Devisen-Ausblick Euro bleibt angeschlagen
12.04.2010, 06:14 UhrDer Euro steht auch in der kommenden Woche unter Druck. Griechenland bleibt das beherrschende Thema, außerdem könnten Konjunkturdaten aus den USA für neue Impulse sorgen.
Leicht wird es der Euro auch in der kommenden Woche nicht haben. Grund sind vor allem die angesichts der schwelenden Krise um die griechischen Staatsfinanzen latenten Zweifel am System "Euro". Sie haben die Gemeinschaftswährung zu einem Spielball von nicht klein zu kriegenden Gerüchten und anschließenden Dementis gemacht.
Bemerkenswert ist an der griechischen Tragödie allerdings, dass zuletzt nur noch die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen der Hellenen in mittlerweile absurd anmutende Größenordnungen gestiegen sind. Die Prämien für die Bonds der übrigen Wackelkandidaten aus dem Kreis der PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien) haben sich seit dem Osterwochenende hingegen kaum noch nach oben bewegt.
"Das ist der typische Verlauf einer Schuldenkrise", sagt dazu Ulrich Leuchtmann, Chef-Devisenstratege bei Commerzbank Corporates & Markets. Kleinste Unterschiede in einer ansonsten vergleichbaren Ausgangsbasis setzten einen Teufelskreis aus steigender Verschuldung und anziehenden Refinanzierungskosten in Gang der dazu führen könne, dass der Schwächste einer Kette ausfalle, während die anderen Glieder vergleichsweise ungeschoren davon kämen.
Trichet im Fokus
Als wenig hilfreich für die Gemeinschaftswährung dürfte sich auch der Auftritt von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet während der Pressekonferenz im Anschluss an die jüngste Zinsentscheidung der Notenbank erweisen. "Er hat mit seinen Aussagen zu den Themen Sicherheiten und IWF den Eindruck erweckt, dass die EZB mehr Rücksicht auf die Sondersituation eines noch dazu relativ kleinen Landes des Euroraums nimmt als bislang gedacht", so Leuchtmann.
Dies sorge für die Befürchtung, dass die Währungshüter um den Franzosen auch bei der Normalisierung der Geldpolitik zu zögerlich agieren könnten. "Wenn die EZB aus Rücksicht auf die konjunkturelle Schwäche kleinerer Länder davor zurückschreckt, die Zinsen auf ein für stärkere Volkswirtschaften wie die deutsche oder die französische angemessenes Niveau anzuheben, ist das gleich zweifach negativ für die Gemeinschaftswährung", sagt der Devisenstratege. Zum einen würden Inflationssorgen geschürt, zum anderen werde der angesichts der zu erwartenden geldpolitischen Straffungen der Federal Reserve entstehende Zinsunterschied für Druck auf den Euro sorgen.
Fundamentaldaten spielen derzeit für das Wechselkursverhältnis von Gemeinschaftswährung und Greenback also keine große Rolle. Und täten sie es, würden auch sie wohl gegenwärtig den Euro schwächen. Denn nach dem US-Arbeitsmarktbericht vom Karfreitag beginnt sich abzuzeichnen, dass es zu einer Trendwende bei der Beschäftigungssituation kommt. So wurden im März 162.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, dies war der stärkste Zuwachs seit März 2007.
Ein Teil dieser neuen Stellen sei zwar auf den Sonderfaktor "Census" zurückzuführen, sagt Carsten Klude, Chef-Volkswirt bei M.M. Warburg. So stelle die US-Regierung in diesem Jahr viele Mitarbeiter für die anstehende Volkszählung ein. Alleine im März seien fast 50.000 dieser befristeten Jobs geschaffen worden. "In den kommenden Monaten wird sich dieser Trend beschleunigt fortsetzen, Schätzungen zufolge könnten in Summe rund eine Million neuer Stellen entstehen - die nach dem Ende der Volkszählung aber auch schnell wieder wegfallen werden", so Klude.
Doch auch nach einer Bereinigung um diesen Sonderfaktor rechne er damit, dass in den kommenden Monaten durchschnittlich mindestens 150.000 neue Jobs geschaffen würden, vielleicht sogar etwas mehr. "Verglichen mit den Jahren 2000 bis 2007 wird der Private Verbrauch 2010 zwar nicht so stark wachsen und auch weniger zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung beitragen", so der Chef-Volkswirt. Dennoch dürften die negativen Effekte aus dem Auslaufen der staatlichen Fiskalpolitik kompensiert werden, Befürchtung, dass der Konsum weiter schrumpfen werde, würden sich wohl nicht bewahrheiten. "Stattdessen wird der private Konsum 2010 um 2 bis 2,5 Prozent zulegen", sagt Klude.
Zwar dürfte die US-Notenbank trotzdem noch lange an ihrer Politik des extrem billigen Geldes festhalten, weil der Inflationsdruck einfach zu gering ist. Der Markt wird dennoch wohl das Thema gegenüber der EZB weiter vorgezogener Zinsnormalisierungserwartungen spielen. Und dies sollte zu Lasten der Gemeinschaftswährung gehen, denn Geld fließt in der Regel dahin, wo die höchsten Renditen winken.
Wichtige Konjunkturdaten
Die Impulse von der Konjunkturseite sind in der kommenden Woche vor allem aus den USA zu erwarten. Makroökonomische Kennziffern von Rang aus dem Euroraum stehen nicht auf der Agenda. Den Auftakt machen am Mittwoch die US-Einzelhandelsumsätze und Verbraucherpreise für März. Darüber hinaus wird sich Federal-Reserve-Chairman Ben Bernanke vor US Kongress zu den Aussichten der größten Volkswirtschaft der Welt äußern.
Am Abend steht dann noch das "Beige Book" der US-Notenbank zur Veröffentlichung an. Diese lose Sammlung von Eindrücken zu Wirtschaftswachstum und Inflation in den Distrikten des Federal-Reserve-Systems dient der Vorbereitung der Zinsentscheidung nach der Sitzung des Offenmarktausschusses am 27. und 28. April.
Am Donnerstag stehen mit dem Empire-State-Index und dem Philly-Fed-Index die ersten regionalen Frühindikatoren für das Verarbeitende Gewerbe der USA im April auf dem Programm. Beschließen wird die Woche am Freitag das Ergebnis der ersten Umfrage der Universität von Michigan zur Stimmung der US-Verbraucher im April. Darüber hinaus werden die Baubeginne und Baugenehmigungen im März erwartet.
Quelle: ntv.de, DJ