Marktberichte

Der Wille reicht nicht aus Dax verfällt dem Minus

Wie die "All Blacks" beim Rugby bereiten sich die deutschen Anleger für den Angriff auf die 8000-Punkte-Marke im Dax vor.

Wie die "All Blacks" beim Rugby bereiten sich die deutschen Anleger für den Angriff auf die 8000-Punkte-Marke im Dax vor.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Alle wollen die 8000": Das Ziel vor dem Start in die neue Handelswoche ist klar, der überaus positive Jahresabschluss und die weiter steigenden Kurse zu Beginn des Jahres schüren die Hoffnung auf eine Startrally 2013. Doch die ist zunächst ausgebremst - und zwar deutlich. Dennoch gibt es genügend Gewinner, nicht nur im Leitindex.

Dax
Dax 23.807,13

"Alle wollen im Dax die 8000 Punkte sehen", sagt ein Händler vor dem Auftakt in die neue Handelswoche. Am Ende nützte aller Wille nichts - das Minus stand wie festgemeißelt. Zum Auftakt gaben die Kurse nach und weiteten ihre Abgaben im weiteren Tagesverlauf aus. 7713 Punkte lautete das Tagestief im Dax, der Schlusskurs lag mit 7733 Punkten und einem Minus von 0,6 Prozent leicht darüber. In der Vorwoche hatte er noch an seinen kräftigen Jahresgewinn von knapp 30 Prozent angeknüpft und um weitere 2,15 Prozent zugelegt. Ein ähnliches Bild auch bei MDax und TecDax: Der MDax verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 12.206 Zähler, der TecDax drehte dagegegen im Handelsverlauf und schloss 0,5 Prozent höher bei 860 Stellen.

Die erste Kauflaune weiche bereits aus dem Markt, sagte ein Börsianer. Gleichzeitig verfliegt die "Euphorie zum Jahresanfang nach dem Kompromiss im US-Haushaltsstreit und die Aufmerksamkeit wird sich nach und nach auf die beginnende Berichtssaison richten", so ein Händler. Den Auftakt wird am Dienstagabend wieder der US-Aluminiumhersteller Alcoa machen.

Gute Zahlen aus den USA könnten dem Dax dann wieder neuen Antrieb geben, erklärte Analystin Katrin Ehling von X-Trade Brokers. Die Anleger dürften zudem aus den Weihnachtsferien zurückkehren, so dass die Handelsvolumina im Laufe der Woche wieder zunehmen sollten.

Banken, Autos, Immobilien

Bei den Unternehmen standen die Finanzwerte im Rampenlicht, nachdem der Baseler Ausschluss für Bankenaufsicht den Instituten vier Jahre mehr Zeit eingeräumt hatte, um ihre Liquiditätspuffer aufzufüllen. "Dieser Schritt verschafft der Branche etwas Luft zum atmen", sagte KBC-Volkswirt Koen De Leus. "Da wäre gut für die Wirtschaft insgesamt." Commerzbank gewannen 2,8 Prozent und Deutsche Bank legten 4,1 Prozent zu.

Ein Medienbericht über den bevorstehenden Einstieg des chinesischen Staatsfonds CIC gab Daimler lange Zeit Auftrieb. Die Aktien des Autobauers sgingen am Ende - gegen den Branchentrend - 1,0 Prozent fester aus dem Handel. "People's Daily Online" zufolge will die China Investment Corporation vier bis zehn Prozent der Anteile am Stuttgarter Autobauer übernehmen. Weder CIC noch Daimler China wollten sich zu diesem Thema äußern. Ein Insider sagte Reuters aber, der Bericht entbehre jeder Grundlage. CIC spreche nicht über einen Anteilskauf, sagte eine mit der Situation vertraute Person auch Dow Jones Newswires.

Versorger unter Druck - Infineon auch

In Reaktion auf einen skeptischen Branchenkommentar der Deutschen Bank gaben Versorgeraktien nach. Die Geschäfte der kontinentaleuropäischen Versorger hätten sich 2012 schon spürbar verschlechtert, "aber wir glauben, das Schlimmste kommt noch", hieß es in der Studie. "Wir sehen weitere Risiken für die Gewinnentwicklung für die Versorger in Zentral- und Nordeuropa."

Deutliche Abgaben verzeichneten unter anderem RWE mit einem Minus von 3,0 Prozent und Eon, die um 1,7 Prozent nachgaben. Die Aktien beider Unternehmen empfahlen die Deutsche-Bank-Analysten nunmehr zu verkaufen. "Erfreu dich daran so lange es geht", betitelten die Experten ihre Ausführungen über RWE. Sie senkten ihre Gewinnerwartungen für das Unternehmen. Bei Eon sehen sie unter anderem Risiken bei der Expansionsstrategie und der Dividendenpolitik.

Nach einer Herunterstufung durch die Analysten von Bank of America-Merrill Lynch fanden sich Infineon am Ende des Dax wieder. Die Titel gaben 2,2 Prozent nach. Die Analysten stuften die Papiere herunter auf "underperform" von "neutral", erhöhten aber das Kursziel zugleich auf 6,00 von 5,70 Euro. Der Gewinn je Aktie dürfte bei Infineon höher ausfallen als bisher angenommen, da die Nachfrage im Automobil- und Industriesektor anziehen werde. Das sei aber bereits in den Aktien eingepreist.

Führungswechsel bei Air Berlin

Air Berlin standen bei den Anlegern im Fokus, da bei Deutschlands zweitgrößter Airline ein Führungswechsel ansteht: Hartmut Mehdorn räumt überraschend das Cockpit. Sein Nachfolger wird Wolfgang Prock-Schauer, der bei der Fluglinie bislang die Streckenplanung verantworte. "Jetzt ist die richtige Zeit für den Führungswechsel", begründete Mehdorn seinen zügigen Abschied.

Der Ex-Bahnchef hatte die Leitung von Air Berlin vor knapp anderthalb Jahren übernommen und ein schweres Erbe angetreten. Unter seinem Vorgänger Joachim Hunold war die Airline rapide gewachsen und hatte Konkurrenten wie DBA, LTU und Niki geschluckt. Die Strategie ging nicht auf und Air Berlin schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen. Die Titel verloren 3,2 Prozent.

Gewinnmitnahmen trafen dagegen die deutschen Immobilienwerte. Sie waren die Spitzengewinner des vergangenen Börsenjahres. "Nach dem Immobilienboom 2012 und der damit verbundenen Kurs-Rally rechnen einige Akteure am Markt mit einer Konsolidierung oder Korrektur und verabschieden sich erst einmal", vermutete ein Händler.

Deutsche Wohnen verloren rund 3 Prozent und fielen damit aus dem seit Februar gültigen Aufwärtstrend. Bei Gagfah (-0,5 Prozent), GSW Immobilien (-3,4 Prozent) und TAG Immobilien (-3,2 Prozent) seien die mittelfristigen Aufwärtstrends dagegen noch intakt, hieß es.

Only the sky is the limit?

Sky Deutschland stiegen ebenfalls deutlich - und erstmals über das Verlaufshoch vom 18. September 2009. Damit handelte die Aktie des Bezahlsenders, der knapp zur Hälfte der News Corp gehört, auf dem höchsten Stand seit dem Kursdesaster von Anfang Oktober 2008. "Charttechnisch steht nun das Schließen dieses Gaps vom 3. Oktober bei 6,50 Euro an", sagte ein Händler, auch wenn dies einen weiteren Kurssprung von rund 40 Prozent impliziere. Nach wie vor treibe die Erwartung steigender Abo-Zahlen und zunehmende Umsätze pro Abonnent den Kurs nach oben, am Montag um 4,0 Prozent.

Solarwerte im Fokus

Gute Zahlen aus 2012 wirkten bei den Solarwarten positiv nach: Solarworld gingen mit einem Plus von 19,0 Prozent an der TecDax-Spitze aus dem Handel. SMA Solar verteuerten sich um 2,8 Prozent. Im vergangenen Jahr gehörten beide Titel zu den schwächsten Werten im TecDax.   

Die Analysten von Equinet zählen SMA Solar zu ihren Favoriten in dem Sektor. Das Unternehmen weise eine solide Bilanzstruktur auf und sei in aufstrebenden Wachstumsmärkten wie China vertreten. Vorsichtig sind die Analysten hinsichtlich Wacker Chemie gestimmt. Hier bestünden noch starke Polysilizium-Überkapazitäten, dem  Grundstoff für Solarzellen. Auch Solarworld sehen die Experten eher negativ, da das Unternehmen gegenüber asiatischen Konkurrenten Wettbewerbsnachteile habe.

Den Aktienrückkauf von United Internet wertete LBBW-Analyst Stefan Borscheid "positiv". Allerdings stelle es keine große Überraschung dar, bereits in der Vergangenheit gehörte diese Variante zur Ausschüttungspolitik des Unternehmens. "Und es wird sicher nicht der letzte Aktienrückkauf des Unternehmens sein", erwartete Borscheid. Für ihn ist die Aktie ein Kauf mit einem Kursziel von 18 Euro. Angestoßen von der Meldung schloss der Wert 0,5 Prozent fester.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ/rts

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