Optimismus kehrt zurück Dax kräftig im Plus
06.04.2011, 18:00 Uhr
Wer hätte am Morgen gedacht, dass die Anleger heute zu solchen Leistungen fähig sind.
(Foto: AP)
Der Dax fährt nach positiven Daten aus der deutschen Industrie und einer robusten Nachfrage bei einer Anleiheauktion in Portugal Gewinne ein. Eine rasante Berg- und Talfahrt legt die Commerzbank hin, größte Gewinner werden jedoch Metro.
Nach einem mauen Start hat sich der Dax ordentlich ins Plus vorgearbeitet. Der Leitindex stieg um 0,55 Prozent auf 7215,11 Punkte, nachdem er an den ersten beiden Handelstagen der Woche noch nahezu auf der Stelle getreten war. Der MDax gewann indes 0,25 Prozent auf 10 577,19 Punkte, der TecDax dagegen büßte 0,41 Prozent auf 944,73 Punkte ein.
Mit Erleichterung wurde am Markt aufgenommen, dass Portugal sich am Geldmarkt refinanzieren konnte, wenn auch zu hohen Kosten. Auch ein starker Auftragsschub in der deutschen Industrie im Februar habe die Kurse gestützt, hieß es. "Die starke Verunsicherung nach der Katastrophe in Japan ist verschwunden und die Unternehmen sind nach wie vor gut aufstellt", sagte Thomas Körfgen, Geschäftsführer der SEB Asset Management AG. In so einer Situation nehme der Markt auch vergleichsweise weniger wichtige Nachrichten positiv auf.
Mit der geplanten Rückzahlung eines Großteils ihrer Staatshilfen sorgte die Commerzbank für Wirbel am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Die Aktien waren zunächst die größten Verlierer, wurden dann die größten Gewinner und schlossen schließlich 1,9 Prozent im Plus bei 5,70 Euro und Platz 3. "Wenn die Commerzbank sich aus Staatshilfen herauskaufen kann, wird das durchaus als Befreiungsschlag gesehen", sagte ein Händler, nachdem die Kapitalerhöhung zunächst skeptisch aufgenommen war. Das von der Finanzkrise gebeutelte Institut will innerhalb von drei Monaten rund 14,3 Mrd. Euro der 16,2 Mrd. Euro an Stillen Einlagen tilgen und dafür auch mehrere Milliarden Euro an frischem Kapital aufnehmen. Der Rest der Staatshilfen soll bis spätestens 2014 abgelöst werden.
Knapp zwei Drittel des gesamten Geschäfts der ersten Börsenliga konzentrierte sich am Vormittag auf die Commerzbank. Bei dem Geldinstitut sei der Anteil der Investoren, die auf fallende Kurse gesetzt und die Aktie leer verkauft hätten, relativ groß, sagte ein Börsianer. Sie müssten sich nun wieder mit den Papieren eindecken, bevor die Titel abzüglich der Bezugsrechte für die Kapitalerhöhung gehandelt würden. Bei "Leerverkäufen" leihen sich Anleger eine bestimmte Aktie und verkaufen sie dann, weil sie hoffen, dass sie das Papier später wieder billiger kaufen und an den Verleiher zurückgeben können. Letztere haben bei der Commerzbank allerdings ein Interesse daran, die verliehenen Aktien bald zurückzuerhalten, um das Bezugsrecht auch ausüben zu können.
Größte Gewinner wurden jedoch Metro, die um 3,2 Prozent auf 50,15 Euro zulegten. Die Aktien profitierten von einem russischen Medienbericht. Die Tageszeitung "Kommersant" berichtet, die größte russische Supermarktkette X5 Retail Group bemühe sich derzeit um eine Fusion mit dem deutschen Handelskonzern.
Begehrt waren auch die Titel von ThyssenKrupp, die nach einer Hochstufung durch die Analysten der HSBC mit 30,12 Euro 2,4 Prozent höher notierten. Die Aktie habe sich zuletzt eher unterdurchschnittlich entwickelt und Aufholpotenzial, hieß es in der Kurzstudie. Seit Jahresbeginn haben ThyssenKrupp mehr als fünf Prozent verloren. Die Analysten setzten die Papiere auf "Overweight" von "Neutral".
Auch die Deutsche-Bank-Aktie legte eine Berg- und Talfahrt hin. Spekulationen über eine kurz bevorstehende Kapitalerhöhung drückten den Kurs zeitweise um bis zu drei Prozent ins Minus. Mit der Erholung des Marktes ging es auch für die Bankaktie wieder ins Plus. Zu guter Letzt blieb ein zartes Plus von 0,07 Prozent auf 41,93 Euro stehen.
"Einige haben wohl die Ankündigung für die Hauptversammlung in den falschen Hals bekommen", sagte ein Händler. Aus der am Dienstag veröffentlichten Tagesordnung war klar geworden, dass sich die Bank erneut - wie üblich - das Recht einräumen lassen will, ihr Grundkapital um maximal die Hälfte erhöhen zu können. Einschließlich des bedingten Kapitals entspräche dies bei den aktuellen Börsenkursen einem Volumen von bis zu 18 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bank die Rekordsumme von zehn Mrd. Euro am Kapitalmarkt eingesammelt, vor allem um die Übernahme der Postbank finanzieren zu können.
Eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank machte Anlegern Hugo Boss schmackhaft. Mit einem Plus von 2,9 Prozent auf 62,30 Euro notierten die Aktien des Modekonzerns an der MDax-Spitze. Seit Jahresbeginn haben die Papiere mehr als sieben Prozent zugelegt. Erfolge in den Kernmärkten und China hätten Hugo Boss in den vergangenen Quartalen ein beschleunigtes Wachstum beschert, hieß es in der Kurzstudie. Die Ziele für 2011 seien hoch gesteckt, aber angesichts der jüngsten Wachstumsraten gut zu erreichen. Die Analysten stuften die Aktien hoch auf "Buy" von "Hold" und erhöhten das Kursziel auf 70 von 49 Euro.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ