8000 Punkte zum Greifen nah Dax bügelt Gewinnmitnahmen aus
11.03.2013, 18:10 Uhr
(Foto: REUTERS)
Außer Spesen nichts gewesen - so könnte man beim Blick auf den Dax-Schlussstand am Montagabend meinen. Doch am ersten Handelstag nach der kurzzeitigen Rückeroberung der 8000er-Marke im Dax präsentiert sich der Markt überraschend robust. Von Katerstimmung ist nach der Kursparty wenig zu spüren.
Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich zum Wochenstart eine Verschnaufpause gegönnt, nachdem der Leitindex Dax am Handelstag zuvor erstmals seit fünf Jahren wieder über 8000 Punkten notiert hatte. Für einen neuerlichen Angriff auf die Marke reichte der Schwung angesichts negativer Nachrichten nicht, doch Rücksetzer aus dem Tagesgeschäft glich der Dax dank starker US-Impulse kurz vor Handelsschluss aus.
Zum Ausklang des elektronischen Handels notierte der Dax bei 7984,29 Punkten, homöopathische 2 Punkte unter seinem Schlussstand vom Freitagabend. Der MDax verbuchte ein Mini-Minus von 0,1 Prozent auf 13.338,30 Punkte. Für den TecDax ging es dagegen um 0,2 Prozent auf 921,27 Punkte nach oben.
Nach der Kletterpartie der vergangenen Tage zogen Gewinnmitnahmen den Markt zeitweilig nach unten. Das fand auf dem Parkett jedoch durchaus Freunde. Kleinere Rücksetzer seien durchaus begrüßenswert, um die Nachhaltigkeit der laufenden Bewegung nach oben zu untermauern, sagte ein Börsianer.
Dämpfend auf den Handel wirkten zudem die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens durch die Ratingagentur Fitch Ende vergangener Woche. Frische schwache Impulse kamen zudem aus China, wo das Wachstum der Industrieproduktion zu schwach und der Zuwachs der Verbraucherpreise zu stark für den Geschmack der Börsianer ausgefallen war.
Konjunkturelle Rückendeckung bekam der Dax dagegen durch positive heimische Konjunkturdaten. Nachdem der Außenhandel am Ende des vergangenen Jahres geschwächelt hatte, drehten die Exporte zum Jahresauftakt ins Plus. Im Januar kletterten die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,1 Prozent, im Dezember stand dort noch ein dickes Minus von 6,9 Prozent. Getragen wurde das Plus von der Nachfrage aus Ländern außerhalb der Europäischen Union.
Defensive Titel gefragt
Bei den Einzelwerten gab es teils kräftige Kursbewegungen. Henkel gingen mit 2,4 Prozent Plus als stärkster Dax-Gewinner aus dem Handel. Die Papiere notierten am Montag neue Rekordstände.
Analysten von Warburg empfahlen ihren Kunden die Aktie von Adidas zum Kauf und nannten ein Kursziel von 96 Euro. Nach einem Kursplus von 2 Prozent auf 77,75 Euro hat der Wert noch Platz nach oben.
Auch andere als eher defensiv geltenden Aktien gehörten zu den stärksten Gewinnern des Tages, darunter der Dialysespezialist FMC, der um 1,6 Prozent zulegte, sowie der FMC-Mutterkonzern Fresenius, der sich um 1,0 Prozent verteuerte.
Schwächster Dax-Wert des Tages waren Merck mit einem Minus von 1,7 Prozent. Analysten der Societe Generale hatten die Papiere zum Verkauf empfohlen.
Deutliche Kursverluste verbuchten auch Continental mit einem Abschlag von 1,2 Prozent. Börsianern zufolge lag das an Gewinnmitnahmen. "Die Aktie ist von Dienstag bis Donnerstag um fast zehn Prozent gesteigen, hat aber am Freitag den Sprung über 100 Euro nicht geschafft." Etliche Analysten hätten nach den guten Ergebnissen des Unternehmens ihre Kursziele für Continental auf deutlich über 100 Euro erhöht, dies dürfte die Aktie auf mittlere Sicht unterstützen.
Papiere der Deutschen Bank konnten die zwischenzeitliche rote Laterne abgeben, allerdings blieb es bei einem Minus von 1,1 Prozent. Die Papiere litten unter der Aussage von Co-Vorstandschef Fitschen, wonach die geplanten neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken in der EU (CRD IV) die Deutsche Bank in ihrer Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig beeinträchtigen dürfte. Bei einer Veranstaltung der Unionsfraktion im Bundestag beschwerte sich Fitschen über die Verteufelung großer Finanzinstitute. Große, systemrelevante Banken seien von den Kunden gewollt.
Gewinnmitnahmen in der zweiten Reihe
Gewinnmitnahmen sorgen auch in der zweiten Börsenreihe für Kursverluste bei einigen Aktien. So büßen Duerr, Klöckner & Co und Kuka zwischen 1,9 und 2,7 Prozent ein. Alle drei Aktien waren seit Jahresbeginn schon um jeweils über 20 Prozent gestiegen und damit doppelt so stark wie der MDax. "Bei Klöckner & Co kommen aber spätestens unter elf Euro wieder Käufer an den Markt, die darauf setzen, dass der Investor Knauf über seine Holding Interfer den Anteil an Klöckner aufstockt", prognostiziert der Händler.
Papiere des Autozulieferers ElringKlinger sackten um 4,6 Prozent ein, nachdem sie bereits am Freitag nach Unternehmenszahlen um mehr als 14 Prozent eingebrochen waren.
Als schwächster MDax-Wert schlossen Südzucker 4,9 Prozent im Minus. Fundamentale Gründe konnten Händler nicht ausmachen. Die Papiere waren jüngst jedoch sehr gut gelaufen. "Eine große Adresse ist heute in der Aktie sehr aktiv und die Umsätze sind überdurchschnittlich", berichtete ein Händler. Möglicherweise würden nach dem Anstieg der Aktie auf ein Allzeithoch über 34 Euro nun Positionen geräumt.
Nordex setzten sich nach einem Rekordauftragseingang an die TecDax -Spitze. Die Aktien legten um 14,8 Prozent zu. Der zuversichtliche Ausblick des Unternehmens tröstet Anleger nach Einschätzung von Börsianern über die tiefroten Zahlen im vergangenen Jahr hinweg. Nordex hat einen Umsatzanstieg auf 1,2 bis 1,3 Mrd. Euro sowie eine operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) von 2 bis 3 Prozent angekündigt.
Abseits der großen Indizes reagieren die Papiere des Fernsehgeräteherstellers Loewe mit Kursgewinnen auf Sparmaßnahmen. Das angeschlagene Unternehmen entlässt 180 der rund 1000 Mitarbeiter, die übrigen Angestellten verzichten auf 10 Prozent ihres Gehalts. Die Papiere gingen mit einem Tagesplus von 6,5 Prozent aus dem Handel.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ