Auf der 7000-Punkte-Marke Dax tanzt spitze
07.12.2010, 17:37 UhrStaatsschuldenkrise hin, Euro-Sorgen her: Zumindest der Dax lässt die Krise hinter sich. Erstmals seit zweieinhalb Jahren klettert das deutsche Börsenbarometer wieder über die 7000 Punkte. Auftrieb für die Märkte kommt vom in den USA erzielten Kompromiss im Streit um Steuererleichterungen für Reiche.

Der Kampf um die 7.000er Marke ist möglicherweise noch nicht gewonnen.
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Ungeachtet der weiter schwelenden Unsicherheit über die Schuldenlage in der Euro-Zone haben die Anleger bei deutschen Aktien kräftig zugegriffen. Erstmals seit Anfang Juni 2008 kletterte das deutsche Börsenbarometer über die 7000-Punkte-Marke. In der Spitze legte der Dax 1,3 Prozent zu auf 7047 Zähler. Damit notierte er so hoch wie seit dem 2. Juni 2008, vor Ausbruch der Finanzkrise, nicht mehr.
Nach einigen Gewinnmitnahmen schloss der Leitindex knapp über der magischen Marke mit einem Plus von 0,68 Prozent bei genau 7001,91 Punkten. Der MDax stieg um 0,77 Prozent auf 9921,16 Punkte und der TecDax gewann 0,83 Prozent auf 812,38 Punkte.
"Party in vollem Gange"
Börsianern zufolge sorgte der am Vorabend in den USA erzielte Kompromiss im Streit um Steuergeschenke für Reiche für Auftrieb. "Die Börsenparty ist in vollem Gange", sagte Chefhändler Oliver Roth von Close Brothers Seydler. Nach Meinung von Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, ist hierfür die kräftige Wiederbelebung der deutschen Konjunktur verantwortlich, die zumindest in Europa ihresgleichen suche.
"Hinzu kommt eine hohe Ausstattung der Finanzmärkte mit billigem Geld." Diese Liquidität verursache aufgrund der niedrigen Zinsen einen Anlagenotstand und deutsche Aktien würden als "Hort der Stabilität" angesehen. "Die Rendite ist bei Aktien besser, da man damit rechnet, dass die Unternehmen ein gutes neues Gewinnjahr erwartet", sagte ein Händler. Den Analysten von Silvia Quandt Research zufolge sind in den aktuellen Aktienkursen die anhaltend guten Aussichten für 2011 noch nicht eingepreist.
Vertrauen in Irland?
Die Lage in der Euro-Zone rückte in den Hintergrund. Allerdings sollte das irische Parlament am späten Abend über den Sparhaushalt der Regierung abstimmen. Die Einsparungen sind eine Voraussetzung für die Freigabe eines milliardenschweren Rettungspakets. "Sollte da etwas schiefgehen, könnten die Anleger ganz schnell wieder aussteigen", erklärte ein Börsianer.

Irland entscheidet in dieser Woche über Kürzungen in Höhe von sechs Mrd. Euro.
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Seinen Tiefstand im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise hatte der deutsche Leitindex im März 2009 mit knapp 3891 Punkten markiert. Seitdem war er mit Unterbrechungen wieder nach oben geklettert. Für leichte Unsicherheit sorgte am Markt ein Bericht über eine möglicherweise bevorstehende weitere Leitzinsanhebung in China sowie die Schuldenkrise in in einigen Ländern der Euro-Zone.
"Window Dressing"
Gesucht waren vor allem im Jahresverlauf überdurchschnittlich gestiegene Aktien. Dies deutet auf ein regelmäßig zum Jahresende auftauchendes "Window Dressing" hin. Dabei kaufen Vermögensverwalter die besonders gut gelaufenen Aktien der vorangegangenen Monate, um sie ihren Anlegern im Jahresbericht als Bestandteil ihrer Portfolios präsentieren zu können.
Einzelwerte wurden ansonsten vor allem von Studien getrieben. So gewannen die Bayer-Papiere knapp 0,9 Prozent, nachdem sich die Credit Suisse positiv zu dem Pharma- und Chemiewert äußerte. BASF profitierten mit einem Aufschlag von 1,9 Prozent von einer Kurszielanhebung durch die Investmentbank Cheuvreux.
Der Industriekonzern Siemens erhielt die Genehmigung, eine eigene Bank zu betreiben und peilt nun ein Geschäftsvolumen von bis zu zwei Mrd. Euro an. Die Aktie stieg um 1,7 Prozent.
Spitzenreiter waren bei Handelsschluss Heidelbergcement. Die Titel zogen mit dem europäischen Bausektor an. Im Handel war von Anschlusskäufen die Rede. Der Sektor sei recht spät von den Anlegern entdeckt worden, dafür sei es zuletzt aber umso heftiger nach oben gegangen. Heidelbergcement gewannen knapp 3,0 Prozent.
Im MDax bauten die Titel von Hochtief ihre Vortagsgewinne aus und gewannen 3,4 Prozent. Händlern zufolge treibt unter anderem der gelungene Überraschungscoup im monatelangen Kampf gegen den mächtigen spanischen Baukonzern ACS weiter an. Wie bekannt geworden war, steigt das Emirat Katar als Großaktionär beim größten deutschen Bauunternehmen ein.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa/DJ