Kurzer Vorstoß ins Glück Dax schließt im Minus
16.04.2013, 18:00 Uhr
Der Dax am Dienstag: Für ein versöhnliches Ende hat es nicht gereicht.
(Foto: REUTERS)
Der Ausflug in die Gewinnzone bleibt am deutschen Aktienmarkt nicht von Dauer: Zählebige Konjunktursorgen mischen sich am Nachmittag mit kräftigen Abschlägen bei zwei Indexschwergewichten. Der Dax beendet den Tag nach dem Anschlag von Boston in Rot.
Die anhaltende Verunsicherung der Anleger hat den deutschen Aktienmarkt zum dritten Mal in Folge ins Minus gedrückt. Nach einem wechselhaften Handelsverlauf schloss der deutsche Leitindex Dax 0,39 Prozent tiefer bei 7682,58 Punkten. Der MDax ging mit einem Minus von 0,64 Prozent bei 13.103,29 Zählern aus dem Handel. Der TecDax beendete den Handelstag 1,32 Prozent tiefer bei 911,72 Punkten.
Gute Unternehmenszahlen aus den USA hätten die Kurse nur kurz gestützt, fassten Beobachter ihre Eindrücke vom Handelsgeschehen in Frankfurt zusammen. Im Leitindex hätten deutliche Kursverluste bei den Versorgern Eon und RWE Börsianern zufolge ebenso belastet wie der schwache ZEW-Index zu den Konjunkturerwartungen deutscher Finanzmarktexperten.
"Im Vergleich zur letzten Woche hat sich die Stimmung unter den Anlegern deutlich eingetrübt", sagte Chefhändler Matthias Jasper von der WGZ Bank. Dafür verantwortlich seien zum Beispiel überwiegend enttäuschende Konjunkturdaten, der jüngste Preissturz beim Gold und die Bombenanschläge in Boston. Auf lange Sicht allerdings bewertete Jasper die Aussichten vor allem für den deutschen Aktienmarkt weiter positiv.
Der Eurostoxx50 schloss 0,59 Prozent niedriger bei 2609,30 Punkten. Die Leitindizes in London und Paris gaben ebenfalls nach. In New York lag der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa mit 0,80 Prozent im Plus.
Im Dax rutschten die Aktien der Energiekonzerne Eon und RWE nach der mit Spannung erwarteten Entscheidung der Europäischen Union (EU) zum Emissionsrechtehandel um 4,98 beziehungsweise 2,24 Prozent ab. Das EU-Parlament blockiert überraschend den Reformvorschlag der EU-Kommission zum Handel von CO2-Zertifikaten. 900 Mio. Zertifikate sollten vorübergehend zurückgehalten werden. Das dürfte den Preis für die Verschmutzungsrechte erhöhen und klimaschonende Technik attraktiver machen. Ein Marktteilnehmer hatte sich zumindest kurzfristig positive Preis-Impulse erhofft.
Die Vorzugsaktien von Henkel zeigten sich auch wegen der Dividendenzahlung mit einem Minus von 2,71 Prozent auf 1,98 Euro schwach. Bereinigt um die Ausschüttung von 0,95 Euro je Aktie fiel das Minus etwas geringer aus.
Die seit Tagen unter Druck stehenden Titel des Industrie- und Stahlkonzerns ThyssenKrupp erholten sich dagegen um 1,58 Prozent. Die fundamentale Ausgangslage für den Stahlsektor hält ein Börsianer indes weiter für schwach. An der Indexspitze zogen die Titel der Deutschen Lufthansa um mehr als 2 Prozent an.
Beim Autozulieferer Continental sorgten enttäuschende Aussagen von Konkurrent Michelin zur jüngsten Umsatzentwicklung zeitweise für Zweifel. Die Aktien schlossen 1 Prozent im Minus bei 85,89 Euro.
Im TecDax sackten die Papiere von Aixtron um 5 Prozent ab. Analyst Adrian Pehl von der Bank Equinet erwartet vom Spezialmaschinenbauer für das erste Quartal "heftige Verluste und keine Nachfrageerholung".
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,05 Prozent am Vortag auf 1,04 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,02 Prozent auf 135,54 Punkte. Der Bund Future verlor 0,34 Prozent auf 145,68 Punkte. Der Euro stieg: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3129 (Montag: 1,3081) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7617 (0,7645) Euro.
Erschütterte Vorgaben
Die Unsicherheit nach den ersten Berichten über Explosionen in Bosten hatten am Vorabend bereits die Wall Street belastet. Der Dow-Jones-Index schloss 1,8 Prozent tiefer, der S&P 500 verlor 2,3 Prozent, der Nasdaq-Composite 2,4 Prozent. In Frankfurt war der Dax um 0,4 Prozent auf 7712 Punkte gefallen.
In Japan sorgten die Anschläge auf den weltbekannten Marathon am Morgen danach ebenfalls für Zurückhaltung. Der Nikkei-Index notierte knapp im Minus. Der Shanghai-Composite in China gab 0,3 Prozent nach.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts