Was macht die Fed? Euro bleibt stabil über 1,37er Marke
09.12.2013, 15:20 Uhr
(Foto: REUTERS)
Dem Euro richtet sich oberhalb der Marke von 1,37 Dollar ein. Derweil mehren sich die Stimmen, dass eine zu lange Politik des lockeren Geldes dem Greenback schaden könnte. In der Ukraine sorgen die Unruhen für drastische Kreditkosten.
Der Kurs des Euro ist zu Wochenbeginn gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3722 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7288 Euro.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83765 britische Pfund, 141,33 japanische Yen und 1,2231 Schweizer Franken fest. Zum Yen klettert der Euro auf ein Fünfjahreshoch.
Nach einem Ausflug am Vormittag und einem Rücksetzer pendelt die Gemeinschaftswährung um die Marke von 1,3720 Dollar. Die Aussicht auf eine wieder erstarkende US-Wirtschaft hatte die Anleger zu Wochenbeginn beim Euro zugreifen lassen. Investoren seien wieder bereit, mehr Risiken einzugehen - daher ließen sie den sicheren Hafen Dollar links liegen, erklärten Händler. Der Euro kletterte in der Spitze auf über 1,3726 Dollar und war damit so teuer wie seit fast sechs Wochen nicht mehr. Im New Yorker Schlussgeschäft vom Freitag hatte er bei 1,3703 Dollar gelegen.
Ausgelöst wurde der Risikoappetit vieler Anleger durch die zuletzt unerwartet guten US-Arbeitsmarktdaten. "Die Zahlen legen nahe, dass man nicht gerade pessimistisch sein muss, was die Entwicklung der Weltwirtschaft anbelangt", sagte Minori Uchida, Währungsstratege bei der Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ.
Coba: Markt erwartet "Tapering"
Der trotz reihenweise gut ausgefallener US-Konjunkturdaten schwächelnde Dollar weist nach Ansicht der Devisenmarktexperten der Commerzbank (CoBa) darauf hin, dass der Markt das Ausbleiben des "Taperings" zunehmend kritisch sieht. Zwar habe bei der jüngsten Entwicklung auch die EZB eine Rolle gespielt, gleichwohl stelle sich die Frage, ob der Dollar in solch einer Woche nicht hätte zulegen müssen. Die US-Notenbank Fed müsse sich fragen, ob in der Schwäche des Dollar nicht ein "vernichtendes Urteil" zum Ausdruck komme, hinter dem die Annahme stehen könnte, dass die US-Notenbank an den riesigen QE3-Volumen festhalte, egal, was um sie herum passiere.
Sollte der Markt in dieser Einschätzung richtig liegen, dann sei auch klar, dass gute US-Daten dem Dollar momentan eher schadeten als nützten, hieß es weiter. Denn je besser das realwirtschaftliche Umfeld sei, desto unangemessener die Geldpolitik. Noch glaube die weitaus überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer, dass Reduktion und Ende von QE3 spät, aber irgendwann kommen werden.
Sollten aber auch diese enttäuscht werden, wäre ein deutlicher Absturz des Dollar wohl die unvermeidliche Folge. Noch könne die US-Notenbank die Erwartung einer baldigen Drosselung der expansiven Geldpolitik mit "gefälligen Worten" aufrechterhalten. Je mehr sie sich aber als immun gegenüber guten Daten zeige, desto mehr wachse die Befürchtung, dass die "Tapering"-Aussicht eine Schimäre ist.
Die Währungsexperten der Citigroup halten den Euro zum Dollar für zu teuer, bedenke man das bessere Abschneiden der US-Banken im Vergleich mit den europäischen Instituten, aber auch die zahlreichen guten US-Wirtschaftsdaten. Nach Berechnungen der Citigroup wäre ein Kurs von 1,3450 Dollar angemessener. Doch der Markt sehe dies zumindest derzeit anders. In Asien hatte die Gemeinschaftswährung mit 1,3745 Dollar zu Wochenbeginn ein neues Fünfwochenhoch markiert.
Yen büßt ein
In Japan büßte der Yen zum Dollar Boden einbüßte. Der Greenback lag wieder über 103 Yen. Zum Vorwochenschluss erhielten Anleger für einen Dollar lediglich 102,89 Yen. Die vermeintliche Sicherheit der japanischen Währung verlor angesichts der optimistischen Stimmung an Attraktivität.
Unterdessen hat die indische Rupie zum Dollar mit 60,83 ein Viermonatshoch erreicht, nachdem die oppositionelle Bharatiya Janata Party bei Wahlen in indischen Bundesstaaten in den vergangenen Wochen vier Siege verbuchen konnte. Bereits an den Vortagen hatte die Rupie in Erwartung eines solchen Wahlausgangs zugelegt. Beobachter sehen gute Chancen für die unternehmensfreundliche Oppositionspartei bei der Parlamentswahl im Mai 2014. Das stärke das Vertrauen der Anleger in die Rupie.
Auch aus technischer Sicht sieht es Marktbeobachtern zufolge günstig aus für die Rupie. Solange der Dollar auf Tagesschlusskursbasis unter 61,40 Rupien bleibe, sei der Abwärtstrend der US-Devise intakt. Aktuell kostet der Dollar 61,06 Rupien.
Kreditzinsen in Ukraine explodieren
Unterdessen machen die die Unruhen in der Ukraine die Anleger immer nervöser. Die Zinsen für Kredite mit einer Laufzeit von einer Woche stiegen am Montag auf 18 Prozent. Am Freitag mussten Schuldner gerade einmal 7 Prozent und vor einer Woche sogar nur 3,5 Prozent zahlen.
Die ukrainische Währung erholte sich dagegen etwas. Sie profitiere weiterhin von Interventionen der Notenbank, sagten Börsianer. Die Zentralbank verkauft seit einiger Zeit Dollar, um den Kurs der Hrywnja zu stützen. Am Montag verbilligte sich die US-Valuta auf 8,151 Hrywnja. Terminkontrakte deuteten allerdings unverändert auf eine weitere Abwertung der ukrainischen Währung hin.
Die Verunsicherung der Investoren zeigte sich auch am Markt für Credit Default Swaps (CDS). Die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets ukrainischer Staatsanleihen bleibe mit Kosten von rund 1,1 Millionen Dollar teuer, teilte der Datenanbieter Markit mit.
Italien will Bonds zurückkaufen
Der geplante Rückkauf italienischer Anleihen hat den an der Börse gehandelten Papieren am Montag Auftrieb gegeben. Die Kurse der richtungweisenden zehnjährigen Titel stiegen um 0,3 Prozent auf 103,17 Punkte. Im Gegenzug verringerte sich die Rendite auf 4,159 Prozent von 4,199 Prozent am Freitag.
"Das Finanzministerium wird Anlegern sicher ein attraktives Angebot machen", sagte ING-Stratege Alessandro Giansanti. Das sei eine gute Gelegenheit, die Papiere zurückzugeben und das Geld in neue fünfjährige Titel zu investieren, die eine höhere Rendite böten.
Italien will am Dienstag variabel verzinste Titel mit Laufzeiten bis Dezember 2014 und September 2015, festverzinsliche Bonds mit Laufzeiten bis März und April 2015 sowie inflationsindizierte Anleihen mit einer Laufzeit bis September 2017 zurückkaufen. Damit müssen in den kommenden Jahren weniger Schulden zurückgezahlt werden. Vor drei Wochen hatte Italien Anleihen, die 2015 und 2017 ausliefen, erfolgreich in neue, bis 2018 laufende Papiere umgeschuldet.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ