Marktberichte

Starke Impulse aus den USA Dax schließt geschwächt

Der Dax am Dienstag: Morgens stärker als am Abend.

Der Dax am Dienstag: Morgens stärker als am Abend.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Aktienmarkt verabschiedet sich mit einem leichten Minus in den Sommerabend: Die Übernahmepläne im Mobilfunksektor schlagen zwar hohe Wellen, die Begeisterung hält allerdings nicht lange vor. Am Nachmittag kühlt die Stimmung deutlich ab. Ernüchtert blicken Analysten auf den Auslöser.

Die spektakulären Übernahmepläne im deutschen Mobilfunkmarkt haben den deutschen Aktienmarkt nur kurz beflügelt. Auch freundlichen Aussichten auf ein wirtschaftlich stabiles China, die den deutschen Aktienhandel am Morgen noch gestützt hatten, traten im Verlauf zunehmend in den Hintergrund. Nach Eröffnung der US-Börsen brach der deutsche Leitindex aus einer engen Handelsspanne aus und drehte ins Minus.

Am Abend ging der Dax 0,20 Prozent tiefer bei 8314,23 Punkten aus dem Handel. Der MDax gab seine frühen Gewinne bereits am Morgen ab und schloss 0,14 Prozent im Minus bei 14.123,68 Punkten. Der TecDax büßte etwas stärker ein und gab bis zum Abend 0,60 Prozent ab auf 991,61 Zähler. Damit hat sich der TecDax wieder deutlich von seiner markanten Kursmarke bei 1000 Punkten entfernt. Mit den Kursgewinnen am Morgen war der Technologiewerte-Index zum ersten Mal seit Mitte Dezember 2007 wieder über diese Schwelle vorgedrungen.

Beobachtern zufolge machte die Entwicklung an der Wall Street die anfangs leichten Aufschläge an den europäischen Märkten zunichte. In New York notierte der Dow Jones zwar zum Auftakt leicht im Plus. Der breiter gefasste S&P 500 gab jedoch dagegen leicht nach. Die Nasdaq notierte sogar 0,3 Prozent im Minus. Händlern zufolge brachten einige Anleger ihr Geld lieber in Sicherheit, falls der Technologieriese Apple eine maue Bilanz vorlegen sollte. Der iPad-Hersteller, dessen Aktien um 0,6 Prozent nachgaben, will nach Handelsschluss in New York sein Zahlenwerk präsentieren.

Den kleinen Kursrücksetzer an den Aktienmärkten gegen 16.00 Uhr (MESZ) führte ein Händler auf den überraschend schwachen Richmond-Fed-Index zurück. "Der Gesamtindex und wichtige Subkomponenten haben enttäuscht", sagte der Händler. So habe die Komponente für Auslieferungen im Juli auf minus 15 von plus 11 im Juni nachgegeben. Die Komponente neuer Aufträge sei auf minus 15 von plus 9 abgerutscht. Der Gesamtindex ist von plus 7 auf minus 11 Punkte gerutscht. "Der Markt kommt aber nicht unter Druck, einerseits weil der Richmond-Fed-Index nicht von großer Bedeutung ist, andererseits weil sich wichtigere Umfragen wie der Empire-State- und der Philly-Fed-Index im Juli jüngst verbessert haben", sagte der Händler.

Ermutigende Konjunkturdaten aus Europa dürften zu einer Stabilisierung beigetragen haben: Das Kauflaune der Verbraucher in den Euro-Ländern hat sich im Juli deutlicher als erwartet aufgehellt. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen in der Eurozone kletterte um 1,4 auf minus 17,4 Punkte, wie die EU-Kommission mitteilte. Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten lediglich einen Anstieg auf minus 18,3 Zähler erwartet.

Charttechnisch orientierte Beobachter erkannten einen weiteren möglichen Auslöser für die Kurseintrübung: An der Wall Street habe der S&P-500 in der Eröffnung den Sprung über 1700 Punkte erneut verfehlt. "Es hat den Anschein, als fehlt nach dem starken Anstieg seit Anfang des Monats die Kraft für den raschen Durchburch über diesen Widerstand", meinte ein Händler. Das lasse auch den Dax etwas zurückkommen. Die rückläufigen Börsenumsätze sprächen ebenfalls gegen eine dynamische Aufwärtsbewegung: "In der letzten Handelsstunde sind an der Eurex nur gut 5000 September-Futures auf den Dax umgegangen", fügte er an.

Das große Thema des Tages am Markt blieben die Übernahmepläne im deutschen Mobilfunksektor: Größter Profiteur des sich abzeichnenden Geschäfts waren die Aktien der niederländischen E-Plus-Mutter KPN, die im frühen Geschäft um mehr als 13 Prozent nach oben geschnellt waren. Sie schlossen an der Amsterdamer Börse 2,8 Prozent fester. Den Plänen nach erhält KPN 5 Mrd. Euro in bar für den Verkauf seiner Tochter E-Plus an Telefonica Deutschland. Zudem steht KPN ein Anteil von 17,6 Prozent an dem fusionierten Unternehmen zu. Der Kaufpreis liegt damit laut LBBW-Analyst Stefan Borscheid bei mehr als dem achtfachen des bereinigten operativen Gewinns von E-Plus. "Angesichts der hohen zu erwartenden Synergien erscheint der Preis allerdings angemessen", meinte Borscheid.

Die Anteilsscheine von Telefonica Deutschland sprangen kurzzeitig um 5,2 Prozent nach oben, schlossen dann aber 5,3 Prozent im Minus. Obwohl ein enormes Einsparpotenzial für Telefonica Deutschland zu erwarten sei, seien die regulatorischen Herausforderungen einer solchen Transaktion nicht zu unterschätzen, sagten Händler. Investoren stellten sich zudem auf eine absehbare Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Deals ein, hieß es. Die Titel der spanischen Konzernmutter zogen um 2,3 Prozent an.

Auch die Aktien der Deutschen Telekom erhielten neuen Schwung. Wenn es einen Anbieter weniger auf dem Markt gebe, helfe das erfahrungsgemäß den Renditen aller, sagte Equinet-Analyst Adrian Pehl. Die Titel des Bonner Konzerns gehörten mit einem Plus von 1,7 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern.

Auch in Frankreich hielten Telekomfirmen für ihre Anleger gute Nachrichten bereit. So trieb eine geplante Netzkooperation im Mobilfunk die Aktien von Bouygues und Vivendi an die Spitze des Pariser Leitindex. Bouygues gewannen 6,9 Prozent auf 22 Euro. Die Titel von Vivendi, der Mutter des Mobilfunkanbieters SFR, legten um 2,4 Prozent zu. Ihre Anteilsscheine erhielten zudem Auftrieb von der Nachricht, dass Vivendi mit dem Wettbewerber Etisalat exklusiv über den Verkauf des Marokko-Geschäfts verhandelt.

Stärkster Wert im Dax waren die Aktien von Lanxess, die sich nach dem unerwartet starken Zwischenbericht des Branchenriesen DuPont um 2,3 Prozent verteuerten. Verkauft wurden dagegen Titel wie Beiersdorf, Henkel, Allianz, Linde und Adidas mit Abschlägen von jeweils etwa 1 Prozent.

Papiere von ThyssenKrupp verteuerten sich um 0,71 Prozent. Die Anleger reagierten damit positiv auf den Ausgang des zweiten Teils des Schienenkartellverfahrens. Das Bundeskartellamt verhängte am Dienstag ein zweites Bußgeld in Höhe von 88 Mio. Euro gegen den Stahlproduzenten. Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank sagte, es sei gut, dass damit die Vorwürfe nun abschließend geahndet seien.

Im MDax verloren Kuka nach der Ankündigung einer Wandelschuldverschreibung als Schwächster unter den Nebenwerten 4,2 Prozent. Verkauft werden daneben auch Titel wie Leoni, Duerr oder Sky Deutschland. Bei Leoni schlug eine gestrichene Kaufempfehlung durch Analysten der Deutschen Bank zu Buche. Unter Druck gerieten zudem Vossloh-Papiere nach einer Gewinnwarnung. Die im SDax notierten Anteile sackten um knapp 9,67 Prozent ab. Gesonderte Aufmerksamkeit lag auf dem Ausstieg des Eigentümers Haniel beim Medizinhändler Celesio. Die Celesio-Papiere verbilligen sich um 0,7 Prozent.

Rheinmetall beliefert Australien

Im TecDax rücken Dialog Semiconductor um 8,9 Prozent vor. Der Chipentwickler konnte Anleger offenbar mit seinen Quartalszahlen überzeugen. Die Aktien notierten mit Kursen bei 11,78 Euro so hoch wie seit Mitte Juni nicht mehr. Von einem "netten Set" an Zahlen sprachen die Analysten von Close Brothers Seydler. Unsicherheiten rund um die Wachstumsperspektiven des Unternehmens sollten damit aus dem Markt genommen werden.

Dialog hat wegen hoher Forschungskosten für das zweite Quartal einen um die Hälfte eingebrochenen Gewinn ausgewiesen, auch der Umsatz schrumpfte zum ersten mal wieder nach einer langen Boomphase. Händler sagten, das sei keine Überraschung mehr gewesen. Zudem lägen die Erlöse am oberen Ende der Prognose. Für das Gesamtjahr zeigte sich Konzernchef Jalal Bagherli zudem optimistisch und kündigte steigende Umsätze an.

Ein Großauftrag aus Australien sorgt bei Rheinmetall für steigende Kurse. Die Aktie legt um 2,9 Prozent auf 39,29 Euro zu. Der Rüstungskonzern zog über sein Gemeinschaftsunternehmen RMMV mit der MAN Truck & Bus einen Auftrag zur Lieferung von Lkw an das australische Militär an Land. "Das mögliche Scheitern eines großen Panzer-Deals mit Saudi-Arabien, von dem auch Rheinmetall profitiert hätte, hat vor kurzem für Aufsehen gesorgt und die Aktie belastet", sagte ein Händler. Das Milliarden-Geschäft mit Australien werde am Markt nun mit entsprechender Erleichterung aufgenommen. Denn mit einem Volumen von 1,1 Mrd. Euro entspreche der Auftrag gut einem Fünftel des gesamten Auftragseingangs im vergangenen Jahr.

Bereits am frühen Morgen ließen die Vorzeichen am deutschen Aktiemarkt steigende Kurse erwarten. Die Optionsprämien auf Optionen des Dax deuteten allerdings bereits vorbörslich eine hohe Schwankungswahrscheinlichkeit an. Die prognostizierte Bandbreite von 0,9 Prozent entspräche einer Dax-Bewegung auf bis zu 8403 Punkte nach oben und 8259 Punkte nach unten. Zu Wochenbeginn war der Dax mit 8331 Zählern - nahezu unverändert - aus dem Handel gegangen.

Peking zu Maßnahmen bereit

Marktanalyst Frank Geilfuß vom Bankhaus Löbbecke & Co sprach von einem sehr umsatzarmen Tag. Die Anleger hätten angesichts der verfallenden US-Kurse am Abend noch schnell Gewinne mitgenommen. Am Morgen hatte ein Kursplus an den asiatischen Börsen dem deutschen Parkett noch eine gute Vorgabe geliefert. Händler begründeten dies mit beruhigenden Aussagen des chinesischen Ministerpräsident Li Keqiang zum Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Europaweit profitierten hiervon insbesondere die Rohstofftitel.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,25 Prozent am Vortag auf 1,27 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozentpunkte auf 134,51 Punkte. Der Bund Future verlor 0,32 Prozent auf 143,79 Punkte. Der Kurs des Euro stieg auf zuletzt 1,3213 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,3180 (Montag: 1,3166) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7587 (0,7595) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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