Devisen-Vorschau Dollar schwächelt weiter
24.10.2009, 09:26 UhrDem Euro ist endlich der schon seit Monaten beschworene Sprung über die Marke von 1,50 US-Dollar gelungen. Geht der Gemeinschaftswährung nun die Puste aus, oder setzt sie ihren Sturmlauf weiter in Richtung des Allzeithochs von 1,6039 Dollar fort?
Viele Händler sehen derzeit keinen Grund, warum der Greenback seine momentane Schwächephase bald überwinden sollte. Allerdings stellt sich der Gemeinschaftswährung auf dem Niveau von 1,5225 Dollar schnell ein veritabler Widerstand in den Weg, der ihren Höhenflug zunächst bremsen dürfte.
Auf der Stimmungsseite leidet der Dollar weiter unter den Zweifeln, dass die größte Volkswirtschaft willens und fähig ist, den aus der von Regierung und Notenbank immens ausgeweiteten Geldmenge resultierenden potenziellen Inflationsdruck in den Griff zu bekommen. Dies ist noch dazu Wasser auf die Mühlen jener Staaten, die den Greenback lieber heute als morgen als Weltleitwährung abgelöst sähen und die daher jede Möglichkeit nutzen, den Status der US-Landeswährung zu unterminieren.
Zinsunterschied schwächt den Dollar
Noch dazu spricht der Zinsunterschied zwischen dem Dollar-Raum und den meisten übrigen Währungsgebieten fundamental gegen den Greenback. Und dass die Carry Trader gegenwärtig die Musik an den Devisenmärkten machen, das zeigt der Blick auf die Hochzins- und Rohstoffwährungen wie den Australischen, den Kanadischen und den Neuseeländischen Dollar sowie die Norwegische Krone.
In Relation zum Australischen und dem Neuseeländischen Dollar hat der Greenback in diesem Jahr bereits einen Wechselkursverlust von gut 30 Prozent eingefahren. Australischer und Neuseeländischer Dollar hatten ihrerseits seit Beginn der Kreditkrise knapp 40 Prozent von ihren Allzeithochs verloren, dank der Rückkehr der Carry Trader liegen sie wieder nur noch 5 respektive 7 Prozent unterhalb dieser Marken.
Carry Trader nutzen Zinsunterschiede in verschiedenen Währungsräumen. Sie verschulden sich in niedrig verzinsten Devisen und legen diese Gelder in höher verzinster Valuta an. Aufgrund der außerordentlich expansiven Geldpolitik der Federal Reserve ist der Greenback dabei zu einer der beliebtesten Refinanzierungswährung für diese Geschäfte geworden. In der Praxis verschulden sich Carry Trader also in Dollar und verkaufen die US-Währung anschließend etwa gegen den Euro. Dies schwächt den Greenback und stärkt die Gemeinschaftswährung.
Blick auf die Fed
Diese Konstellation wird sich aller Voraussicht nach erst wieder ändern, wenn die US-Notenbank dazu übergeht, ihre Geldpolitik wieder zu straffen und den Zinsunterschied zu anderen Währungsräumen zu verringern. Doch danach sieht es gegenwärtig nicht aus. Denn selbst wenn die erste Veröffentlichung des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal - das Highlight der Konjunkturdatenagenda für die kommende Woche - besser als erwartet ausfallen dürfte, wird die Federal Reserve das Datum richtig einzuschätzen wissen
Ökonomen erwarten, dass die größte Volkswirtschaft der Welt nach vier Quartalen mit schrumpfendem BIP im dritten Vierteljahr wieder gewachsen sein wird. Die Volkswirte von Commerzbank Corporates & Markets etwa prognostizieren ein auf das Jahr hochgerechnet ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal.
Allerdings werden die Zahlen von Einmaleffekten wie der US-Version der deutschen Abwrackprämie geschönt. Rund zwei Prozentpunkte dürften darauf entfallen. Das bereinigte Wachstum von irgendwo um 1,5 Prozent zeigt im historischen Vergleich dann, wie anhaltend schlecht es um die US-Wirtschaft bestellt ist: Zu Beginn früherer Aufschwünge lagen die Wachstumsraten bei auf das Jahr hochgerechnet etwa 6 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
Alles in allem für die US-Notenbank also sicher kein Grund, bereits während der Sitzung ihres Offenmarktausschusses am 3. und 4. November an der Geldschraube zu drehen und den Zinsunterschied zu anderen Währungsräumen zu verringern.
Quelle: ntv.de, DJ