Commerzbank dick im Minus Dax rutscht ab
07.04.2011, 17:50 UhrAnlegern am deutschen Aktienmarkt vergeht im späten Handel die Laune. Nachdem die großen Indizes über weite Strecken des Handels wie festgenagelt schienen, rutschen die Kurse im späten Handel klar ins Minus. Der Hilferuf Portugals oder die Zinserhöhung der EZB hatten den Markt zuvor nicht aus der Reserve gelockt.
Der Dax ist am Donnerstag wieder unter die Marke von 7200 Punkten gerutscht. Zu Handelsschluss stand ein Minus von 0,5 Prozent auf 7178,78 Punkten auf dem Kurszettel. Die Nebenwerte zogen den MDax um 0,8 Prozent nach unten auf 10.488,40 Punkte. Der TecDax schloss mit einem Minus von 0,8 Prozent bei 937,41 Punkten.
Für wachsende Unruhe am Markt sorgte ein erneutes schweres Erdbeben der Stärke 7,4 in Japan, verbunden mit der Warnung vor einem neuerlichen Tsunami. Zunächst reagierte der Markt nicht auf die ersten Berichte, gab dann jedoch nach. "Die Meldung hat einen klar negativen Einfluss auf den Markt gehabt", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research im Hinblick darauf, dass die Katastrophe in Japan zuletzt wieder etwas in den Hintergrund gerückt war.
Dass die EZB den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent angehoben hatte, sah der Experte derweil als bereits eingepreist an und begründete so die vergleichsweise geringe Marktreaktion auf den Beschluss. Die Äußerungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet deuteten indes darauf hin, dass "das Prinzip der lockeren Hand in der Geldpolitik" überwiegt. So werde die Angst vor einem allzu starken Eingreifen genommen, sagte Ruland.
Portugal kündigte nach langem Zögern nun doch an, unter den Euro-Rettungsschirm zu schlüpfen. "Der Druck der Märkte ist in den letzten Wochen zu groß geworden", fasste Commerzbank-Analyst Christoph Weil zusammen. Für die nächsten drei Jahre benötige Portugal wahrscheinlich 70 Mrd. Euro. "Ab jetzt werden sich alle Blicke auf Spanien richten." Die Chance, dass Spanien es ohne fremde Hilfe schaffen würde, stünden aber gut, fügte Weil hinzu. Ein entsprechendes Signal konnte das Land am Morgen selbst senden, als es eine neue dreijährige Staatsanleihe erfolgreich am Markt plazieren konnte und damit die eigene Finanzierung ein weiteres Stück gesichert hat. "Das sollte die Sorgen um eine Ansteckungsgefahr mindern", erklärte Zinsstratege Peter Chatwell von Credit Agricole in London.
Analysten drücken Commerzbank
Schlusslicht im Dax waren die Titel der Commerzbank, die um 4,9 Prozent absackten. Mehrere Analysten hatten sich negativ zu der am Vortag angekündigten, milliardenschweren Kapitalerhöhung geäußert. Die WestLB hat die Aktie nach Ankündigung der Kapitalerhöhung auf "Verkaufen" gesenkt und Nomura hat Commerzbank auf "Reduzieren" von "Halten" herabgestuft. Papiere der Deutschen Bank zogen hingegen um 1,3 Prozent an.
Ein negativer Analystenkommentar belastete die Aktien von BMW, die um 2,8 Prozent nachgaben. Analysten von Morgan Stanley hatten die Aktien des Autobauers von "Übergewichten" auf "Untergewichten" herabgestuft. Etwas leichter zeigten sich auch die Papiere der Branchenrivalen Daimler und VW, die um 0,8 bzw. 2,2 Prozent fielen. Aktien vom MAN schlossen 1,3 Prozent im Minus.
Die Titel der Deutschen Börse knüpften dagegen an ihre am Vortag begonnene Erholung an und legten an der Indexspitze um 1,6 Prozent zu. Börsianer verwiesen auf charttechnische Faktoren, fundamentale Gründe sahen sie nicht.
Hochtief-Tochter bereitet Kummer
Im MDax rutschten Hochtief-Aktien um 7,9 Prozent ab. Der Baukonzern hatte seine Gewinnprognose für das laufende Jahr zurückgenommen. Wegen offenbar massiver Probleme bei der australischen Tochter Leighton kann Hochtief ihre Ergebnisprognose für das aufende Jahr nicht halten. Der Baukonzern teilte mit, Leighton überprüfe derzeit die eigene Ergebnisprognose. Ingbert Faust von der Equinet Bank hat Hochtief auf "Halten" von "Kaufen" gesenkt.
Hamburger Hafen gaben um 1 Prozent nach. Die Bank of America Merrill Lynch hat die Bewertung der Aktie mit "Underperformer" aufgenommen. Stada gewannen 2,1 Prozent und profitieren damit von einer Hochstufung durch die Citigroup.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts