sich ziehen. Der Sportartikelhersteller will am Donnerstag nach US-Börsenschluss Einblick in sein viertes Geschäftsquartal geben.
Weiter für Gesprächsstoff könnte zudem die Entscheidung von Frankreich sorgen, selbst nach der französischen Industrie-Ikone Alstom zu greifen. Das Land hatte am frühen Freitagabend überraschend bekanntgegeben, Hauptaktionär des angeschlagenen Konzerns werden zu wollen. Die beiden Angebote von Siemens mit seinem japanischer Partner Mitsubishi Heavy Industries (MHI) und von General Electric wischte die Regierung in Paris vom Tisch.
Quelle: ntv.de, ddi/rts