Trotz aller Unruhe Dax bleibt im Plus
19.03.2009, 18:00 UhrDie geplanten zusätzlichen Hilfen der US-Notenbank für die Finanzbranche haben dem deutschen Aktienmarkt am Tag nach der Bekanntgabe der neuen Maßnahmen deutlichen Auftrieb gegeben. Dank kräftiger Kursgewinne der Banken und Versicherer ging der Dax mit einem Plus von 1,18 Prozent im Plus bei 4043 Punkten aus dem Handel. Die deutlich höheren Gewinne vom Nachmittag konnte der Leitindex damit allerdings nicht halten.
Der MDax notierte mit einem dünnen Minus von 0,06 Prozent in der Nähe des Schlusskurses vom Vortag bei 4408 Punkten. Der TecDax zog um 1,03 Prozent auf 434 Zähler an. An der Wall Street lag der Dow Jones nach anfänglichen Gewinnen zum Handelsschluss in Deutschland rund ein Prozent im Minus bei 7409 Stellen.
Gefragt waren vor allem Finanzwerte, nachdem die Fed angekündigt hatte, bis zu eine Billion Dollar in die rezessionsgeplagte US-Wirtschaft zu pumpen. Mit dem zusätzlichen Geld sollen hypothekenbesicherte Bonds und US-Staatsanleihen aufgekauft werden. "Damit besiegelt die Fed die Übertragung der Risiken von der Privatwirtschaft auf den Staat", urteilte Unicredit-Analyst Kornelius Purps.
Gegen Handelsende machte sich allerdings Ernüchterung breit. "Auf den zweiten Blick sieht das Ganze nicht mehr ganz so rosig aus", betonte ein Börsianer. "Die Fed wirft die Druckerpresse an und schürt damit die Inflation. Außerdem sind damit die Probleme nicht von heute auf morgen aus der Welt geschafft." Daher nähmen einige Anleger erst einmal Gewinne mit. Helaba-Analyst Christian Schmidt zufolge könnten die neuen Hilfen zudem darauf hinweisen, dass es um die US-Konjunktur schlechter bestellt ist als allgemein gedacht.
In Frankfurt lagen die Aktien der Deutschen Bank mit einem Plus von 7,9 Prozent auf 28,99 Euro weit vorn. Allianz verteuerten sich um 6,3 Prozent auf 64,82 Euro.
Daneben waren außerdem die Aktien von SAP besonders gefragt, die sich um 2,8 Prozent auf 27,63 Euro verteuerten. Sie profitierten dabei Börsianern zufolge von überraschend positiven Geschäftszahlen des US-Konkurrenten Oracle. Dessen Titel stiegen zur Eröffnung des US-Handels um 14 Prozent auf 17,99 Dollar.
Zu den großen Verlierern zählten dagegen die Papiere von ThyssenKrupp. Sie rutschten um 5,4 Prozent auf 13,69 Euro ab, nachdem der Stahlkonzern für das zweite Quartal einen Verlust vorausgesagt hatte.
Der stabile Kursanstieg bei Infineon gibt dem Handel dagegen Rätsel auf. Die Papiere des Unternehmens befinden sich bereits den achten Tag in Folge im Aufwärtstrend, ohne dass fundamentale Nachrichten die Kurse stützen. "Vielleicht spielt der Markt wieder die alte Vermutung, dass zur Refinanzierung eine Kapitalerhöhung nötig ist und dazu der Kurs über 1,00 Euro stehen müsste", mutmaßte ein Händler. Möglich seien auch Short-Eindeckungen von Fonds, die nur in Dax-Mitgliedern aktiv sein wollen.
Bei rund 0,70 Euro stünden Infineon vor dem starken Widerstand seit Dezember, meinten dagegen charttechnisch orientierte Beobachter. Ein Scheitern könne die Aktie wieder ins Kurs-Nirvana zurückdrücken, hieß es. Die Infineon-Aktien schlossen am Donnerstag 10,4 Prozent fester bei 0,68 Euro.
Dank Spekulationen auf einen Schuldenabbau setzten sich die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Titel von ProSiebenSat.1 kurzzeitig an die Spitze der Gewinnerliste. Nach Aussagen mehrerer mit der Lage vertrauter Personen müssen die Eigentümer Permira und KKR die Verbindlichkeiten der TV-Senderkette in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro reduzieren, da sonst 2010 Zahlungsengpässe drohten. ProSieben-Titel schlossen 3,5 Prozent im Plus bei 1,19 Euro.
Der japanische Elektronikkonzern TDK bietet den verbleibenden Aktionären des Elektronikkomponentenherstellers Epcos 18,14 Euro je Anteilsschein. Das teilte Epcos am Donnerstag in München mit. Die Asiaten hatten im Zuge der Epcos-Übernahme 17,85 Euro je Aktie geboten und halten mittlerweile mehr als 95 Prozent an dem Münchener Unternehmen. Die Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre soll auf der Hauptversammlung Mitte Mai endgültig beschlossen werden.
Quelle: ntv.de