Marktberichte

"Markt glaubt an die EZB" Euro faltet die Hände

"Der Markt glaubt daran, dass die EZB notfalls als Sicherheitsnetz fungiert und andere Länder vor Ansteckungsgefahren schützt."

"Der Markt glaubt daran, dass die EZB notfalls als Sicherheitsnetz fungiert und andere Länder vor Ansteckungsgefahren schützt."

(Foto: Reuters)

Das feste Vertrauen der Investoren in die Handlungsmacht der Europäischen Zentralbank scheint die Devisenmärkten vor größeren Erschütterungen abzuschirmen. Ökonomen gehen davon aus, dass Europa eine Lösung zur Rettung Zyperns finden wird - womöglich erst in letzter Sekunde.

Der Milliardenpoker um die Rettung des pleitebedrohten Euro-Krisenlands Zypern lastet schwer auf den Perspektiven des Euro: Schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone setzen der Gemeinschaftswährung zusätzlich zu. Der Euro fällt im Tagesverlauf zeitweise unter die Marke von 1,29 US-Dollar. Am späten Nachmittag liegt der Kurs bei 1,2930 Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,2910 (Mittwoch: 1,2945) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7746 (0,7725) Euro.

Bei einem Tagestief von 1,2881 Dollar stand der Euro am Vormittag zeitweise nur noch knapp über dem Dreimonatstief von 1,2844 Dollar, das er am Dienstag erreichte. Nach wie vor ist der Rettungspoker um Zypern das alles beherrschende Thema am Devisenmarkt. Beim Kampf gegen die Staatspleite rennt der Regierung in Nikosia die Zeit davon. Die EZB stellt nur noch bis Montag Notkredite bereit, ohne die der zyprische Bankensektor zusammenbrechen würde. Der neueste Rettungsplan soll einen Fonds mit Kapital unter anderem aus der Rentenkasse vorsehen. Auf diese Weise soll der von den Europartnern geforderte eigene Beitrag zum Rettungspaket finanziert werden.

Gegenwind bekam der Euro auch durch eine überraschend schwache Stimmung in den Führungsetagen der Unternehmen der Eurozone. Der Einkaufsmanagerindex fiel im März auf den niedrigsten Stand seit vergangenem November. Sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern trübte sich die Stimmung spürbar ein. Vor allem die Zahlen aus Deutschland enttäuschten. Dass mit Spanien ein großes Euro-Krisenland zu günstigeren Zinsen Staatsanleihen versteigern konnte, ging in diesem Umfeld nahezu unter.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85165 (0,85520) britische Pfund, 122,95 (123,69) japanische Yen und 1,2225 (1,2222) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1.613,75 (Vortag: 1.607,50) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 39.390,00 (39.420,00) Euro.

"Der Markt glaubt daran"

Die bislang bemerkenswert gelassenen Marktreaktionen auf das Scheitern der EU-Hilfen im zyprischen Parlament ist nach Einschätzung der Berenberg Bank ein Beleg für die erfolgreiche Krisenpolitik der EZB. "Der Markt glaubt daran, dass die Europäische Zentralbank notfalls als Sicherheitsnetz fungiert und andere Länder vor Ansteckungsgefahren schützt", sagte Chefvolkswirt Holger Schmieding.

Seit die Währungshüter im Spätsommer vergangenen Jahres unbegrenzte Anleihenkäufe von Krisenstaaten in Aussicht gestellt haben, hat sich die Lage deutlich entspannt. Selbst die Aussicht auf eine mögliche Pleite Zyperns brachte die Anleger zuletzt nicht nennenswert aus der Fassung. "Wenn die Stimmung hält - unabhängig davon, was mit Zypern passiert - haben wir das Schlimmste in der Euro-Krise überstanden," betonte Schmieding.

Rettung in letzter Sekunde?

Insgesamt geht der Chefvolkswirt aber nicht davon aus, dass Zypern in die Staatspleite rutscht und aus dem Euro ausscheiden wird. Die Einigung auf ein Rettungspaket in letzter Minute sei wahrscheinlich, erklärte er. Dem Inselstaat bleiben nur noch wenige Tage, um einen Zusammenbruch seines Finanzsektors zu verhindern. Um die Staatspleite noch abzuwenden, benötigt Zypern von EU und IWF rund 10 Mrd. Euro. Als Gegenleistung verlangen diese, dass der Finanzsektor geschrumpft werden muss und das Land eine Eigenleistung in Höhe von 5,8 Mrd. Euro zur Stabilisierung zyprischer Banken aufbringt.

Spanien besorgt sich Geld

Auch am Kapitalmarkt blieb die Stimmung weitgehend gelassen: Trotz der Zitter-Partie um die Zypern-Rettung konnte das Euro-Krisenland Spanien bei der Versteigerung eigener Staatsanleihen deutlich mehr Geld einsammeln als geplant. Die Versteigerung von Anleihen mit drei Laufzeiten spülte insgesamt 4,51 Mrd. Euro in die Staatskasse, wie die spanische Schuldenagentur mitteilte. Zuvor war ein Erlös in der Spanne zwischen 3,0 Mrd. Euro und 4,0 Mrd. Euro angesetzt worden.

Die Nachfrage war in allen Laufzeiten groß und die Renditen gingen leicht zurück. Im Laufzeitbereich bis 2015 fielen die Renditen gegenüber der letzten Auktion am 21. Februar von 2,54 auf 2,28 Prozent. Zudem kamen in Madrid zwei Titel unter den Hammer, die 2018 und 2023 auslaufen, bei denen ebenfalls die Renditen fielen.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen