Enge Bandbreite, große Hoffnungen Dax schließt schmal im Minus
22.07.2013, 18:25 Uhr
Es ging schon dynamischer zu am deutschen Aktienmarkt: Während draußen die Hitze brütet, bewegt sich der Dax nur wenig vom Fleck.
(Foto: REUTERS)
Ist es die Sommerhitze oder die Ruhe vor dem Ausbruch? Der Start in die Börsenwoche bietet Anlegern am deutschen Aktienmarkt unsichere Bewegungen: Nach neuen Konjunktursignalen aus den USA verfehlt der Leitindex Dax sein Tagesziel nur knapp.
Der deutsche Aktienmarkt bleibt zu Wochenbeginn ohne klare Richtung: Der Leitindex Dax geht am Abend nahezu unverändert bei 8331,06 Punkten aus dem Handel, was einem tatsächlich hauchdünnen Minus von 0,006 Prozent entspricht. Das Tageshoch aus dem Verlauf liegt bei 8374,47 Zählern, das Tagestief bei 8310,29. Der MDax beendet den Montagshandel 0,29 Prozent im Minus bei 14.143 Punkten. Der TecDax legt deutlich freundlicher um 0,57 Prozent zu auf 997 Punkte.
Börsianer sprachen insgesamt von einem ungewöhnlich ruhigen Handelstag. Echte Kurstreiber seien derzeit Mangelware. Einige Beobachter verwiesen zudem auf die Ferien- und Urlaubszeit in einigen Bundesländern. Den größten Teil des Tages pendelte der deutsche Leitindex in einer engen Bandbreite um seinen Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Am Nachmittag hatten schwächere US-Häuserdaten kurzzeitig für etwas mehr Belastung gesorgt.
Auch auf europäischer Ebene zeigt sich der Aktienhandel unsicher und ohne klare Richtung: Der Eurostoxx50 legte 0,34 Prozent zu auf 2725 Punkte. Während die Pariser Börse zulegte, gaben die Kurse in London nach. In New York stand der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa leicht über dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag.
Die leichte Volatilität im Dax deute darauf hin, dass der Markt auf neue Impulsgeber warte und sich derzeit in einer Art Lauerstellung befinde, sagte Marktstratege Stefan Hötte vom Broker IG. Schub in die Märkte dürfte nach Ansicht von Beobachtern im Laufe der Woche durch die vielfach anstehenden Quartalsberichte der Unternehmen kommen. Am Montag spielten die Bilanzen jedoch noch keine große Rolle.
Im Dax führen die Aktien von RWE mit einem Plus von 2,6 Prozent die Gewinnerliste an. Das "Handelsblatt" hatte zuvor berichtet, der zweitgrößte deutsche Energiekonzern wolle noch stärker sparen als bislang bekannt. Die Aktien von Eon - der zweiten börsennotierten Versorgerriese im Leitindex - notierten am Abend 0,8 Prozent im Plus.
Titel von SAP hingegen fanden sich bereits am frühen Morgen am unteren Ende der Kursliste wieder. Mit einem Minus von 0,8 Prozent zählten sie auch zum Schlussstand zu den schwächeren Werten im Leitindex. Der Softwarekonzern hatte am Sonntagabend überraschend angekündigt, dass die vor dreieinhalb Jahren eingeführte Doppelspitze kommendes Jahr wieder abgeschafft wird. Co-Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe soll sich zur Hauptversammlung im Mai 2014 in den Aufsichtsrat zurückziehen. Damit bleibt sein Vorstandskollege Bill McDermott allein an der Spitze. "Solche Entscheidungen führen an den Börsen immer zu Verunsicherung", sagte ein Händler. Andere Beobachter widersprachen: Personalfragen und Führungsstruktur spielten bei den aktuellen Kursverlusten keine Rolle, hieß es. Stattdessen wirke der schwache Ausblick weiter nach.
Aktien der Deutschen Bank rückten ebenfalls nach einem Zeitungsbericht ins Blickfeld der Anleger. Nach Informationen der "Financial Times" plant das größte deutsche Geldinstitut große Einschnitte in der Bilanz. Insidern zufolge will die Bank ihre Bilanz nach US-Recht um rund ein Fünftel zusammenstreichen, um das Verhältnis von Eigenkapital zu Schulden zu heben. Damit sollen strengere Regeln an die Kapitalausstattung erfüllt werden. Die Deutsche Bank wollte sich dazu zunächst nicht äußern. Die Aktie ging mit einem Aufschlag vo 1,4 Prozent aus dem Handel.
Zum aktuellen Kursplus trügen aber auch positive Zahlen der Schweizer UBS bei, meinten Händler vorsichtig. Die Schweizer Großbank UBS verdiente im zweiten Quartal ebenfalls deutlich mehr als ein Jahr zuvor - die Aktien verteuerten sich zeitweise um mehr als 4 Prozent.
Die Anteilsscheine der Commerzbank legten bis zu zwei Prozent zu, verringerten ihr Plus aber bis zum Abend auf 0,4 Prozent. In der vergangenen Woche war über ein Interesse von Santander, der UBS und BNP Paribas an einem Einstieg bei der Commerzbank spekuliert worden. Dem Bundesfinanzministerium zufolge steht der Verkauf der restlichen Staatsbeteiligung von 17 Prozent aber zurzeit nicht auf der Tagesordnung. Wann der Anteil verkauft werde, sei nicht absehbar, sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Im MDax schossen kurz vor Handelsschluss die Papiere von Celesio mit einem Aufschlag von 9,26 Prozent auf 17,70 Euro an die Index-Spitze. Hier sorgte ein Mediengerücht für Auftrieb, wonach Großaktionär Haniel die US-Bank JPMorgan engagiert hat, um einen möglichen Anteilsverkauf zu prüfen.
Salzgitter schlossen nach einer Kaufempfehlung durch Goldman Sachs mit einem Aufschlag von 1,92 Prozent. Titel von Prosiebensat1 rutschten hingegen nach einer Abstufung durch die englische Investmentbank Liberum Capital um knapp 5 Prozent ab. Damit waren sie Schlusslicht im Index der mittelschweren Werte.
Auch im Tecdax wurden am Abend die Rollen noch einmal getauscht. Aktien von Telefonica Deutschland waren mit einem Kursplus von 6,75 Prozent größter Indexgewinner. Der niederländische Telekommunikationskonzern KPN hatte zuvor einen Pressebericht bestätigt, wonach er Gespräche über einen Verkauf der deutschen Tochter E-Plus führt. Der "Financial Times" zufolge ist die spanische Telefonica der Verhandlungspartner. Portfoliomanager Ludwig Donnerst von TAO Capital sagte, dieser Schritt sei sehr positiv für die Tochter Telefonica Deutschland, da die Synergieeffekte sich positiv auf das Ergebnis auswirken könnten.
Erfreulich fiel die Bilanz des Elektronikriesen Philips aus, der Gewinn und Umsatz dank eines starken Wachstums in den Schwellenländern gesteigert hat. Die Aktien kletterten um bis zu 4,3 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahreshoch von 24,41 Euro. Im Dax konnten die Papiere des Philips-Rivalen Siemens nur wenig davon profitieren. Sie lagen am Abend 0,3 Prozent im Plus.
Größter Verlierer auf Xetra waren die Aktien von Mobistar mit einem Minus von fast 30 Prozent. Enttäuschende Geschäftszahlen, eine gesenkte Prognose und die Streichung der Dividende brockten dem belgischen Mobilfunker auch an der Brüsseler Börse einen Rekord-Kurssturz ein. Die Aktien sackten um bis zu 31 Prozent ab und waren mit 10,82 Euro so billig wie zuletzt im Juli 2002.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere gegenüber Freitag von 1,24 auf 1,25 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,03 Prozentpunkte auf 134,62 Punkte. Der Bund Future gewann 0,05 Prozent auf 144,23 Punkte. Der Kurs des Euro stieg und notierte zuletzt bei 1,3193. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte zuvor den Referenzkurs auf 1,3166 (Freitag: 1,3123) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7595 (0,7620) Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts