Zweites Euro-Sorgenkind Dax knapp im Plus
24.03.2010, 18:30 UhrDer Dax beendet den Handel mit moderaten Gewinnen. Der Index erholt sich damit von schlechten Nachrichten - der Bonitätsabstufung Portugals und überraschend gesunkenen Auftragseingängen der Industrie in der Eurozone.

(Foto: REUTERS)
Vor dem mit Spannung erwarteten EU-Gipfel hat sich der deutsche Aktienmarkt weiter über der 6000-Punkte-Marke gehalten. Der Dax schloss 0,4 Prozent fester bei 6039 Zählern und entwickelte sich damit besser als die meisten anderen europäischen Märkte und die Wall Street. Der MDax gewann 0,3 Prozent auf 8064 Punkte, und der TecDax rückte dank starker Solarwerte um 0,7 Prozent auf 824 Punkte vor.
Als Stütze für den Markt in Frankfurt wirkte eine unerwartet deutliche Aufhellung des Geschäftsklimas in Deutschland. In der deutschen Wirtschaft machten sich im März Frühlingsgefühle breit, wie der Konjunkturindex des Münchner Ifo-Instituts signalisierte. Der Geschäftsklimaindex stieg mit 98,1 Punkten auf den höchsten Stand seit Juni 2008 und damit stärker als von Volkswirten erwartet worden war. "Insgesamt zeigt sich, dass die konjunkturelle Erholung in Deutschland und der Euro-Zone fortschreitet", sagte Helaba-Analystin Viola Stork.
Hingegen verunsicherten der anhaltende Streit über Hilfen für Griechenland und die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Portugals. Die Herabstufung der Bonität Portugals auf "AA-" durch die Ratingagentur Fitch hatte den Dax am Mittag kurzzeitig auf 5964 Zähler gedrückt. "Es ist erstaunlich, wie schnell der Markt diese Nachricht abgeschüttelt hat", so ein Marktstratege.
Mit Interesse nahmen Börsianer zur Kenntnis, dass sich einen Tag vor Beginn des EU-Gipfels eine stärkere Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei Hilfen für Griechenland abzeichnete. "Dies hieße, dass die europäische Politik mit ihrer Uneinigkeit die Probleme nicht lösen kann. Die Märkte werten dies als Zeichen der Schwäche, was sich vor allem beim Euro widerspiegelt", sagte Aktienhändler Ansgar Krekeler von der WGZ Bank. Der Euro fiel auf bis zu 1,3329 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Mai 2009. "Der Euro wird im Moment nicht als Indikator für bessere Exportchancen, sondern als Gradmesser für die Griechenland-Krise wahrgenommen", sagte ein weiterer Händler.
Zu den Favoriten im Dax gehörten die Aktien der Deutschen Börse mit einem Plus von 4,6 Prozent. Der Börsenbetreiber verschärft seinen Sparkurs und stieß damit bei Analysten auf ein positives Echo. Infineon-Papiere legten als Spitzenreiter um 5,7 Prozent. Der Chiphersteller kämpft angesichts der starken Nachfrage in seiner Industriesparte mit Produktionsengpässen.
Commerzbank-Titel stiegen um 2,8 Prozent. Das zweitgrößte deutsche Geldhaus hatte für das ablaufende Quartal einen Vorsteuergewinn in Aussicht gestellt.
Von Gewinnmitnahmen deutlich belastet wurden indes Henkel mit einem Abschlag von 2,1 Prozent. Daimler rückten um unterdurchschnittliche 0,1 Prozent vor. Händler verwiesen auf eine Anklage durch das US- Justizministerium nach jahrelangen Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts. Der Autobauer muss sich deswegen auf eine drastische Millionenstrafe einstellen.
Im MDax waren die Anteile von Wacker Chemie gefragt und zogen um 2 Prozent an. Nach Einschätzung von Börsianern entsprachen die endgültigen Ergebnisse des Halbleiter-Zulieferers und Chemiekonzerns für 2009 in etwa den vorläufigen Zahlen oder lagen sogar etwas darüber. Zudem stießen insbesondere die Aussagen zur Dividende auf ein positives Echo.
Freundlich aufgenommen wurde der Ausblick des angeschlagenen Solarunternehmens Q-Cells - dessen Aktien sprangen im TecDax um 5,5 Prozent nach oben. Für die Anteilsscheine von Kontron ging es indes um 4 Prozent nach unten. Der Minicomputer-Hersteller verdiente im vergangenen Jahr wegen der Produktionsflaute bei Industriekunden weniger - der Ausblick enttäuschte die Experten.
Quelle: ntv.de, jga/DJ/dpa-afx/rts