Anleger flüchten in Bundesanleihen Euro tiefer im Kurs
08.06.2012, 14:27 Uhr
Die Anleger verlieren nun doch etwas die Fassung.
(Foto: dpa)
Der Eurokurs weitete seine anfänglichen Kursverluste wegen der Unsicherheit um Spanien weiter aus. Spanien wird angeblich diesen Samstag beim Euro-Rettungfonds EFSF einen Antrag auf Hilfe für seine kriselnden Banken stellen. Hoch im Kurs stehen wieder einmal Bundesanleihen.
Zerschlagene Hoffnungen auf neue US-Konjunkturhilfen und die Verunsicherung über die weitere Entwicklung in der Schuldenkrise belasten den Euro wieder einmal. Hoch im Kurs bei den Anlegern stehen dagegen die als sicherer Hafen geltenden Bundesanleihen.
Die Gemeinschaftswährung kostete am Mittag 1,2459 Dollar nach 1,2563 Dollar am Vorabend in New York. Nach der überraschenden Zinssenkung Chinas war der Euro am Donnerstag zeitweise noch bis auf 1,2625 Dollar geklettert.
Für Gesprächsstoff an den Märkten sorgte vor allem Spanien. Aus Kreisen der EU und der deutschen Regierungskoalition hieß es, dass Spanien offensichtlich plant, am Samstag beim europäischen Rettungsfonds EFSF einen Hilfsantrag zur Rekapitalisierung seiner Banken zu stellen. Eine Sprecherin der spanischen Regierung sagte, sie habe keine Kenntnis von einer bevorstehenden Ankündigung der Regierung zur Bankenhilfe.
Die Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für den Kapitalbedarf der spanischen Institute würden bereits am Freitag erwartet, hieß es außerdem aus gut informierten Kreisen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber auch nicht.
Die Ratingagentur Fitch hatte die Kreditwürdigkeit von Spanien am Donnerstag um gleich drei Noten gesenkt. Sie begründete dies vor allem mit den Risiken im spanischen Bankensektor. Zudem zeigen laut Experten die rückläufigen deutschen Exporte im April, dass die Krise zunehmend auf der Konjunktur der gesamten Eurozone lastet.
Italien ist nur in Deckung gegangen
Kurzfristig könnte der Druck an den Finanzmärkten dadurch abnehmen, kommentierte Volkswirt Ralph Solveen von der Commerzbank. "Allerdings dürfte es bald zu vermehrten Spekulationen darüber kommen, ob das Land nicht auch für die normalen Staatsfinanzen ein Rettungsprogramm beantragen muss. Zudem dürfte nun Italien wieder mehr in den Fokus der Investoren rücken, wofür es auch genügend Gründe gibt."
Auf dem Euro lasteten zudem Spekulationen, dass die chinesische Zentralbank die Zinsen nur deshalb gesenkt habe, da am Wochenende anstehende Konjunkturdaten möglicherweise enttäuschen könnten.
Für große Enttäuschung hatte am Donnerstag auch Fed-Chef Ben Bernanke gesorgt, weil er sich vor demUS-Kongress nicht auf neue Konjunkturhilfen festlegen wollte, um die US-Wirtschaft in Schwung zu bringen. Er sagte, die Geldpolitik sei kein Allheilmittel und zerschlug damit entsprechende Hoffnungen an den Märkten. "Manche hatten hohe Erwartungen an Bernanke, die er nicht erfüllt hat", sagte Ayako Sera, Volkswirt bei der Sumitomo Mitsui Trust Bank. Angeheizt hatte die Spekulationen Bernankes Stellvertreterin Janet Yellen, die sich für konjunkturstützende Maßnahmen ausgesprochen hatte.
Bundesanleihen gefragt
Die Anleger setzten am Freitag auf die als sicher geltenden deutschen Bundesanleihen. Der Bund-Future stieg um einen vollen Punkt auf 144,12 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sank auf 1,283 Prozent.
Die Rendite der spanischen Anleihen kletterte hingegen auf 6,22 Prozent. Die Ratingagentur Fitch hatte die Bewertung der Bonität des Landes am Donnerstag um drei Stufen auf "BBB" gesenkt. Das Land liegt damit nur noch knapp oberhalb des von vielen Investoren gefürchteten "Ramsch"-Status.
Quelle: ntv.de, rts