Marktberichte

S&P zweifelt an den USA Dax schließt tief im Minus

Ostern naht, der Hase spitzt die Löffel: Wagt es die Ratingagentur, Washington die Bestnote zu entziehen?

Ostern naht, der Hase spitzt die Löffel: Wagt es die Ratingagentur, Washington die Bestnote zu entziehen?

(Foto: picture alliance / dpa)

In der Woche vor Ostern drücken die Schuldensorgen schwer auf den deutschen Aktienmarkt: Die Angst vor einer Umschuldung in Griechenland und die wachsende Euro-Skepsis in Finnland sorgen für anhaltende Verunsicherung. Vor allem Finanztitel verlieren. Am Nachmittag geht es mit dem Dax plötzlich steil abwärts.

Der Dax zu Wochenbeginn: Der S&P-Rutsch am Nachmittag ist deutlich zu erkennen.

Der Dax zu Wochenbeginn: Der S&P-Rutsch am Nachmittag ist deutlich zu erkennen.

(Foto: REUTERS)

Die Sorgen um eine Ausweitung der Schuldenkrise auf die Vereinigten Staaten haben den deutschen Aktienmarkt am Montag tief ins Minus gezogen. Der deutsche Leitindex Dax rutschte um 2,11 Prozent auf 7026,85 Punkte ab. Es war der größte Tagesverlust seit dem 15. März, als er im Zuge der Katastrophe in Japan mehr als 3 Prozent verloren hatte. Für den MDax ging es um 1,98 Prozent auf 10.164,96 Punkte abwärts. Der TecDax fiel um 2,10 Prozent auf 898,47 Punkte. Auch die übrigen europäischen Indizes tendierten schwächer: Der Stoxx50 verlor 1,7 Prozent, der Eurostoxx50 sogar 2,4 Prozent. Die Leitindizes in Paris und London schlossen im Minus. Der Dow-Jones-Index in New York lag zum europäischen Handelsschluss mit mehr als anderthalb Prozent in der Verlustzone.

Die Senkung des Ausblicks für die Kreditwürdigkeit der USA durch Standard & Poor's (S&P) könnte für die weltgrößte Volkswirtschaft den Verlust der Bonitäts-Bestnote "AAA" nach sich ziehen - und das in einer Phase heißer innenpolitischer Debatten um einen Weg aus der Verschuldung und dem beginnenden Wahlkampf für das Präsidentenamt 2012.

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 3.643,21

Am Aktienmarkt waren die Anleger schon vor der S&P-Warnung auf Verkauf eingestellt. Händler hatten dies mit den andauernden Diskussionen um eine mögliche Umschuldung Griechenlands sowie dem Wahlsieg der Euro-Skeptiker in Finnland begründet, der das Rettungspaket für Portugal wieder infrage stellen könnte. "Da ist heute einiges zusammengekommen", sagte ein Händler. "Griechenland, der Rechtsruck in Helsinki mit all seinen Konsequenzen für Portugals Sprung unter den EFSF-Rettungsschirm und dann auch noch S&P, da sind Verkäufe ganz angebracht."

DAX
DAX 23.698,15

Mit ihrer Neubewertung sorgten die S&P-Analysten am Nachmittag für erhebliches Aufsehen: Die Volatilitätsindizes auf den Dax und den Eurostoxx50 - der VDax und der VStoxx - verdoppelten unvermittelt ihre Ausschläge auf jeweils mehr als 20 Prozent. Die beiden Stimmungsbarometer werden auf Basis der Verkaufs- und Kaufoptionen auf die Werte der jeweiligen Leitindizes berechnet. Ihr US-Pendant, der Vix schoss zur Eröffnung der Wall Street ebenfalls mehr als 20 Prozent in die Höhe. Der Preis für zog steil an und näherte sich der Marke von 1500 Dollar an.

MDAX
MDAX 30.175,16

Da Banken und Versicherungen zu den größten Gläubigern griechischer Anleihen gehören, zählten europaweit der Versicherungs- und Bankensektor zu den größten Verlierern. Im Stoxx50 waren Axa und Allianz mit Kursverlusten von 5,7 beziehungsweise 4,8 Prozent die größten Verlierer. Die Aktien der Deutschen Bank fielen um 2,6 Prozent.

TecDax
TecDax 3.564,42

Größter Verlierer im Dax waren die Aktien der Commerzbank, die um bis zu 5,1 Prozent auf 4,18 Euro einbrachen, womit sie so wenig wie seit Juni 2009 nicht mehr kosteten. Neben dem milliardenschweren Griechenland-Engagement lasteten auch die Nachwirkungen der Pflichtwandelanleihe auf den Aktien der zweitgrößten Bank Deutschlands. Die am Montag erstmals gehandelte Pflichtwandelanleihe (CoMEN) notierten mit 3,97 Euro deutlich unter dem Platzierungspreis von 4,25 Euro. Erneut war der Umsatz hoch. Wenig Einfluss auf die Kurse hatte zunächst der am Mittag vorgelegte Zwischenbericht der Citigroup, der an der Börse trotz der unfreiwilligen Schrumpfkur positiv aufgenommen wurde.

Unter Druck gerieten auch die Stahlwerte, nachdem Goldman Sachs sich kritisch über das weitere Kurspotenzial einiger Aktien geäußert hatte: so fielen ThyssenKrupp im Dax um 3,9 Prozent und Salzgitter im MDax um 5,0 Prozent.

Die Analysten von Goldman Sachs hatten sich den europäischen Stahlsektor insgesamt vorgenommen und ihre Einstufungen anhand des Kriteriums der Rendite auf das eingesetzte Kapital überprüft. Ein hoher Wert bei dieser Kennziffer habe sich zuletzt als nachhaltiger Auslöser einer Outperformance am Aktienmarkt erwiesen. Dabei machen sie drei Faktoren aus, die für die Rendite auf das eingesetzte Kapital relevant sind: Vertikale Integration, Anteil des Geschäfts in Bereichen mit hohen Wachstumsraten sowie Umfang der Aktivitäten in spezialisierten Endmärkten. Demnach sei ArcelorMittal mit dem höchsten Anteil der Umsätze in den BRIC-Ländern sowie 66 Prozent Eisenerz und 21 Prozent Kokskohle aus eigenen Quellen am besten aufgestellt. Klöckner & Co profitierten von steigenden Rohstoffpreisen, die sich in anziehenden Stahlpreisen manifestierten, hieß es.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Im MDax zählten Hochtief mit einem Abschlag von 2,6 Prozent zu den Schlusslichtern, nach dem Vortandschef will nun auch Finanzchef und Arbeitsdirektor Burkhard Lohr im Herbst Hochtief verlassen.

Gegen den Trend behaupteten sich nur wenige Aktien: im Dax waren dies Infineon und Merck. Der Chiphersteller überraschte die Anleger mit einem unerwartet guten zweiten Quartal, was die Aktien um 1,6 Prozent in die Höhe trieb. Die Aktien des Pharmakonzerns Merck profitierten vom Aufstockung der Anteile durch den US-Vermögensverwalter Blackrock und stiegen um 0,5 Prozent. In Kopenhagen sorgte Pandora zeitweise für Furore: Der Schmuckhersteller hob seine Umsatzprognose an, was den Aktienkurs zeitweise um 15,6 Prozent in die Höhe katapultierte. Zum Handelsschluss reichte es aber nur zu einem Plus von 2,4 Prozent.

Die Aktien von Prosiebensat1 führten den MDax mit plus 0,24 Prozent auf 18,90 Euro an. Ein Börsianer führte dies auf einen Bericht zurück, wonach die Finanzinvestoren KKR und Permira ihre Anteile noch 2011 an die Börse bringen wollen.

Die in keinem wichtigen Index notierten Aktien von Borussia Dortmund lagen nach dem Sieg des BVB gegen Freiburg und der klaren Niederlage des Verfolgers Leverkusen bei Bayern München lange Zeit im Plus. Am Ende konnten sie sich dem schwachen Markt jedoch nicht ganz entziehen und verloren 0,41 Prozent auf 2,91 Euro.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 3,11 (Freitag: 3,18) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg deutlich um 0,33 Prozent auf 121,48 Punkte. Der Bund Future rückte deutlich um 0,99 Prozent auf 122,40 Punkte vor.

Der Kurs des Euro fiel angesichts der Sorgen um den Euro- Stabilitätspakt und notierte zuletzt bei 1,4216 Dollar. Zuvor hatte die EZB den Referenzkurs auf 1,4275 (1,4450) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7005 (0,6920) Euro.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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