Infineon sieht schwarz Dax spielt Jo-Jo
04.09.2002, 20:20 UhrDer Dax zitterte sich am Mittwoch durch den Handelstag. Die Angst vor einem Irak-Krieg und der bevorstehende Jahrestag des 11. September schufen ein Klima der Unruhe, sagten Händler. Zudem galt es, den Kurssturz des Vortages zu verarbeiten. Der Dax begab sich auf eine regelrechte Berg- und Talfahrt. Am Nachmittag sorgte ein freundlicher Start an den US-Börsen für Zugewinne beim Dax von zeitweise rund 1,5 Prozent. Ein Plus von 0,8 Prozent wurde am Ende verteidigt - das bedeutet einen Punktestand von 3.425 Zähler.
Trotz der Zugewinne halte die allgemeine Marktschwäche weiter an, sagten Händler. Die Tiefststände von Anfang August würden aller Wahrscheinlichkeit nach noch einmal getestet werden, vielleicht schon diese Woche. Der Dax hatte Anfang August bei 3.235 Punkten den tiefsten Stand seit mehr als 5 Jahren markiert.
Schwer unter Druck geriet im Tagesverlauf die Aktie von Infineon. Das Papier brach zeitweise auf ein neues Allzeittief bei 9,86 Euro ein. Gründe für den Absturz lieferte das Unternehmen selbst: Angesichts der weltweiten Konjunkturflaute und der zurückhaltenden Nachfrage nach Computer-Technologie sieht der Halbleiter-Hersteller auch 2003 vorerst keine durchgreifende Erholung. Im kommenden Jahr würden die Gewinne angesichts schwächelnder Preise zumindest anfänglich weiter unter Druck stehen, so Infineon. Die Aktie brach 5,7 Prozent auf 10,01 Euro ein.
Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie von BMW. US-Behörden haben mit der Untersuchung von rund 204.000 Fahrzeugen des Münchener Autobauers begonnen. In 41 Fällen sollen die Seitenairbags ohne einen vorherigen Unfall aufgegangen sein und Verletzungen verursacht haben, so die US-Verkehrssicherheitsbehörde. Die BMW-Aktie verlor 2 Prozent auf 35,25 Euro.
Insgesamt standen die Autobauer im Focus auf dem Frankfurter Parkett - der Grund waren aktuelle US-Absatzzahlen: BMW legte im August weiter zu und steigerte den Absatz um knapp 13 Prozent. Volkswagen verbuchte hingegen ein Minus von 10 Prozent. Der VW-Aktie schadete dies nicht: das Papier war mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 43,40 Euro größter Gewinner im Dax. Bei DaimlerChrysler ergab sich ein gemischtes Bild: während Chrysler im August satte 24 Prozent zulegte, ging der Absatz von Mercedes um 3 Prozent zurück. Die Daimler-Aktie verbuchte ein Plus knapp 3 Prozent auf 41,22. Auch Porsche meldete US-Absatzzahlen: demnach legte der Sportwagenbauer im August um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Die Aktie legte 2,5 Prozent auf 449 Euro zu.
Nach oben ging es auch für die SAP-Aktie. Der Software-Konzern hat eigenen Angaben zufolge mit dem Elektronikkonzern Siemens ein größeres Geschäft in der Sparte Unternehmens-Portal abgeschlossen. Finanzielle Einzelheiten wurden nicht genannt, allen 440.000 Siemens-Mitarbeitern soll in Zukunft jedoch die SAP-Unternehmens-Portal-Software zur Verfügung stehen. Zudem bestätigte SAP am Abend seine Geschäftsprognosen für das Gesamtjahr. Die SAP-Aktie legte 0,8 Prozent auf 71,20 Euro zu, für Siemens ging es 0,2 Prozent auf 43,30 Euro nach oben.
Schlechte Nachrichten gab es auch für die Lufthansa. Mit Air Berlin will eine weitere deutsche Fluglinie in den Billigmarkt einsteigen. Einem Zeitungsbericht zufolge will Air Berlin unter einer separaten Marke und eigens dafür abgestellten Flugzeugen von den Flughäfen Dortmund, Münster/Osnabrück und Paderborn/Lippstadt Billig-Flüge anbieten. Die Lufthansa habe allerdings in den vergangenen Tagen bereits unter den Ankündigungen von Konkurrenten gelitten, die in den Billigmarkt einsteigen wollten, so ein Händler. Die Aktie drehte nach schwachem Start dennoch mit 0,6 Prozent bei 11,41 Euro ins Plus.
Zulegen konnte auch das Papier von BASF, nachdem Konzernchef Strube in einem Zeitungsinterview ankündigte, dass der Auftragseingang im August trotz der Ferienzeit nur leicht zurückgegangen sei. Die Aktie verbesserte sich 1,9 Prozent auf 40 Euro.
Quelle: ntv.de