Marktberichte

Italiens Reformen locken Euro kommt aus dem Knick

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(Foto: dpa)

Die Zukunft des Euro hängt von Italien ab, heißt es. Und genau dort zeigt sich zumindest ein kleiner Silberstreif: Regierungschef Monti kündigt umfassende Reformen an. Beobachter bleiben dennoch skeptisch. Denn Spanien tankt bereits zu "Apothekenpreisen" frisches Geld am Markt. "Das Sentiment für den Euro dürfte mittelfristig bearish bleiben", heißt es.

Die Ankündigung eines umfassenden Reformprogramms in Italien hat den Euro  Händlern zufolge am Nachmittag noch einmal angeschoben. Die Gemeinschaftswährung kletterte bis auf 1,3540 Dollar nach 1,3459 Dollar im New Yorker Schlussgeschäft vom Mittwoch.

Der Dax drehte mit 5919 Zählern knapp ins Plus. In seiner Antrittsrede im Senat stellte der neue italienische Ministerpräsident Mario Monti in Rom eine Steuer-, Renten- und Arbeitsmarktreform in Aussicht.         

Auftrieb erhielt der Euro auch von besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten. Das schüre wieder etwas mehr Risikoappetit, sagte ein Händler. Vergangene Woche stellten so wenige Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe wie seit sieben Monaten nicht mehr. Und auch der Wohnbaumarkt stabilisierte sich etwas: Die Zahl der Baubeginne sank im Oktober auf das Jahr hochgerechnet lediglich um 0,3 Prozent auf 628.000 - Analysten hatten mit einem deutlicheren Rückgang auf 610.000 gerechnet.

Insgesamt gingen Marktexperten aber davon aus, dass die Erholung beim Euro nur von kurzer Dauer sein dürfe. "Ich denke nicht, dass Montis Aussagen allein dem Euro dauerhaften Schub verleihen", sagte Omer Esiner, Marktanalyst bei Commonwealth Foreign Exchange. Solange keine nachhaltigen Lösungen für alle Sorgenkinder der EU präsentiert würden, dürfte der Euro weiter unter Druck stehen.

Fitch sorgt für schlechte Stimmung

In der Nacht war der Euro bis auf 1,3422 US-Dollar zurückgefallen und damit auf den tiefsten Stand seit dem 10. Oktober, nachdem die Rating-Agentur Fitch vor einer Ansteckung der US-Banken durch die Krise in der Euro-Zone gewarnt hatte.

Auf 50 Mrd. US-Dollar beziffert Fitch das Engagement der größten Banken des Landes in Staatsanleihen der hoch verschuldeten europäischen Länder. Sollte die europäische Schuldenkrise noch länger dauern, hätte das nicht nur Auswirkungen auf die Staatsanleihen-Portfolios der Banken, sondern würde sie auch im Aktienbereich treffen, heißt es am Markt. Denn die Zurückhaltung der Investoren schlage sich auf das Handelsvolumen und die Provisionen nieder.

Spanien kauft zu "Apothekenpreisen"

Wie kritisch die Lage ist, zeigte auch die enttäuschende Anleiheauktion in Spanien. Allen Sparbemühungen zum Trotz brachte die spanische Regierung ihre Papiere nur mit Mühe an den Mann. Und dies auch nur zu Apothekenpreisen, denn Anleger haben sich ihr Engagement teuer bezahlen lassen. Folge sind die höchsten Renditen für zehnjährige Titel seit Start des Euro.

Die Maximalrendite kletterte bis auf 7,088 Prozent, die Durchschnittsrendite lag bei 6,975 Prozent. Ein Renditeniveau von über 7 Prozent- bereits die Marke von 6 Prozent gilt als kritisch - können sich weder Spanien noch Italien länger leisten. Irland und Portugal mussten unter den Rettungsschirm der EU schlüpfen, nachdem die Renditen nachhaltig in den Bereich zwischen 6 Prozent und 7 Prozent gestiegen waren.

Die EZB als letzte Instanz

"Das Sentiment für den Euro dürfte mittelfristig bearish bleiben", meinte ein Händler. "Das Krisenmanagement in Europa scheint derzeit mehr oder weniger zum Stillstand gekommen zu sein", kritisieren die Analysten der Commerzbank. Das dürfte vor allem daran liegen, dass kein Hebel für den EFSF gefunden werden konnte. Die Anleihekäufe der Zentralbank seien derzeit das einzige Mittel, um eine weitere Eskalation der Krise zu verhindern.

Impulse könnten am Nachmittag von den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe sowie vom Konjunkturindex der Notenbankfiliale in Philadelphia ausgehen. Aus technischer Sicht würde ein Bruch des Abwärtstrends bei 1,3563 US-Dollar die Lage verbessern, heißt es bei candlestick.de. Nach unten liege bei 1,3360 US-Dollar eine Unterstützung.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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