Marktberichte

IWF-Gerüchte zünden nur Strohfeuer Dax setzt Kletterkurs fort

Der Kletterkurs am deutschen Aktienmarkt geht weiter, wenn auch auf deutlich wackligeren Füßen. Zur Wochenmitte sorgen Gerüchte um eine dicke Aufstockung der Kreditmittel des IWF für Furore. Auch wenn der Dax die größten Zuwächse bis Handelsschluss wieder abgibt, bleibt unter dem Strich dennoch ein Plus.

Der deutsche Aktienmarkt ist weiter auf Rally-Kurs. Der Dax baute seine Gewinne um weitere 0,3 Prozent aus und ging bei 6354,57 Punkten aus dem Handel. Damit summiert sich das Plus seit der Jahreswende bereits auf rund 450 Punkte oder knapp acht Prozent. Der MDax legte 0,3 Prozent auf 9752,74 Punkte zu. Der TecDax kletterte um 1,5 Prozent auf 744,26 Zähler.

Am Mittag hatte der Dax erstmals seit Ende Juli die 200-Tage-Linie getestet, die aktuell bei 6380 Punkten verläuft. Für viele Fonds und andere langfristig orientierte Investoren wäre ein nachhaltiger Anstieg über diesen gleitenden Durchschnitt ein Kaufsignal. "Häufig ist sie aber erst einmal umkämpft, ein nachhaltiges Überwinden kann dauern", so ein Marktteilnehmer. Ein technischer Analyst sieht in ihr ein verlässlicheres Signal, wenn Anleger zusätzliche Puffer einbauen. Notiere der Dax drei Tage wenigstens ein Prozent über der 200-Tage-Linie oder einen Tag drei Prozent, sei das Signal deutlich zuverlässiger.

Gestützt wurde die Stimmung unter anderem von der Hoffnung, Griechenland einige sich mit den Gläubigern nun doch noch auf einen freiwilligen Schuldenschnitt. "Ich glaube, dass wir eine Einigung erzielen werden", sagte Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, am Rande einer Veranstaltung. Er rechnet mit einer Vereinbarung innerhalb der kommenden beiden Wochen.

Daneben profitierte die Kaufneigung auch von Meldungen, der Internationale Währungsfonds IWF werde seine Fazilitäten erhöhen. "Das könnte verschuldeten Ländern Luft verschaffen", meint ein Händler. Gerüchte um eine Aufstockung der Kreditmittel auf eine Billion Dollar hatte am Mittag kurzzeitig für deutlich steigende Kurse gesorgt. Als die Summe später auf 500 Mrd. Dollar halbiert wurde, gaben die Indizes ihre Zuwächse wieder größtenteils ab.

Unter den Einzelwerten stiegen im Dax vor allem Henkel um 2,4 Prozent auf 46,31 Euro, nachdem die Analysten von HSBC das Kursziel auf 46 von 42 Euro erhöht haben. Weiter in Hausse-Laune zeigten sich im Vorfeld von Großereignissen wie der Fußball-EM und der Olympischen Spiele Adidas, die um 2,2 Prozent stiegen. Mit 55,82 Euro liegen Adidas nur noch knapp unter dem Allzeit-Hoch von 57,62 Euro. Und gute Zahlen des niederländischen Halbleiter-Ausrüsters ASML verhalfen Infineon zu einem Plus von 2,9 Prozent auf 6,96 Euro.

Schwache Stahl-Titel

ThyssenKrupp litten unter Gerüchten über eine bevorstehende Gewinnwarnung. Das Unternehmen wies dies jedoch zurück und verwies darauf, überhaupt keine konkreten Jahresziele in Aussicht gestellt zu haben. Daher könne man auch keine Gewinnwarnung abgeben. ThyssenKrupp habe lediglich kommuniziert, dass das Ergebnis des ersten Quartals unter dem des Vorjahres liegen werde. Die Aktie verlor 1,6 Prozent.

Klöckner & Co mussten ebenfalls Verluste hinnehmen. Eine Abstufung der Citigroup ließ die Aktie des Stahlhändlers um 1,2 Prozent nachgeben. "Die Titel hatten dank des 17-prozentigen Anstiegs der US-Stahlpreise einen guten Lauf seit Dezember", schrieb Analyst Anindya Mohinta in einem Kommentar. Nun hätten sie sein Kursziel von zwölf Euro fast erreicht. Er stufte die Papiere auf "Neutral" von "Buy" zurück.

Unter Druck standen auch die Aktien der Commerzbank mit einem Minus von 1,7 Prozent. Die Rating-Agentur Moody's hat das Finanzstärke-Rating der Commerzbank auf "D+" von "C-" gesenkt. Außerdem hat das Kreditinstitut offenbar die Pläne zur Auslagerung der Eurohypo verworfen und will seine Immobilien- und Staatsfinanzierungstochter nun in den Konzern integrieren. Darüber hinaus belasteten Sorgen vor einem noch höheren Schuldenschnitt Griechenlands als bisher befürchtet. "Es zeichnet sich eine Loose-Loose-Situation für die Banken ab", sagt ein Händler. Die Banken hätten die Bestände in griechischen Staatsanleihen mehrheitlich um 60 Prozent abgeschrieben, der so genannte Haircut dürfte allerdings noch höher ausfallen. Aktien der Deutschen Bank legten dagegen um 0,3 Prozent zu.

Vorgaben treiben Chiptitel

Mit Enttäuschung aufgenommene Quartalszahlen von Cree hielten Aixtron weit hinter dem Gesamtmarkt zurück. Die Aktien des Spezialmaschinen-Bauers gehörten mit 0,3 Prozent Plus zu den schwächeren Werten im TecDax. Die Papiere des US-Rivalen Cree waren im nachbörslichen Handel um mehr als fünf Prozent eingebrochen. Der Gewinn wie auch der Umsatz Von Cree blieben im zweiten Quartal hinter den Erwartungen zurück. "Das dürfte auch Aixtron zu schaffen machen und den Hoffnungen auf eine Belebung des LED-Geschäfts einen Dämpfer verpassen", sagte ein Händler.

Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa/rts

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