Münchener Rück entzückt Dax startet mit Gewinn
18.11.2002, 20:55 UhrDie Besteuerung von Aktiengewinnen wird doch nicht so hoch ausfallen wie befürchtet - an der Börse ein Hauptthema. Im Mittelpunkt steht die Aktie von Bayer, die von Spekulationen über eine Kooperation mit GlaxoSmithKline beflügelt wird. Der Dax kann die Gewinne vom Vormittag nicht über den Tag retten und schließt mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 3218,36 Zählern.
Der Dax habe bereits in der vergangenen Woche rund vier Prozent zugelegt, so ein Händler. Von den Unternehmen gebe es allerdings kaum Impulse, da die Berichtsaison so gut wie abgeschlossen sei. Positiv wirke sich aus, dass ein Krieg zwischen dem Irak und den USA zunächst abgewendet erscheine, da zum ersten Mal seit vier Jahren UN-Waffeninspektoren in den Irak gereist seien.
Diskutiert wurde heute die pauschale Besteuerung von Aktiengewinnen. Diese wird nun doch nicht so hoch ausfallen wie befürchtet. In Zukunft werden alle Gewinne aus Verkäufen von Aktien, Fondsanteilen und nicht selbst genutzten Immobilien mit 15 Prozent besteuert. Bei Aktien sorgt das Halbeinkünfteverfahren für einen effektiven Steuersatz von 7,5 Prozent.
Die pauschale Steuererhebung werde den Börsenstandort Deutschland und vor allem die private Altersvorsorge belasten, kritisieren Aktienstrategen die Neuerung. Händler begrüßten dagegen die Regelung, da die Besteuerung innerhalb eines Jahres nun geringer ausfalle als bisher über die Einkommenssteuer. Der kurzfristige Handel von Aktien werde attraktiver.
BMW-Vorstandschef Helmut Panke rechnet als Folge der geplanten höheren Besteuerung von Dienstwagen mit einem Umsatzrückgang in der deutschen Autobranche von drei bis fünf Milliarden Euro. In einem Zeitungsinterview sagte Panke: „Davon sind die Massenhersteller am stärksten betroffen, da im Außendienst eher solche Autos gefahren werden“. Die Aktie verlor 0,42 Prozent auf 33,28 Euro.
Europas größter Pharmakonzern GlaxoSmithKline führt einem Zeitungsbericht zufolge weitgehende Gespräche mit dem deutschen Chemie- und Pharmakonzern Bayer über eine Kooperation im Pharmageschäft. Nach dem Verzicht von Bayer auf eine Mehrheit bei der angestrebten Partnerschaft in diesem Bereich in der vergangenen Woche, würden in Industriekreisen neben Glaxo auch die Schweizer Roche und der US-Konzern Bristol-Myers Squibb als mögliche Partner genannt, so der Bericht weiter. Einen kompletten Verkauf der Sparte hatte Konzernchef Werner Wenning aber ausgeschlossen. Bayer wollte den Bericht nicht kommentieren. Für die Bayer-Aktie ging es 4,1 Prozent auf 23,25 Euro nach oben.
Zulegen konnte auch die T-Aktie, die 3,2 Prozent auf 11,95 Euro stieg, nachdem die US-Investmentbank Merrill Lynch den europäischen Telekom-Sektor auf „marginal overweight“ von zuvor „underweight“ nach oben gestuft hatte. Belastet dagegen hat die Meldung, dass die Ratingagentur Moody’s die Bonität der Telekom prüft. Als Grund wurde die Unsicherheit über den Abbau des Schuldenberges genannt.
Gefragt waren auch die meisten anderen High-Tech-Werte. Epcos legte 11,28 Prozent auf 13,81 Euro zu, was Händler auf den freundlichen Geschäftsausblick des Herstellers von passiven Bauelementen in der vergangenen Woche zurückführten. Für Infineon ging es 3,3 Prozent auf 9,05 Euro nach oben und SAP lag mit 1,46 Prozent bei 84 Euro im Plus.
Siemens wird die Problembereiche ICN und I&S in eine neue Dienstleistungs- und Montagesparte mit 6.500 Mitarbeitern ausgliedern. Die neue Einheit soll innerhalb von Siemens in Deutschland geführt werden. Der Start ist für den Januar 2003 vorgesehen. Die Aktie von Siemens gab 1,8 Prozent auf 46,78 Euro nach.
Die Deutsche Bank hat die Aktie der Münchener Rück nach Angaben aus Marktkreisen auf „halten“ von zuvor „verkaufen“ nach oben gestuft. Der Rückversicherer will in der kommenden Woche seine Quartalszahlen präsentieren. Die Aktie legte 5 Prozent auf 137 Euro zu, für die Allianz ging es 1,7 Prozent auf 104,75 Euro nach oben.
Schlechte Zahlen gab es aus dem M-Dax von KarstadtQuelle. Europas größtes Warenhaus- und Versandhandelskonzern hat in den ersten neun Monaten einen hohen Verlust verbucht und seine Prognose für das Ergebnis vor Ertragssteuern und Firmenwertabschreibungen deutlich nach unten korrigiert. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat das Unternehmen seinen Vorsteuerverlust auf 293 Millionen Euro nach 99 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum ausgeweitet. Für das Gesamtjahr werde bei einem dreiprozentigen Umsatzminus nun ein Ergebnis vor Ertragssteuern und Abschreibungen von 250 Millionen Euro erwartet und nicht mehr wie bislang ein Ergebnis auf dem Vorjahresniveau von 382 Millionen Euro. Die Aktie verlor 3,48 Prozent auf 19,15 Euro.
Quelle: ntv.de