Erholung auf breiter Front Dax wieder über 5.000
17.01.2002, 20:10 UhrDer Einbruch vom Dienstag: Geschichte! Über Nacht kamen gute Nachrichten aus den USA und versetzten die Anleger in Kauflaune. Positive Meldungen von der Commerzbank, MAN, Siemens und der Deutschen Telekom heizten die Stimmung weiter an. Der Dax stieg 3,0 Prozent auf 5.133 Punkte.
Die US-Zahlen seien gut ausgefallen, so ein Händler. Nach den herben Verlusten des Vortages, ausgelöst durch den Chip-Riesen Intel, habe der Markt positive Impulse gebraucht und die habe er auch bekommen. Gleich vier der großen US-High-Tech-Werte legten am Mittwochabend nach Börsenschluss ihre Quartalszahlen vor.
Der Computerhersteller Compaq konnte mit einem Gewinn je Aktie von sechs Cent in den vergangenen drei Monaten die Erwartungen übertreffen. Konkurrent Apple lag mit 11 Cent im Rahmen der Erwartungen der Aktien-Profis. Der Chip-Hersteller AMD übertraf mit einem Umsatz von über 950 Mio. Dollar gleich die eigenen und die Prognosen von Analysten. Auch bei Yahoo gab es gute Zahlen: zwar verbuchte das Internet-Portal den fünften Quartalsverlust in Folge, operativ wurden jedoch schwarze Zahlen geschrieben und die übertrafen mit einem Gewinn von drei Cent je Aktie die Erwartungen deutlich. Zudem äußerte sich Yahoo optimistisch für das laufende Geschäftsjahr.
Aber auch aus deutschen Unternehmen gab es Positives zu vermelden: Die Münchener Rück hat ihren Anteil an der Commerzbank auf 10,4 Prozent aufgestockt. Dies gab der Rückversicherer am Morgen bekannt. Die Beteiligung an der Bank sei als Kapitalanlage und nicht als strategische Investition zu sehen, so das Unternehmen. Marktgerüchten, die Münchener Rück könne ein Zusammengehen der Commerzbank mit der HypoVereinsbank, an dem der Versicherer mit über 25 Prozent beteiligt ist, anstreben, wurde damit eine Absage erteilt. Anders dagegen die Meinung bei der Commerzbank sowie bei vielen Analysten: Dort vermutet man in der Tat auch strategische Interessen der Münchener Rück. Die Aktie der Münchener Rück schloss 1,8 Prozent bei 280,00 Euro über dem Vortagesschluss, die Commerzbank verbuchte ein Plus von 9,5 Prozent auf 18,95 Euro und war damit größter Gewinner im Dax.
Der Maschinenbau- und Nutzfahrzeug-Konzern MAN hat im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzplus von 11 Prozent auf 16,2 Mrd. Euro eingefahren. Der Auftragseingang habe mit 15,7 Mrd. Euro auf dem Vergleichsniveau des Vorjahres gelegen. Die zuletzt stark nach unten korrigierten Prognosen für das laufende Geschäftsjahr bestätigten die Münchener. Und das sorgte bei vielen Marktteilnehmern für eine positive Überraschung. Die Aktie legte 7,9 Prozent auf 26,61 Euro zu: Platz Zwei in der Dax-Gewinnerliste.
Der Siemens-Konzern hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres sein operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorquartal verbessert. Verglichen mit dem ersten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres würden die operativen Ergebnisse der einzelnen Bereiche aber immer noch geringer ausfallen, so das Unternehmen weiter. Die Aktie stieg 5,3 Prozent auf 72,95 Euro.
Für die Siemens-Tochter Infineon ging es allerdings 0,7 Prozent auf 24,22 Euro nach unten. Der Halbleiter-Hersteller leide immer noch unter dem schwachen Ausblick von Intel, begründeten Händler die Verluste. Zudem habe Siemens-Chef von Pierer auf der Hauptversammlung des Elektronikkonzerns angedeutet, man könne sich von weiteren Infineon-Anteilen trennen. Damit würde ein wichtiger Stabilitätsfaktor für Infineon wegbrechen und eine Menge Papiere könnten den Markt überschwemmen, hieß es weiter. Epcos, das dritte Mitglied der Siemens-Familie, konnte dagegen 1,1 Prozent auf 48,50 Euro zulegen.
Die Deutsche Telekom hat die Zahl aller Mobilfunkkunden des Konzerns Ende 2001 mit 66,9 Millionen beziffert. Dies seien 20 Millionen Kunden mehr als im Vorjahr, so das Bonner Unternehmen. Die US-Tochter VoiceStream habe das Vorjahr mit einem Rekordquartal abgeschlossen, hieß es weiter. Der Kundenbestand des US-Mobilfunkanbieters sei auf sieben Millionen angewachsen, prognostiziert war lediglich ein Anstieg auf bis zu 6,9 Millionen Kunden. Die T-Aktie verbesserte sich 4,5 Prozent auf 17,99 Euro.
An der guten Stimmung konnten auch die neuesten Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt nichts ändern. Die Deutsche Wirtschaft ist nach Einschätzung des Statistischen Bundesamtes im letzten Vierteljahr 2001 leicht geschrumpft. Sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch zum Vorquartal sei mit einer "negativen Null " zu rechnen, so Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamtes. Bereits im dritten Quartal war die wirtschaftliche Gesamtleistung mit einem Minus von 0,1 Prozent rückläufig gewesen.
Noch ein Blick auf den SDax: Condomi hat zwei Großaufträge aus Afrika und Pakistan erhalten. Für Kenia seien 50 Millionen Stück bestellt worden, so der Kondomhersteller. Damit sei ein neuer Rekord in der Firmengeschichte aufgestellt worden. Aus Pakistan sei zudem ein Auftrag über 15,8 Millionen Kondome eingegangen, hieß es weiter. Die Aktie stieg 6,1 Prozent auf 17,77 Euro.
Quelle: ntv.de