Air Berlin bekommt neuen Chef Mehdorn tritt ab
07.01.2013, 08:52 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Hartmut Mehdorn gibt seinen Posten als Vorstandschef der zweitgrößten deutschen Fluggessellschaft Air Berlin ab. Über die Gründe für den Schritt hüllt sich das Unternehmen in Schweigen. Der Manager bleibt dem Konzern aber erhalten.
Hartmut Mehdorn hört als Vorstandschef bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin auf. Sein Nachfolger wird mit sofortiger Wirkung der bisherige Strategie-Vorstand Wolfgang Prock-Schauer, wie das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung für die Börse mitteilte. Mit dem gebürtigen Österreicher übernehme "ein anerkannter Airline-Experte" den Chefposten, erklärte die Fluggesellschaft. Zugleich bleibe Mehdorn Mitglied des Verwaltungsrates.
In den Medien war bereits seit geraumer Zeit darüber spekuliert worden, dass Mehdorn sein Amt vorzeitig abgibt. Air Berlin und Großaktionärin Etihad hatten das aber immer wieder als Spekulation zurückgewiesen.
Mehdorn hatte Air Berlin 15 Monate lang als Interimschef geleitet - und ein schweres Erbe angetreten. Unter seinem Vorgänger Joachim Hunold war die Airline rapide gewachsen und hatte Konkurrenten wie DBA, LTU und Niki geschluckt. Die Strategie ging nicht auf, Air Berlin schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen. Mehdorn leitet einen harten Spar- und Schrumpfkurs ein und holte die kapitalkräftige Golf-Fluglinie Etihad an Bord, um über die Runden zu kommen. Auch die immer wieder hinausgeschobene Eröffnung des Berliner Großflughafens BER macht Air Berlin zu schaffen. Die Airline will den Airport zu seinem Heimatflughafen machen und die Strecken ausweiten.
Mehdorn erklärte, es sei nun "die richtige Zeit für den Führungswechsel". Er hatte in seiner Amtszeit seit September 2011 Spar- und Sanierungsprogramme bei Air Berlin auf den Weg gebracht und vorangetrieben. Prock-Schauer werde diese Aufgabe fortsetzen, betonte Air Berlin.
In den roten Zahlen
Deutschlands zweitgrößter Airline steht unter erheblichem finanziellen Druck. Nach Jahren rasanten Wachstums sind die Kosten in die Höhe geschossen. Die Fluggesellschaft hatte die Geschäftsjahre seit 2008 stets mit einem Verlust abgeschlossen.
Bereits für das Jahr 2012 hatte Mehdorn ein scharfes Sparprogramm ausgerufen. Der Erfolg reichte aber nicht aus. Im laufenden Jahr soll nun endlich wieder ein Nettogewinn erzielt werden. Ziel von Air Berlin ist es nach jüngsten Angaben Mehdorns, ab diesem Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben.
Der 56-jährige Prock-Schauer ist erst seit Herbst an Bord und hatte mit der Planung der Strecken ein zentrales Ressort übernommen. Die Personalie ließ die Branche aufhorchen: Es wurde vermutet, dass er bei Air Berlin zu Höherem berufen sein könnte. Genug Erfahrung hat der Österreicher. In einem Interview sagte Prock-Schauer vor zwei Jahren, dass er von seinen 30 Jahren in der Luftfahrtbranche allein 20 Jahre mit Krisen der einen oder anderen Art zu tun gehabt habe.
So managte er den Beitritt von Austrian Airlines zur Star Alliance, später war er sogar Chef des Luftfahrtbündnisses. Danach ging er nach Indien und lenkte den Expansionskurs von Jet Airways. Der jüngste Job war der schwerste: Für die Lufthansa sollte er die damalige Tochter BMI wieder flottmachen. Das Vorhaben scheiterte allerdings, die verlustträchtige britische Fluglinie wurde schließlich verkauft.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa