Devisen-Vorschau Euro im Aufwärtstrend
31.10.2009, 10:00 UhrAuch wenn in der vergangenen Woche ein Schub an Risikoaversion den Wechselkurs des Euro zum Dollar unter Druck gebracht hat - an der grundsätzlichen Schwäche des Greenback hat sich nichts geändert.
So hat sich die Gemeinschaftswährung auch bereits in den vergangenen Tagen wieder von diesem Rückschlag erholt und strebt abermals der Marke von 1,50 US-Dollar zu. In der kommenden Woche dürfte der Euro diese psychologisch bedeutsame Hürde dann neuerlich überspringen. Auf das Pfund Sterling wird mit der geldpolitischen Entscheidung der Bank of England (BoE) hingegen womöglich ein abermaliger Schlag zukommen.
In der kommenden Woche wird allerdings nicht nur die BoE über Leitzins und quantitative Lockerung beraten, auch bei Europäischer Zentralbank (EZB) und Federal Reserve (Fed) stehen geldpolitische Entscheidungen an. Die wenigste Spannung dürfte dabei das Treffen der EZB-Ratsmitglieder am Donnerstag hervorrufen. Die Ökonomen der DZ Bank vermuten gleich einen "Non Event". Da EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wohl keine Neuigkeiten bereithalte, werde sich die Gemeinschaftswährung unbeeindruckt von seiner Pressekonferenz zeigen.
Fed im Fokus
Im Fokus der Devisenmarktteilnehmer dürfte daher die geldpolitische Entscheidung der Federal Reserve stehen. Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank berät am Dienstag und Mittwoch über Leitzinsniveau und quantitative Lockerung. Letztlich entscheiden die Notenbanker um Chairman Ben Bernanke damit auch über die Wechselkurse. Denn derzeit sind die in den einzelnen Währungsräumen zu erzielenden Renditen die treibende Kraft an den Devisenmärkten.
Unter solchen Konstellationen geben niedrig verzinste Währungen nach, hoch verzinste Devisen ziehen hingegen an. Der Grund für dieses gegenwärtig zu beobachtende Funktionsprinzip ist die Wiederkehr der Carry Trader, die Zinsdifferenzen ausnutzen. Deren Geschäft hat nach dem Einbruch in Folge des Platzens der Immobilienblase in den USA mittlerweile wieder rund zwei Drittel des Niveaus der Boomjahre 2006 und 2007 erreicht. Sie verschulden sich in niedrig verzinsten Währungen und investieren die Darlehen in hoch verzinste Devisen. Je höher die Zinsdifferenz, desto größer der Profit. Werden die Kredite nicht an den sicheren Renten-, sondern den wie zuletzt kräftig steigenden europäischen und asiatischen Aktienmärkten angelegt, winken noch höhere Gewinne.
Besonders gerne nehmen die Carry Trader schon seit einigen Monaten Darlehen in Dollar auf. Denn seitdem die Fed zur Bekämpfung der Kredit- und Wirtschaftskrise ihren Leitzins auf 0 Prozent bis 0,25 Prozent gesenkt hat, lässt sich ihr Geschäft weltweit nirgendwo billiger refinanzieren. Anschließend verkaufen sie den Greenback gegen die Devise des Währungsraums, in den sie investieren wollen - beispielsweise den Euro. Die Folge: Der Greenback gibt nach und die Gemeinschaftswährung zieht an. Dieser Mechanismus kommt erst dann zum Erliegen, wenn die Zinsdifferenz zwischen den beiden Carry-Trade-Währungen zusammenschmilzt, sprich die US-Notenbank damit beginnt, ihr Leitzinsniveau - selbst nur verbal - dem Hauptrefinanzierungssatz der EZB von 1 Prozent anzunähern. In der Vergangenheit hat die Fed ihre Geldpolitik immer mit einer Aggressivität gestrafft, die weltweit ihresgleichen sucht.
Dazu hat sie derzeit allerdings keinen Grund. Denn trotz des im dritten Quartal erstmals seit einem Jahr wieder gestiegenen US-Bruttoinlandsprodukts ist der Zustand der größten Volkswirtschaft der Welt weiter alarmierend. Schließlich geht das Wachstum zu großen Teilen auf Stimuli wie Abwrackprämien und Steuerrückerstattungen zurück. Von einem Aufschwung in der Größenordnung vorangegangener konjunktureller Erholung sind die USA immer noch meilenweit entfernt.
Allerdings hat die vergangene Woche auch gelehrt, dass die Risikotoleranz der Carry Trader nach den Kursgewinnen an den Aktienmärkten und den Wechselkursaufschlägen des Euro der zurückliegenden Monate nicht mehr sonderlich groß ist. Da drückt man dann lieber zu früh als zu spät den Verkaufsknopf und reduziert Risikopositionen eher zu stark als zu wenig. Daher wird den US-Konjunkturdaten der kommenden Woche besondere Bedeutung sowohl für die Aktien- als auch für die Devisenmärkte zukommen. Highlights sind dabei sicher der für Montag angekündigte ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe und der für Freitag avisierte Arbeitsmarktbericht.
Pfund ist angeschlagen
Für das Pfund Sterling könnte am Donnerstag mit der geldpolitischen Entscheidung der BoE eine abermalige Schwächephase beginnen. Zuletzt hat sich die britische Landeswährung etwas von den vorangegangenen Schlägen erholt. Denn angesichts des im dritten Quartal überraschend abermals gesunkenen Bruttoinlandsprodukts könnte die Notenbank ihre quantitative Lockerung abermals ausweiten und damit die Inflationsbefürchtungen noch weiter befeuern. Zuletzt reichten bereits im Sitzungsprotokoll vermerkte Erwägungen einer über das letztlich beschlossene Volumen hinausgehenden Aufstockung der Rückkaufprogramme für Wertpapiere aus, das Pfund Sterling auf Talfahrt zu schicken.
Quelle: ntv.de, dj