Staatsanleihen begehrt Euro leicht erholt
16.08.2010, 15:06 UhrDie labile Weltkonjunktur treibt die Anleger in Staatsanleihen. Der japanische Yen bleibt als Geldanlage attraktiv. Der Euro kann zum US-Dollar leicht zulegen.
Trübe Aussichten für die Weltkonjunktur und die anhaltende Verunsicherung über die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise haben Anleger verstärkt in sicher geltende Staatsanleihen getrieben. Sie griffen vor allem bei Papieren mit langen Laufzeiten zu.
Der Kurs der 30-jährigen Bundesanleihe kletterte auf bis zu 132,35 Punkte, gleichzeitig fiel die Rendite auf ein Rekordtief von 3,078 Prozent. Die Rendite der französischen Papiere mit einer Laufzeit von 50 Jahren war mit 3,355 Prozent ebenfalls so niedrig wie noch nie. Der Kurs der 30-jährigen US-Staatsanleihen (T-Bonds) stiegen um mehr als eineinhalb Punkte auf bis zu 101-30/32 Zähler.
"Offenbar stellt sich der Markt auf dauerhaft niedrige Zinsen ein", sagte Unicredit-Analyst Kornelius Purps. "Daher müssen langfristig orientierte Investoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds schnell auf den Zug aufspringen, um sich wenigstens die aktuellen Renditen noch zu sichern."
Kürzer laufende Bonds standen ebenfalls hoch im Kurs. So kletterte der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, um bis zu 54 Ticks auf ein Rekordhoch von 132,02 Punkten. Sein US-Pendant notierte mit 133-17/32 Stellen immerhin so hoch wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Börsianern zufolge profitierten die Papiere von der wieder zunehmenden Risiko-Aversion der Anleger.
"Die japanischen Konjunkturdaten bestimmen heute die Stimmung am Anleihemarkt", sagte ein Londoner Rentenhändler. Außerdem untermauere die im Rahmen der Erwartungen ausgefallene europäische Inflation die Einschätzung, dass vorerst nicht mit einer anziehenden Teuerung und mit entsprechend steigenden Leitzinsen gerechnet werden müsse. Die japanische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal nur um magere 0,1 Prozent. Analysten hatten dagegen mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet.
Einen Tag vor der Emission irischer Staatsanleihen kletterten die Risikoaufschläge (Spreads) für zehnjährige Papiere des Landes im Vergleich zu den entsprechenden Bundestiteln auf 314 Basispunkte. Dies ist der höchste Stand seit drei Monaten. Die Kosten für die Versicherung eines zehn Millionen Euro schweren irischen Kredits stieg auf ein 17-Monats-Hoch von 20.000 auf 300.000 Euro. Ende vergangener Woche hatte die schwache Nachfrage bei der Platzierung italienischer Anleihen bereits die Spreads einiger europäischer Staaten in die Höhe getrieben.
Die stagnierende japanische Wirtschaft schmälerte die Attraktivität des Yen als Geldanlage nicht. Der US-Dollar verbilligte sich um gut ein Prozent auf 85,26 Yen. Die japanische Währung profitierte dabei Börsianern zufolge von ihrer Anziehungskraft als "sicherer Hafen" am Devisenmarkt. Gleiches gelte für den Schweizer Franken. Der Euro fiel um bis zu 0,7 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Tief von 1,3273 Franken. Der Dollar war mit 1,0352 Franken zeitweise so billig wie seit zehn Tagen nicht mehr. Der Euro/Dollar-Kurs bewegte sich dagegen kaum. Die Gemeinschaftswährung kostete mit 1,2855 Dollar etwas mehr als zum New Yorker Handelsschluss am vergangenen Freitag.
Quelle: ntv.de, rts