Marktberichte

Blick nach Osteuropa Dax schmiert ab

Der Frankfurter Aktienmarkt hat sich schwächer präsentiert, er verbuchte belastet von Sorgen über die Auswirkungen der Finanzkrise den dritten Tag in Folge Verluste. In den Vordergrund traten wiederum die Sorgen über den Zustand der osteuropäischen Volkswirtschaften und die möglichen Auswirkungen auf hiesige Banken. Als die US-Börsen freundlich eröffneten, sprang der Markt kurz ins Plus, drehte danach aber wieder in die Verlustzone.

Händler sprachen von zaghaften Erholungsansätzen. Die überverkaufte Lage könnte zu einer Gegenbewegung führen, hieß es zunächst. Doch als die amerikanischen Börsen später in die Verlustzone fielen, weitete der Frankfurter Aktienmarkt sein Minus deutlich aus. Der Dax zeichnete den Verlauf der Wall Street bis zum Handelsende nach: Nachdem der Dow erneut in den grünen Bereich vordrang, verminderte der Leitindex die Verluste.

Der Dax verlor 0,2 Prozent auf 4204,96 Punkte. Der TecDax büßte 0,5 Prozent auf 479,99 Zähler ein, während der MDax 1,1 Prozent auf 4951,97 Punkte abgab. Aus charttechnischer Perspektive befindet sich der Dax auf dem Weg in Richtung Jahrestief bei 4067 Zählern.

Unsch öne Daten

Für die zeitweisen Verluste an der Wall Street hatten Konjunkturdaten gesorgt, die US-Industrieproduktion war im Januar stärker gesunken als erwartet. "Produktionsrückgänge auf breiter Front - und aktuell ist auch noch keine Besserung in Sicht", meinte ein Volkswirt. Mit einer Erholung der Produktion sei nicht vor Jahresmitte zu rechnen.

"Die Nachrichten zu Osteuropa bringen eine neue Qualität in die ganze Krisendiskussion", sagte ein Händler. Ein Auslöser der aktuellen Sorgen war eine Studie der Ratingagentur Moody's, wonach die Rezession in den osteuropäischen Ländern heftiger ausfallen werde als in anderen Regionen. "Durch die Diskussion kommt auch die Furcht wieder auf, dass eines der südeuropäischen Länder umfallen könnte", sagte ein weiterer Händler.

"Die Finanzmarktkrise belastet die Märkte nach wie vor", ergänzte ein Fondsmanager. "Erst wenn die Konjunkturdaten in den USA eine Bodenbildung anzeigen, könnte das vom Markt als positives Signal verstanden werden." Wann dies der Fall sei, sei aber völlig ungewiss.

Der Markt warte nun auf das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank am Abend und auf das Hilfspaket des US-Präsidenten Barak Obama für den US-Immobilienmarkt, sagten Händler.

Coba im Plus

Im Blickpunkt standen am deutschen Markt die Aktien der Commerzbank, die 6,7 Prozent zulegten. Die Bank war im vergangenen Jahr vor Steuern zwar tief in die roten Zahlen gerutscht, Analysten hatten allerdings Schlimmeres erwartet. Sie hoben allerdings hervor, dass sich die Bank nicht zur Quartalsentwicklung bei der neuen Tochter Dresdner Bank geäußert hat. Wichtig sei auch, was mit der Tochter Eurohypo passiere.

Bei den Nebenwerten im MDax setzten die Aktien der Hypo Real Estate (HRE) in Reaktion auf Aussagen von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zum Höhenflug an. Seinen Worten zufolge sieht die Bundesregierung auch ein Übernahmeangebot als einen Weg zur Kontrolle der angeschlagenen Immobilienbank durch den Staat. "Die Aussagen lassen Hoffnung aufkommen, dass die Aktionäre anders als bei einer Enteignung doch nicht leer ausgehen. Das hat kurzfristig orientierte Anleger ins Papier getrieben", sagte ein Händler. Die Papiere schossen um mehr als 40 Prozent nach oben.

Für die positive Stimmung bei den Finanzwerten sorgte Börsianern zufolge auch die französische Großbank Societe Generale. "Das Institut hat im vierten Quartal schwarze Zahlen geschrieben. Das ist besser als vieles, was wir zuletzt von den Banken gehört haben", sagte ein Händler.

Deutschen Telekom
wurden von der Kaufempfehlung durch Analysten der Deutschen Bank gestützt, die Aktien legten 3 Prozent zu. Es werde erwartet, dass das Unternehmen am 27. Februar "ordentliche" Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen wird und den Ausblick für das laufende Jahr bestätigt, hieß es.

Metro verlieren kräftig

Die Furcht vor einem Umsatzeinbruch in Osteuropa drückte Metro-Aktien 4,6 Prozent ins Minus. "Über denen schwebt das Osteuropa-Gespenst", sagte ein Händler. "Metro war in der Vergangenheit mit Media/Saturn und den Baumärkten in Osteuropa sehr präsent. Jetzt wird befürchtet, dass ihnen das Geschäft dort deutlich wegbrechen könnte." Die Einzelhandelskette betreibt 15 Prozent ihrer Märkte in Osteuropa. Die Ratingagentur Moody's hatte am Dienstag erklärt, die Rezession in Osteuropa könnte viel heftiger ausfallen als anderswo.

Merck gewannen nach Vorlage von Zahlen 1,1 Prozent. Zwischenzeitlich hatten die Papiere allerdings fast 7 Prozent verloren. Der Pharma- und Chemiekonzern hatte im vierten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Vor allem der starke Ergebnisrückgang bei Flüssigkristallen missfiel der Börse. "Aber inzwischen besinnen sich wohl einige darauf, dass die Aktie schon arg nach unten geprügelt worden ist und dass sie noch zwei ganz gute Medikamente verkaufen", sagte ein Händler.

Solarwerte gehörten im TecDax zu den größten Verlierern. Conergy büßten 2,7 Prozent ein, Solarworld gaben 2,1 Prozent ab. Der norwegische Konkurrent Renewable Energy Corporation (REC) hatte enttäuschende Zahlen vorgelegt, das Unternehmen gab für das erste Quartal 2009 eine schwache Prognose ab.

Die Papiere der Air Berlin büßten im S-Dax 4 Prozent ein. Wie das "Handelsblatt" berichtet, sucht die UBS nach einem Käufer für das Paket, das sie Anfang 2009 vom Investor Leo Blavatnik übernommen hat. "Der Aktien-Überhang dürfte die Titel belasten", sagte ein Händler.

Quelle: ntv.de

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