Wer Wind sät, wird was ernten Dax säuft ab
14.05.2010, 17:38 UhrDer deutsche Aktienmarkt krankt an den Sorgen über die weitere Entwicklung in der Eurozone. Im Vordergrund steht die Frage, ob die strikten Sparpläne das Wirtschaftswachstum in Europa beeinträchtigen werden. Für Nervosität sorgt zudem ein Statement von Deutsche-Bank-Chef Ackermann, in dem er sich skeptisch zur Rückzahlung griechischer Staatsschulden äußert.

Europa hat den Kanal gestrichen voll ... mit Schulden. Hören will das der Markt jedoch nicht mehr.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Verunsicherung über die Folgen der europäischen Schuldenkrise hat am letzten Handelstag der Woche eine neue Verkaufswelle ausgelöst. Nach den kräftigen Kursgewinnen von 9,4 Prozent im Wochenverlauf strichen die Anleger ihre Gewinne ein. Selbst die besser als erwartet ausgefallenen Einzelhandelsumsätze in den USA verblassten angesichts der Sorgen über die Eurozone.
Der Leitindex Dax weitete im Sturzflug seine Verluste bis auf minus 3,1 Prozent auf 6056 Zähler aus. Auch im MDax ging es deutlich abwärts. Hier verloren die Titel 2,6 Prozent auf 8288 Punkte.
Händlern zufolge setzten sich Zweifel am europäischen Hilfspaket durch."Die europäische Schuldenkrise sorgt weiterhin für große Unruhe und Unsicherheit bei den Anlegern", kommentierte ein Marktanalyst von IG Markets und verwies auf Rekordpreise beim Gold, das als alternative Anlage weiterhin schwer gefragt ist.

"Joe" Ackermann glaubt nicht, dass die EU oder der IWF das an Griechenland geliehene Geld jemals ganz wiedersehen werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am Markt kamen zudem Sorgen auf, dass der Sparzwang der Euroländer das Wirtschaftswachstum dämpfen könnte. Wenig förderlich waren auch Aussagen des Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann, der sich in einem Interview skeptisch dazu äußerte, ob Griechenland seine Staatsschulden begleichen könne. Ackermann hatte gesagt: "Ob Griechenland über die Zeit wirklich in der Lage ist, diese Leistungskraft aufzubringen, wage ich zu bezweifeln." Eine Alternative zum Hilfspaket habe es aber nicht gegeben, fügte Ackermann hinzu. Obwohl er vielleicht nur aussprach, was viele Bürger sich denken, sind das derzeit doch die Wahrheiten, die niemand hören möchte.
Banken im Blick
Bemerkbar machten sich die anhaltenden Sorgen um die Krise in der Eurozone vor allem bei den Aktien aus dem Bankensektor, die schon an der Wall Street zu den Verlierern gehörten. Deutsche Bank gerieten nach einem Bericht über ein US-Ermittlungsverfahren gegen das Institut noch zusätzlich unter Druck. Die Titel des Geldhauses notierten 4,1 Prozent tiefer. Einem Insider-Bericht zufolge hat der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo die Bank und sieben weitere Institute aus den USA, der Schweiz und Frankreich vorgeladen. Cuomos Behörde untersuche, ob die Banken Investoren und Ratingagenturen über die Bewertung von Hypothekentiteln in die Irre geführt hätten.
Wegen des unsicheren Ausgangs der Untersuchungen seien das schlechte Nachrichten für die Deutsche Bank, erklärte LBBW-Analyst Olaf Kayser. Mit einer deutlichen Erholung des Aktienkurses sei nicht zu rechnen, solange es nicht mehr Details zum Ermittlungsverfahren gebe.
Für die Titel der Commerzbank ging es 4,1 Prozent nach unten. Im MDax gaben die Papiere der Postbank 2,6 Prozent nach.
Eine Analystenstudie zu den Aktien der Deutschen Post verpuffte im schwachen Marktumfeld. Der Kurs gab knapp 2,0 Prozent nach. Goldman Sachs hatte zuvor das Ziel von 18,0 auf 18,50 Euro erhöht und die Einstufung mit "Conviction Buy" bestätigt.
Schwacher Euro dückt Kurse
Der schwache Euro belastete Adidas. Die Titel des Sportartikelherstellers gaben 4,8 Prozent nach und führten zeitweise die Verliererliste im Dax an. "Die Aktie gehört immer dann zu den Verlierern, wenn der Dollar zulegt, weil Adidas viele Geschäfte in der US-Währung abwickelt", sagte ein Händler.
Gleiches gelte für Puma, dessen Papiere 4,5 Prozent verloren. Der Euro fiel unter die Marke von 1,25 Dollar auf den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren.
Zahlen aus der zweiten Reihe
SMA Solar schnitt nach Händlereinschätzungen besser als erwartet ab. Die Aktien des Solarzulieferers konnten davon jedoch nicht profitieren und lagen mit einem Minus von 4,9 Prozent am TecDax-Ende. Börsianer verwiesen zuvor auch darauf, dass Engpässe bei Lieferanten das Aufwärtspotenzial der Aktien begrenzen könnten.
Bei EADS trübten Probleme mit dem Airbus A380 und der Dollarkurs die beginnende Erholung im ersten Quartal. Analysten sahen das Zahlenwerk allerdings als im Rahmen der ohnehin niedrig angesetzten Markterwartungen an. Die Aktien gewannen 5,2 Prozent an Wert.
Quelle: ntv.de, rts/dpa