Portugal-Krise und die Folgen Euro ist müde
25.03.2011, 17:25 UhrDie Entwicklungen in Lissabon und Brüssel bleiben an den Devisenmärkten zunächst ohne sichtbare Konsequenzen. Ein weiterer Faktor erweist sich als stärker: die Erwartung steigender Zinsen. Aber kurstreibend ist auch diese nicht.
Der Euro kommt am letzten Handelstag dieser Woche nicht aus dem Knick. Zwar ist die 1,42er Marke greifbar, aber die Gemeinschaftswährung hält sich mit größeren Ausschlägen in diese Richtung spürbar zurück. Am Abend kostete der Euro 1,41 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,4115 Dollar festgesetzt nach 1,4128 Dollar am Donnerstag. Der Dollar kostete damit 0,7085 (0,7078) Euro.
"Sieben US-Cent Kursgewinne in nur sechs Wochen ist eine Menge Holz", stellt Armin Mekelburg vom UniCredit mit Blick auf die Stärke des Euro seit Mitte Februar fest.
Hilfen für Portugal?
Da immer noch nicht klar sei, wie genau der Rettungsfonds EFSF aufgestockt werden soll und auch die Konditionen des Hilfspakets für Irland bisher nicht festgezurrt werden konnten, hielten sich der Commerzbank zufolge auch die Zweifel. Mittlerweile hielten Investoren einen Hilfsantrag von Portugal für immer wahrscheinlicher.
Analysten führten das Festhalten der Anleger am Euro auf die Erwartung einer baldigen Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) zurück. "Man kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die EZB eine Zinserhöhung liefert. Damit stiege der Zinsvorsprung des Euro zum Dollar an", sagte UniCredit-Analyst Michael Rottmann.
Führende EZB-Vertreter hatten zuletzt bereits einen bevorstehenden Zinsschritt signalisiert. Jürgen Stark, Chefvolkswirt der Notenbank, sagte dem "Wall Street Journal", man könne die Zinsen nicht zu lange zu niedrig lassen. Derzeit beträgt der Leitzins für die Euro-Zone ein Prozent, während er in den USA knapp über null Prozent liegt. Die Stabilität des Euro wurde am Devisenmarkt auch als Zeichen der Schwäche des Dollar gewertet. "Das Sentiment gegenüber dem Dollar ist derzeit so vergiftet, dass in Europa schon fast kommen kann was will", sagte Rottmann.
Staatsanleihen im Blick
Die gesenkte Bonitätsnote für Portugal hat indes die Staatsanleihen des Landes unter Verkaufsdruck gebracht. Die zehnjährigen Papiere brachen in der Spitze um 2,25 Punkte auf 78,26 Punkte ein. Die Rendite stieg nach Reuters-Daten auf ein Rekordhoch von 8,257 Prozent.
"Solch ein Schritt war zwar von vielen erwartet worden, aber wenn es dann passiert, müssen doch noch etliche Investoren aussteigen, weil sie die Papiere mit so einem Rating gar nicht mehr im Portfolio haben dürfen", sagte ein Händler. Auch die Kosten für Kreditausfallversicherungen sowie die Risikoaufschläge zur vergleichbaren Bundesanleihe stiegen merklich.
Im Verlauf grenzten sich die Verluste schon wieder etwas ein, zuletzt rentierten die Papiere wieder knapp unter acht Prozent. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 3,270 Prozent.
Der Euro hat am Freitag zum Dollar eine Atempause eingelegt. Nach den starken Kursgewinnen der Gemeinschaftswährung am Vortag pendelt diese seit Donnerstagabend in einer engen Spanne zwischen 1,4140 und 1,42 USD. Gegen Mittag wird der Euro mit 1,4170 USD bezahlt. "Sieben US-Cent Kursgewinne in nur sechs Wochen ist eine Menge Holz", stellt Armin Mekelburg vom UniCredit mit Blick auf die Stärke des Euro seit Mitte Februar fest.
Der Devisenstratege rechnet damit, dass bei Investoren die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen zunimmt. Sollte jedoch der Euro über die Höchststände vom November knapp unter 1,43 USD steigen, könne das "immense Sogwirkung Richtung 1,50 USD auslösen". Auch Helaba-Stratege Ralf Umlauf ortet beim Hoch vom 4. November "die entscheidende technische Hürde" für weitere Aufwärtsavancen des Euro. Technisch unterstützt sei der Euro bei 1,4120 USD.
Der ifo-Index hat unterdessen die Wechselkurse kalt gelassen. Trotz des Erdbebens in Japan hat sich das Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft Deutschlands im März entgegen den Erwartungen nur leicht eingetrübt. "Ungeachtet dessen dürfte der weiterhin hohe Ölpreis und die Aussicht auf höhere Leitzinsen in der Eurozone die Stimmung der Unternehmer belasten", prognostiziert Helaba-Stratege Umlauf.
Zum Schweizer Franken ist der Euro unterdessen auf ein Zehntageshoch gestiegen. Händlern zufolge wurde der Anstieg durch Optionsgeschäfte im frühen Handel ausgelöst, welche Stop-Loss-Verkäufe von Franken gegen Euro nach sich gezogen hätten. Der Euro ist auf 1,2930 CHF gestiegen von Kursen um 1,2880 CHF im frühen europäischen Währungsgeschäft.
Am Nachmittag steht mit der zweiten Umfrage des Index der Universität Michigan ein weiteres Stimmungsbarometer auf der Agenda. Zudem halten am Nachmittag gleich mehrere Gouverneure der US-Notenbank Reden. Daneben stehen Beobachtern zufolge die Nuklearkatastrophe in Japan, der fortdauernde Bürgerkrieg in Libyen und die politischen Unruhen in Syrien und dem Jemen im Fokus der Finanzmärkte.
Nach dem Rekordhoch vom Donnerstag ist der Goldpreis wieder etwas zurückgefallen. Die Feinunze wird in London mit 1.437 USD b
Quelle: ntv.de, rts/dpa