Marktberichte

Dollar-Kurs auf Jahrestief Euro kraxelt über 1,41 Dollar

Der Euro richtet sich über der Marke von 1,40 Dollar häuslich ein. Angetrieben wird er nicht durch die konjunkturelle Stärke von Euroland, sondern von der Dollarschwäche. Anleger lassen die US-Währung wegen der sich abzeichnenden neuerlichen Geldmengenausweitung fallen wie eine heiße Kartoffel.

Die Kraxelpartie geht weiter.

Die Kraxelpartie geht weiter.

(Foto: REUTERS)

Aus Furcht vor einer galoppierenden US-Inflation haben sich erneut viele Anleger vom Dollar abgewendet. Die Aussicht auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik, im Börsenjargon "Quantitative Easing (QE) 2.0" genannt, sorgte weltweit für Verkäufe.

Der Dollar-Index, der die Kursentwicklung zu sechs wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel auf den niedrigsten Stand seit etwa einem Jahr. Zu der als sicherer Anlagehafen geltenden Schweizer Valuta fiel der US-Dollar auf ein Rekordtief von 0,9466 Franken. Zur japanischen Währung lag er mit 80,97 Yen auf einem neuen 15-1/2-Jahres-Tief. Händlern zufolge gibt es keine neuen Anzeichen, dass die japanischen Behörden erneut gegen die Yen-Stärke intervenieren könnten. Der australische US-Dollar erreichte erstmals seit Anfang der 80er Jahre fast die Parität zu seinem US-Pendant. Parallel dazu übersprang der Euro die psychologisch wichtige Marke von 1,41 US-Dollar und war damit so teuer wie seit fast neun Monaten nicht mehr.

Verunsicherung wegen "QE 2.0"

Einer der Hauptgründe für die US-Dollar-Schwäche sei die Verunsicherung über die Ausgestaltung des "QE 2.0", betonten die Analysten der Commerzbank. Eine klare Strategie lasse sich derzeit nicht erkennen. "Es entsteht eher der Eindruck einer ratlosen und panischen Fed, als dass Vertrauen in ihre Geldpolitik entsteht."

Die am Nachmittag veröffentlichten Daten hätten diese Erwartung, dass es zu zusätzlichen Aufkäufen von Staatsanleihen komme verstärkt, sagte Ulrich Wortberg Devisenexperte bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). So hätten die US-Erzeugerpreise keinen Inflationsdruck signalisiert. Zudem seien die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unerwartet gestiegen. Die am Freitag anstehenden Konjunkturdaten dürften den Handlungsdruck auf die Fed noch erhöhen, erwartet Wortberg.

Vor diesem Hintergrund warte der Markt auch gespannt auf eine Rede von US-Notenbankchef Ben Bernanke am Freitag. "Seine Ausführungen zu den 'Zielen und Instrumenten der Geldpolitik in einem Umfeld niedriger Inflation' sind für die Überbrückung der Zeit bis zum eigentlichen Fed-Zinsentscheid am 3. November von größter Bedeutung", schrieben die Devisenexperten des Bankhauses Metzler. Sie könnten mehr Klarheit über Handlungsalternativen und Zeitplan in Sachen "QE 2.0" schaffen.

Singapur weitet Wechselkursspanne aus

Als Auslöser für den aktuellen Kursrutsch des US-Dollar nannten Marktbeobachter die überraschende Ausweitung der Handelsspanne für den Wechselkurs des Singapur-Dollar. "Dies steigert die Wahrscheinlichkeit von weiteren Aufwertungen asiatischer Währungen, inklusive der chinesischen, im Vorfeld des G20-Treffens", sagte Devisenexperte Hideaki Inoue von der Mitsubishi Trust Bank.

Die Finanzminister der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer wollen sich Ende Oktober zusammensetzen, gefolgt von einem Gipfel-Treffen Anfang November. Die US-Währung fiel als Reaktion die ausgeweitete Handelsspanne am Donnerstag auf ein Rekordtief von 1,2896 Singapur-US-Dollar.

Flucht in andere Anlageklassen

Die Inflationsängste trieben Anleger in Aktien und andere Anlageklassen, sagte Finanzmarkt-Experte Tsutomu Soma von Okasan Securities. Der Dax kletterte auf ein 25-Monats-Hoch und der MSCI-Index der weltweit wichtigsten Börsenwerte erreichte fast wieder das Niveau unmittelbar vor der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008.

Zahlreiche Anleger schichteten ihr Geld zudem in Rohstoffe um. Diese werden meist in US-Dollar gehandelt und verbilligen sich bei einer Abwertung der US-Währung für Investoren außerhalb der USA. Gold setzte seine Rekordjagd fort und verteuerte sich auf bis zu 1387,10 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Silber erreichte mit 24,90 US-Dollar ein neues 30-Jahres-Hoch. Eine Tonne Kupfer kostete mit 8490 US-Dollar so viel wie seit Juli 2008 nicht mehr. Auch der Ölpreis zog an. Die richtungsweisende US-Sorte WTI stieg um bis zu 1,3 Prozent auf 84,12 US-Dollar je Barrel (159 Liter).

Quelle: ntv.de

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