Marktberichte

Trotz beruhigender Worte Dax bleibt nervös

Nach einem fünfprozentigen Kursrutsch binnen drei Handelstagen sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Freitag nervös geblieben. Belastet von anhaltenden Kursverlusten der Deutschen Telekom büßte der Dax seine Auftaktgewinne wieder ein und schloss 0,56 Prozent im Minus bei 6.603 Punkten. Immerhin konnten Äußerungen von William Poole, Chef der Notenbank von St. Louis, zur konjunkturellen Entwicklung in den USA größere Verluste verhindern. "Wir sehen derzeit keine Anzeichen für eine Rezession", sagte Poole beruhigend.

Am Nachmittag hatte eine Empfehlung der Dresdner Kleinwort die verschreckten Aktionäre noch mehr verunsichert. Die Analysten raten den Anleger, Aktien "aggressiv" unterzugewichten. Die Empfehlung beziehe sich auf die Märkte weltweit, so die Analysten. Selbst verringerte das Institut den Aktienanteil ihres Portfolios auf 35 Prozent von 45 Prozent und erhöhte dafür den Anteil festverzinslicher Wertpapiere auf 50 Prozent von 45 Prozent. Der Barmittel-Anteil wurde auf 15 Prozent von 10 Prozent erhöht. Die seit langem erwartete Korrektur der Aktienmärkte sei gekommen, begründete DKIB die Umschichtung. Die in jüngster Zeit schwächeren US-Konjunkturdaten dürften dazu führen, dass die Kurse unter ihre gegenwärtigen Unterstützungslinien fallen. In dieser Situation seien Staatsanleihen ein sicherer Hafen, zumal risikoreichere Anlageformen generell stärker unter der Auflösung der Yen-Zinsdifferenzgeschäfte litten.

"Ausgestanden scheint das Ding noch nicht zu sein", erklärte Sascha Propp vom Brokerhaus RG Securities zur Talfahrt der vergangenen Tage. Sal.-Oppenheim-Händler Marc Pierschel ergänzte: "Es scheint wie im Mai letzten Jahres eine große Korrektur zu sein." Damals hatten die großen europäischen Indizes binnen vier Handelswochen rund 15 Prozent eingebüßt.

Wer statt an Kurven und fundamentale Argumente lieber Übersinnliches Glauben schenken mag, für den hatten die Börsianer auch eine Erklärung parat: "Hätte der Reto die Börsenglocke am Montag doch richtig geschwungen! Dann wäre uns das erspart geblieben", zitierte das "Handelsblatt" einen entnervten Händler. Francioni hatte am Montag zur Einweihung des neuen Parketts die Glocke nicht über dem Kopf, sondern nur auf Bauchhöhe geläutet. Das lockt aber nach einem alten Börsen-Aberglauben die Bären auf das Parkett. Hätte er die Glocke über dem Kopf geläutet, hätten die Bullen den Markt gestürmt, sind sich die Händler augenzwinkernd sicher.

Die drei SAP-Gründer Dietmar Hopp, Hasso Plattner und Klaus Tschira haben Spekulationen zurückgewiesen, sie könnten vor einem Verkauf ihrer SAP-Anteile stehen. Am Vortag hatten Medienberichte um ein Interesse der US-Beteiligungsgesellschaft Silver Lake an SAP die Aktie zeitweise fünf Prozent ins Plus getrieben. Silver Lake wolle mindestens einen der Firmengründer, die zusammen fast ein Drittel an SAP halten, zum Verkauf seiner Anteile bewegen, hieß es. Nachdem das Gründer-Trio nun an seinen Anteilen festhält, verfliegt die Fantasie und die Aktie sackte zwei Prozent ins Minus.

Die Deutsche Börse hat am Vorabend gute Umsatzzahlen für die Handelsplattform Xetra veröffentlicht. "Exzellent", so der Kommentar eines Händlers. Allerdings habe das Februar-Plus von 64 Prozent im Xetra-Aktienhandel auch vom turbulenten Monats-Ultimo profitiert. Dennoch geht es für die Aktie zeitweise um mehr als drei Prozent nach oben. Am Xetra-Schluss bleibt davon immerhin ein Plus von 2,1 Prozent übrig. Nachdem die Aktienmärkte im vergangenen Monat zunächst deutlich zulegten, führte der Einbruch der Kurse in den letzten Tagen des Februars am Mittwoch auf dem elektronischen Xetra-Handelssystem zu einem Tagesrekord von 1,4 Mio. Handelsgeschäften.

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will im Zuge der Schering-Integration weltweit etwas mehr Stellen abbauen aus ursprünglich geplant. Weltweit würden 6.100 Stellen gestrichen, davon allein 1.500 in Deutschland, teilte Bayer mit. Der Markt nimmt dies ungerührt zur Kenntnis, die Aktie notierte leicht im Minus.

Der Industriegase-Konzern Linde hat nach der Übernahme des britischen Konkurrenten BOC einen Umsatz- und Gewinnschub eingefahren. Einschließlich der Übernahme seien die Erlöse nach vorläufigen Zahlen im Vergleich zum Vorjahr um fast 31 Prozent auf 12,4 Mrd. Euro gestiegen, teilte Linde mit. Unter dem Strich verdiente Linde gut 1,8 Mrd. Euro, nach 514 Mio. Euro im Vorjahr. Dabei wirkte sich der Buchgewinn aus dem milliardenschweren Verkauf der Gabelstaplersparte KION Group aus. Linde stiegen um 1,7 Prozent.

Auch E.ON stehen weiter im Blickfeld der Investoren. Enel will seine Beteiligung an Endesa auf bis zu 24,9 Prozent erhöhen. Laut spanischen Medienberichten kontrolliert Enel gar schon diesen Aktienanteil. Damit rücke die geplante Übernahme durch E.ON in immer weitere Ferne, was sich als weiter belastend für die Aktie erweisen könnte, heißt es im Handel. E.ON verloren 1,3 Prozent auf 96,40 Euro.

Größter Verlierer im Dax waren allerdings die T-Aktien mit einem Abschlag von 2,4 Prozent auf 12,73 Prozent. Händler verwiesen auf die Verkaufsempfehlung von Merrill Lynch und eine Abstufung durch Morgan Stanley. Der Konzern hatte am Vortag die Börse mit seiner Bilanz enttäuscht. Die T-Aktien hatten daraufhin in einem schwachen Gesamtmarkt rund vier Prozent an Wert verloren.

Im TecDax gaben Adva nach dem Ausweis von Geschäftszahlen um fünf Prozent auf 7,96 Euro nach. Die Eckdaten zum vierten Quartal sowie zum Geschäftsjahr 2006 liegen einem Marktbeobachter zufolge zwar unter den Erwartungen, dies resultiere allerdings aus der Verschiebung von Aufträgen in das erste Quartal, weshalb der Ausblick auf das erste Quartal besser ausfalle. Leicht negativ sei, dass mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr zwar die Margenziele, nicht aber die Umsatzprognose bestätigt worden sei.

Am Nachmittag wurden die Aktien der vor einer Fusion stehenden Firmen Mobilcom und Freenet.de vom Handel ausgesetzt. Erst am Montag sollen die Papiere der dann zur Freenet AG verschmolzenen Firma wieder handelbar sein. Das Unternehmen wird im Prime Standard gehandelt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen