Wie gewonnen, so zerronnen Dax geht die Puste aus
22.08.2011, 17:39 UhrDer Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt ist nur von kurzer Dauer. Der Dax kann seine Gewinne nicht halten und bewegt sich in den roten Bereich. Viele Börsianer zweifeln an einer schnellen und nachhaltigen Verbesserung der Stimmung unter den Investoren. Die Rezessionsängste sind nach wie vor präsent. Eine schnelle Lösung der Schuldenkrise ist nicht in Sicht.
Der Handel an der Frankfurter Börse ist auch zu Wochenbeginn von sehr großer Nervosität geprägt. Der deutsche Aktienmarkt gab kurz vor Handelsschluss einen großen Teil seiner Gewinne wieder ab. Die meisten Börsianer agierten auch am Montag äußerst vorsichtig. Die Ausschläge nach oben und unten waren teilweise beträchtlich. Vor allem Rezessionsängste und die Schuldenkrise in Europa und den USA hatten in den vergangenen Wochen den deutschen Leitindex um 8,6 Prozent ins Minus gedrückt.
Viele Börsianer zweifeln an einer schnellen und nachhaltigen Verbesserung der Stimmung unter den Investoren. "Wir rechnen für die kommenden Monate nicht mit Unterstützung durch die US-Konjunktur", sagte UBS-Analyst Tom Price. Die Aussichten für Europa schätze er sogar noch schlechter ein. Auch Helaba-Aktienmarktexperte Christian Schmidt geht davon aus, "dass die konjunkturellen Zweifel in Europa Bestand haben werden."
Der Dax sank um 0,1 Prozent und schloss bei 5474 Punkten. Am Nachmittag hatte der deutsche Leitindex ein sattes Plus von 1,7 Prozent verzeichnet und Kurs auf die 5600-Punkte-Marke genommen. Der MDax gewann 0,2 Prozent auf 8425 Zähler zu. Der TecDax verzeichnete ein Plus von 0,1 Prozent und wies 691 Punkte auf.
Am Nachmittag wurde der etwas besser als erwartet ausgefallene Chicago-Fed-National-Activity-Index leicht positiv aufgenommen. Nach dem desaströsen Philly-Fed der vergangenen Woche bringe er etwas Entwarnung, sagte ein Händler. Nach den Kursverlusten der vergangenen Woche sei aus charttechnischer Sicht bei Dax, EuroStoxx & Co. die Zeit reif für eine Erholung, hieß es am Markt.
Runter ging es im Dax vor allem mit stark von der Konjunktur abhängigen Werten. Auf der Verliererliste waren HeidelbergCement mit einem Abschlag von 4,1 Prozent. BMW verbilligten sich um 4,2 Prozent.
Hoch gingen dagegen Eon, die sich um 3,6 Prozent verteuerten; allerdings hatte die Aktie zeitweise mit rund fünf Prozent im Plus gelegen. Die Papiere des Versorgers profitierten dabei von einer Kaufempfehlung der Bank of America/Merrill Lynch. Die Aktien von RWE legten um 1,5 Prozent zu.
Etwas erholen konnten sich im Vergleich zur Vorwoche auch die Versicherungswerte: Allianz stiegen um 0,8 Prozent; Munich Re gewannen 1,1 Prozent.
Schlapp machten einmal mehr die Bankenwerte: Commerzbank drehten in die Verlustzone und fielen um 0,3 Prozent; Deutsche Bank verbilligten sich um 0,9 Prozent.
Ein Buch mit sieben Siegeln waren die Technologiewerte. "Das Übernahmekarussell in dem Sektor dreht sich munter weiter, das dürfte den einen oder anderen zu einem kurzfristigen Engagement ermutigen", sagt ein Börsianer. Nun übernimmt Bain Capital die australische MYOB, nachdem zuletzt Hewlett-Packard den Kauf von Autonomy mit einer Prämie von über 70 Prozent angekündigt hat. Zudem hat SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe in einem Zeitungsinterview die Jahresziele bestätigt. SAP rückten um 0,5 Prozent. Die Infineon-Aktie erwies sich einmal mehr als äußerst sprunghaft und verlor nach zunächst ordentlichem Gewinn 0,3 Prozent.
Zu den Gewinnern im TecDax zählten QSC. Die Papiere der Telekom-Firma legten 4,9 Prozent zu. Der Bericht in einem Anlegerbrief über ein angebliches Interesse des des Versatel-Eigners KKR habe Übernahmespekulationen ausgelöst, obwohl QSC vor einiger Zeit betont habe, die Großaktionäre wollten ihre Anteile behalten, sagte ein Börsianer. Eine QSC-Sprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ