Marktberichte

Zweifel an Italien Dax schließt unter 6000

Straßenszene in Italien: Wie reagieren die Börsen auf die Ereignisse?

Straßenszene in Italien: Wie reagieren die Börsen auf die Ereignisse?

(Foto: AP)

Gewinnmitnahmen drücken den Dax zum Wochenauftakt wieder unter die Marke von 6000 Punkten. Nach einem festen Handelsstart in Reaktion auf weitere Schritte im Reformprozess in Italien dreht der Leitindex ins Minus. Die Auktion italienischer Anleihen sorgt für Stirnrunzeln.

Aktienanleger in Europa haben zurückhaltend auf den Regierungswechsel in Italien reagiert. Zwar hoffen viele Investoren, dass die neue Übergangsregierung die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone aus der Krise führt. Aber es werde sehr schwer für Ministerpräsident Mario Monti, die notwendigen Sparmaßnahmen durchzusetzen und wirtschaftliches Wachstum anzustoßen, hieß es in einem Marktkommentar der RBS. Die Differenzen zwischen den politischen Parteien, die die neue Regierung stützten, seien sehr stark. "Durch den Rücktritt von Silvio Berlusconi ist Italien noch lange nicht schuldenfrei", fasste es ein Händler zusammen.         

Der Dax gab 1,2 Prozent auf 5985 Punkte nach, der MDax verlor 1,35 Prozent auf 9030 Zähler und der TecDax rutschte um 1,16 Prozent auf 698 Punkte.

Nach dem Rücktritt des bisherigen Ministerpräsidenten Berlusconi soll der international anerkannte Wirtschaftsexperte und ehemalige EU-Kommissar Mario Monti den Reformstau in dem Land beenden. Monti kündigte eine rasche Regierungsbildung an. Innerhalb der kommenden Tage dürfte er rund zwölf Minister ernennen, die meisten davon Technokraten. 

Sorge bereitete den Börsianern das hohe Zinsniveau italienischer Anleihen. Am Montag veräußerte das Land Papiere im Volumen von drei Mrd. Euro. Die Durchschnittsrendite der fünfjährigen Papiere lag bei einem Rekordhoch von 6,29 Prozent, bei der vorangegangen Auktion waren es noch 5,3 Prozent gewesen. Ein derart hohes Niveau sei für Italien nicht lange durchzuhalten, warnten Analysten. Italien ist nach Griechenland inzwischen ins Zentrum der Euro-Schuldenkrise gerückt und droht in eine Spirale aus immer höheren Renditen und Verbindlichkeiten zu geraten.         

Neben Italien bewegten aber auch die Bilanzzahlen zahlreicher Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe die Gemüter der Anleger. Im MDax brachten vorsichtigere Töne zum Ausblick und ein schwächerer Auftragseingang zum Quartalsende Hochtief ins Straucheln. Die Papiere des Baukonzerns fielen um 10,87 Prozent auf 45,54 Euro und waren damit so billig wie seit Anfang Oktober nicht mehr. Hochtief wird seine Flughafen-Beteiligungen womöglich später verkaufen als geplant und könnte daher 2011 Verluste schreiben. Der Auftragseingang sank. Das seien schlechte Nachrichten, schrieb Equinet-Analyst Ingbert Faust in einem Kommentar. Es sei sehr enttäuschend, dass das Management offenbar das Vertrauen in den Verkauf der Flughafenbeteiligungen verloren habe.       

Unter Druck gerieten zudem Hugo Boss, die 6,3 Prozent auf 68 Euro nachgaben. Der Großaktionär Permira platzierte 4,5 Mio. Vorzugsaktien des Modekonzerns, die Händlern zufolge für 68,25 Euro je Anteilsschein verkauft wurden.          

Das Nachsehen hatten auch die Solarwerte, über denen sich immer dunklere Gewitterwolken zusammenbrauen. Hohe Quartalsverluste schickten vor allem Q-Cells auf Talfahrt. Mit einem Abschlag von 26,7 Prozent auf 0,85 Euro verbuchten sie den zweitgrößten Tagesverlust der Unternehmensgeschichte.        

Der erste Quartalsverlust seit der Börsennotierung im TecDax machte Solarworld zu schaffen. Sie verloren 14,68 Prozent auf 3,28 Euro. Die Zahlen der Solar-Unternehmen machten derzeit nicht viel Hoffnung, dass ein Ende des Branchenkrise in Sicht sei, sagte ein Händler.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann kündigte überraschend an, nun doch nicht als Kandidat für den Posten des Aufsichtsratschef zur Verfügung zu stehen. Statt dessen soll nun Allianz-Vorstand Paul Achleitner Aufsichtsratschef werden. Die Deutsche-Bank-Aktie zeigte sich unbewegt, sie verharrte auf ihrem vorherigen Minus von 1,24 Prozent. Allianz schlossen 1,6 Prozent leichter.

 

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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