Nach US-Daten Dax bricht ein
15.02.2002, 20:40 UhrEin schlechter Branchenausblick von Dell, Ungewissheit um die Deutsche Telekom, die Streikdrohung bei der Lufthansa sowie schwache Nasdaq-Vorgaben belasteten den Dax am Freitag. Als am Nachmittag auch noch schlechte Daten zum US-Verbrauchervertrauen kamen, brachen die Kurse der deutschen Blue Chips endgültig ein.
Für Verkaufsdruck sorgte der Befund der Universität Michigan. Aus New Yorker Finanzkreisen wurden vorab Zahlen zum Verbrauchervertrauen in die Wirtschaftsentwicklung bekannt. Demnach fiel der Michigan-Index von 93 Punkten im Januar auf 90,9 Zähler im Februar. Volkswirte hatten dagegen mit einer leichten Verbesserung gerechnet. Der Michigan-Index gilt als vorlaufendes Signal für die künftigen Konsumausgaben der Amerikaner.
Der Computerriese Dell hatte am Donnerstagabend seine Ergebnisse für das vierte Quartal vorgelegt und lag beim Gewinn genau im Rahmen der Erwartungen. Allerdings fiel der Ausblick verhalten aus. Das belastete vor allem die Technologiewerte im Dax. Siemens verloren 3,1 Prozent auf 64,99 Euro, Infineon gaben 3,2 Prozent auf 25,45 Euro ab, SAP schlossen mit einem Abschlag von 2,2 Prozent auf 157,51.
Seit dem Handelsbeginn ging es für die Deutsche Telekom kontinuierlich abwärts. Zum Schluss belief sich das Minus auf 3,9 Prozent bei 15,21 Euro. Für Freitag wurde eine Stellungnahme von Liberty Media im Zusammenhang mit dem Kauf von rund 60 Prozent des Kabelnetzes der Deutschen Telekom erwartet. Die Behörde hatte das Geschäft vor zwei Wochen abgemahnt, weil eine marktbeherrschende Stellung der Amerikaner befürchtet wird. Liberty kündigte am Freitagnachmittag eine Pressekonferenz für Montag an. Für die Telekom ist dieses Geschäft von großer Bedeutung, soll doch mit dem Erlös von rund 5,5 Mrd. Euro der Schuldenberg des Bonner Konzerns deutlich abgetragen werden.
Die Aktie des Energiekonzerns E.ON konnte zwischenzeitlich einen leichten Zuschlag verzeichnen, nachdem erste Berichte ein deutlich positives Ergebnis bei der Beteiligung Gasag andeuten. Zur Mittagszeit war die Euphorie jedoch vollständig verraucht. Der Anteil der E.ON an Deutschlands größtem Gaszulieferer an Endverbraucher beträgt knapp 13 Prozent. Auch der führende deutsche Gaslieferant Ruhrgas, den E.ON per Ministerentscheid übernehmen will, hält Anteile an der Gasag. Zum Schluss sah die Aktie einen Verlust von 3,1 Prozent auf 56,05 Euro.
Auch die Commerzbank konnte ihren vorübergehenden Gewinn nicht halten. Das Institut bestätigte ein Angebot für den Online-Broker Consors. Die Aktie schloss mit 1,5 Prozent im Minus bei 18,25 Euro. Abgeben mussten auch die Versicherer Allianz - minus 2,6 Prozent auf 254,00 Euro - und die Münchener Rück - minus 2,2 Prozent auf 277,50 Euro. Am Donnerstag hatte der Sektor noch von wiederkehrendem Optimismus nach den negativen Ereignissen der vergangenen Monate profitiert.
Unter Druck stand weiterhin die Lufthansa-Aktie. Belastend wirkten sich die Befürchtungen um mögliche Piloten-Streiks bei der Tochter Cityline aus. Der Wert sank um 1,6 Prozent auf 17,20 Euro.
Kräftig ins Plus geschossen sind die Papiere des Baufinanzierers BHW. Das im MDax notierte Unternehmen hat am Morgen angekündigt, auf seine breit beworbene Sekundärplatzierung zu verzichten. Grund sei die labileVerfassung des Marktes, die sich in letzter Zeit vor allem auf Finanzwerte auswirke, teilte BHW mit. Der Kursanstieg sei zu einem großen Teil auf die Eindeckung von Leerverkäufern zurückzuführen, die ihre Positionen in Erwartung sinkender BHW-Kurse nach der Platzierung eingegangen waren.
Quelle: ntv.de