Marktberichte

Auf Vor-Lehman-Niveau Dax setzt Aufholjagd fort

Die Börsen setzen auf eine neue Geldspritze der Fed. Diese Stimmung trägt den Dax auf den höchsten Stand seit dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers vor zwei Jahren. Seit seinem Tiefststand im März 2009 macht das Börsenbarometer fast 80 Prozent wieder gut.

Die Aussicht auf eine neuerlichen Geldmengenausweitung durch die Fed treibt die Anleger an.

Die Aussicht auf eine neuerlichen Geldmengenausweitung durch die Fed treibt die Anleger an.

(Foto: REUTERS)

Die Rally am deutschen Aktienmarkt hat sich am Donnerstag mit gebremster Kraft fortgesetzt. Für Gesprächsstoff sorgten vor allem Unternehmen aus der zweiten Reihe.

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Der Dax schloss bei  6455 Punkten und nahm ein Plus von 0,3 Prozent mit in den Feierabend. Mit dem Tageshoch bei 6.485 Zählern hatte das Börsenbarometer zuvor wieder ein Jahreshoch markiert. Im Rückblick wurden seit dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers und dem Tiefstpunkt im Dax im März 2009 rund 80 Prozent der Kursverluste wieder aufgeholt.

Der TecDax hielt sich mit 0,6 Prozent im Plus bei 808 Zählern. Selbst der MDax holte nach einem kleinen Zwischenhänger wieder auf und schloss mit 0,03 Prozent im Plus auf 9161 Zählern.

Angesichts der sich immer deutlicher abzeichnenden neuerlichen Geldmengenausweitung durch die US-Notenbank Federal Reserve würden die Anleger wagemutiger, sagten Händler. Die bei genauerer Betrachtung eher mäßig ausgefallenen Quartalszahlen von Intel und JP Morgan störten den Markt einfach nicht. "Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, da sie Wertpapierkäufe durch die Federal Reserve wahrscheinlicher machen", fasste es ein Börsianer zusammen.

Die US-Konjunkturdaten fielen gemischt aus: In der Vorwoche mussten mit 462.000 deutlich mehr Menschen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stellen als in der Vorwoche und damit mehr als erwartet. Zudem zogen im September die Produzentenpreise stärker als erwartet an. Der schwache Arbeitsmarkt erhöht die Chance auf "QE2" ("quantitative easing" Teil 2, Anmerk. der Red.). "Die Fed wird vor diesem Hintergrund wohl an ihrem Plan festhalten, schon bald eine weitere quantitative Lockerung zu beschließen", erklärten Analysten der Helaba.

Nachdem am Vortag mit JP Morgan die erste große US-Bank ihren Unternehmensbericht für das vergangene Quartal vorgelegt hat, steht heute das nächste Highlight an: nach Sitzungsende an der Wall Street legt Google seine Bücher offen. Analysten erwarten im Mittel ihrer Prognosen, dass der Suchmaschinenbetreiber einen Gewinn von 6,68 Dollar je Aktie erwirtschaftet haben wird.

Zu den großen Dax-Gewinnern zählten vor allem die Versorger: Eon legten 1,0 Prozent zu, RWE stiegen um 0,9 Prozent. Ein Händler machte dafür Indexkäufe verantwortlich, die besonders die Schwergewichte betreffen. Angesichts der Dividendenrendite müsse man die beiden Papiere aber einfach haben, sagte ein anderer Börsianer. Zum aktuellen Kurs liegt die Dividendenrendite - gemessen an der Ausschüttung in diesem Jahr - bei beiden Titeln bei rund sieben Prozent. Damit gehören die beiden Versorger zu den im DivDax gelisteten dividendenstärksten Werten der ersten deutschen Börsenliga.

SAP-Aktien stiegen um 0,4 Prozent und damit auf ein Jahreshoch. Am Markt halten sich hartnäckig Spekulationen um eine mögliche Übernahme durch Hewlett-Packard (HP), die bereits am Vortag erneut hochgekocht waren. Erst Anfang Oktober war bekanntgeworden, dass der PC-Hersteller ab dem 1. November vom ehemaligen SAP-Chef Leo Apotheker geleitet wird.

Gefragt waren ansonsten Finanzwerte: Allianz stiegen knapp 0,9 Prozent. Munich Re verteuerten sich um 0,7 Prozent. Für Commerzbank ging es dagegen um 1,6 Prozent abwärts. Vorstand Markus Beumer sagte, dass die Wertberichtigungen im kommenden Jahr zurückgehen würden. Das Firmenkundengeschäft profitiere von der guten Konjunktur, und auch die Kreditnachfrage stabilisiere sich.

In der zweiten Reihe verbilligten sich Südzucker um 1,9 Prozent. Im zweiten Quartal hat das Unternehmen lediglich einen Nettogwinn von 50 Mio. Euro erwirtschaftet, der Analystenkonsens hatte jedoch 70 Mio. Euro gelautet. Marktteilnehmer vermuten, dass diese Differenz aus Restrukturierungskosten von 19 Mio. Euro resultiert. "Nach dem Kursplus von 20 Prozent seit Ende September ist das eine Einladung zu Gewinnmitnahmen sein", so ein Händler.

Hugo Boss verteuerten sich nach überraschend vorgelegten Zahlen um 4,7 Prozent. Der Damen- und Herrenausstatter erhöhte nach einem besser als erwarteten Abschneiden im dritten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr.

Einen kräftigen Kursaufschlag verzeichneten Wacker Neuson im SDax. Die Titel des Baumaschinenherstellers verteuerten sich um 6,2 Prozent und notierten damit so hoch wie seit Mai 2008 nicht mehr. Analysten von der DZ Bank bestätigten ihre Kaufempfehlung und setzten den fairen Wert auf 13,90 von 12,50 Euro herauf. Zur Vorlage der Quartalsergebnisse am 12. November wird mit einer deutlichen Anhebung des extrem konservativen Gesamtjahresausblicks gerechnet.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa

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