Am Ende einer starken Woche Dax schließt im Plus
09.07.2010, 18:00 UhrAm deutschen Aktienmarkt verabschieden sich die Händler leicht verschwitzt, aber zufrieden ins Wochenende. Der Leitindex Dax gewinnt auf Wochensicht knapp vier Prozent. Seit Tagen blicken alle Augen auf den kommenden Montag: Anleger erhoffen sich vom Alu-Riesen Alcoa eine klare Richtungsvorgabe.

"Die Hoffnung ist groß, dass die Bilanzen sehr gut ausfallen": Auch in Frankfurt dominiert die Zuversicht.
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Die bevorstehende Berichtssaison hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt zum Wochenausklang zuversichtlich gestimmt. Der Dax ging am Freitag erneut im Plus aus dem Handel. Der Leitindex stieg um 0,49 Prozent auf 6065 Punkte. Auf Wochensicht entspricht das einem Gewinn von 3,96 Prozent. Der MDax rückte am Freitag um 0,72 Prozent vor auf 8218 Punkte. Der TecDax legte um 1,01 Prozent zu auf 773,03 Punkte.
Die "Anleger fassen langsam Mut", sagte Chefhändler Matthias Jasper von der WGZ Bank und verwies dabei auf die anstehende Berichtssaison. Die Voraussetzungen seien gut, dass die Kurse weiter steigen könnten. "Ich rechne damit, dass es den Unternehmen in den USA und speziell in Deutschland besser geht, als es die zuletzt schwachen Kurse erwarten lassen."
"Die Hoffnung ist groß, dass die Bilanzen sehr gut ausfallen werden, und dann könnten wir eine ordentliche Rally sehen", meinte ein Börsianer. Andere Marktbeobachter schlugen warnende Töne an: "Zwar dürfte die Mehrzahl der Konzerne ordentliche Gewinnsteigerungen gegenüber dem Vorjahr ausweisen. Allerdings sind die Erwartungen bereits recht hoch, und die Ausblicke der Unternehmenslenker könnten sich etwas eintrüben", sagte Kapitalmarktanalyst Dennis Nacken von Allianz Global Investors. Ein Abrutschen der Märkte auf neue Jahrestiefstände sei allerdings auch wenig wahrscheinlich, fügte er hinzu. Schließlich seien die Risikoprämien an den Rentenmärkten hoch und die Bewertungen an den Aktienmärkten relativ niedrig. Die Berichtssaison wird in den USA am Montag wie üblich vom Aluminiumriesen Alcoa eingeläutet.
Der Stresstest im Bankensektor bestimmte die Kurse bei den Finanztiteln. Analysten machten sich im "Handelsblatt" Sorgen darüber, dass die Postbank ein Wackelkandidat sein könnte. Aus Branchenkreisen hieß es allerdings schnell, das Haus werden den Test nach vorläufigen Ergebnissen wohl durchaus bestehen. Die Papiere verloren dennoch 2,56 Prozent auf 23,80 Euro. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank lagen zuletzt mit 0,48 und 0,06 Prozent im Plus.
Der europäische Bankenindex schloss 0,7 Prozent höher. Getrieben von der Hoffnung, dass die meisten Institute den Test recht gut bewältigen werden, hat der Branchenindex damit im Wochenverlauf knapp zehn Prozent gewonnen. Händler verwiesen nun auf Äußerungen von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark, der ein baldiges Ende der Anleihenkäufe signalisierte. Dies habe die Unsicherheit am Markt wieder etwas verstärkt, hieß es. Dazu kamen Aussagen des Europäischen Bankenverbandes (EBV), der schärfere Kriterien bei den Stresstests für die Banken erwartet als bislang bekannt.
"Wir haben so viel an Spekulationen in den vergangenen Tagen gehört, jetzt wird es mal Zeit für Fakten", sagte ein Händler. "Wenn die raus sind, dann sehen wir weiter." Bei den Stresstests wird überprüft, wie sich bestimmte Risikoszenarien auf die Eigenkapitalausstattung der Banken auswirken.
Die MAN-Anteile rückten nach einem optimistischen Ausblick der Geschäftsführung um 0,40 Prozent auf 72,47 Euro vor. Vorstandssprecher Georg Pachta-Reyhofen stellte für dieses Jahr einen steigenden operativen Ergebnis in Aussicht.
Versorgertitel zählten zu den wenigen Verlierern im Dax. RWE-Aktien standen 0,29 Prozent tiefer bei 54,92 Euro. Eon sanken um 0,46 Prozent auf 22,735 Euro. Laut Analystin Ruxandra Haradau-Döser vom Bankhaus Metzler steht der Sektor bereits seit einigen Monaten unter Druck. Die Expertin verwies etwa auf die anhaltende Unsicherheit bezüglich der Zukunft der Kernenergie in Deutschland und das Risiko, dass neben Deutschland auch weitere Länder eine Steuer auf Kernbrennelemente einführen könnten.
Zu den größten Dax-Gewinnern zählten die Aktien von BASF, die mit einem Plus von 1,6 Prozent aus dem Handel gingen. Händlern zufolge kursierten Gerüchte, wonach der Konzern an einer Übernahme des US-Spezialchemieunternehmens WR Grace interessiert sei. Dessen Aktienkurs stieg an der Wall Street um 2,3 Prozent. BASF lehnte eine Stellungnahme zu den Spekulationen ab. Die Ludwigshafener hatten erst vor gut zwei Wochen für mehr als drei Mrd. Euro den kleineren Wettbewerber Cognis übernommen.
Auch Adidas waren vor dem Finale der Fußball-WM, in dem am Sonntag Spanien auf die Niederlande trifft, kurz vor Handelsschluss stark gefragt. Mit knapp plus zwei Prozent waren die Aktien größter Dax-Gewinner. Adidas ist unter anderem auch Ausstatter der spanischen Nationalelf.
Schlusslicht im Leitindex waren mit einem Wertverlust von 0,8 Prozent die Aktien der Deutschen Post. Die Regulierer drängen auf zusätzliche Einschränkungen des Steuerprivilegs des einstigen Staatskonzerns, was für diesen zusätzliche Kosten mit sich bringen könnte.
Im MDax waren Continental-Aktien gefragt, mit einem Plus von 4,1 Prozent waren sie größter Gewinner im Nebenwerteindex. Einige Händler vermuteten, dass der hoch verschuldete Autozulieferer mit seinen Plänen zur Ausgabe einer hochverzinslichen Anleihe bei Investoren ganz gut ankomme. Aus technischer Sicht liefere der aktuelle Kurs zudem ein Kaufsignal. Zum Preis von gut 46 Euro sei die Aktie wieder so teuer wie seit Jahresanfang nicht mehr.
Der europäische Leitindex Eurostoxx50 schloss mit einem Plus von 0,55 Prozent auf 2681,20 Punkte. In Paris und London wurden ebenfalls Gewinne verbucht. In den USA aber gab der Dow Jones zum Handelsschluss in Europa etwas nach.
Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,28 (Vortag: 2,23) Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,19 Prozent auf 126,69 Punkte. Der Bund Future fiel um 0,05 Prozent auf 128,87 Punkte.
Der Kurs des Euro gab nach: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2637 (Donnerstag: 1,2660) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7913 (0,7899) Euro.
Signale zur Konjunkturlage
Die Serie guter Nachrichten aus der Industrie setzt sich fort: Nach Produktion und Exporten zog im Mai auch der Umsatz deutlich an. Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes nahmen 3,7 Prozent mehr ein als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. "Das war der stärkste Zuwachs seit einem Jahr", sagte eine Statistikerin. Das Auslandsgeschäft zog mit 5,1 Prozent fast doppelt so schnell an wie der Umsatz auf dem Heimatmarkt. Die Autoindustrie meldete mit 8,8 Prozent den größten Zuwachs aller Branchen.
Wegen der weltweiten Wirtschaftskrise hatte das Verarbeitende Gewerbe 2009 mit 17,3 Prozent den stärksten Einbruch seit der Wiedervereinigung erlitten. Von Januar bis Mai lag der Umsatz wieder um 9,7 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Die gute Auftragslage spricht dafür, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt. Die Bestellungen übertrafen im Mai das Vorjahresniveau um rund ein Viertel. Die Exporte stiegen im Mai so kräftig wie seit zehn Jahren nicht mehr, die Industrie schaffte das zweitstärkste Produktionsplus seit der Wiedervereinigung.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts